Sanfter Mann sucht Frau
Sehenswertes Beziehungsdrama auf Arte - Bauer sucht Frau auf Französisch: Eine mit leisem Humor erzählte Romanze mit glaubwürdigen Darstellern, die die Härten des Landlebens nicht ausspart.
Berlin (dpa) - Ihre Geschichte beginnt mit einer ehrlich gemeinten Annonce: Sanfter Mann, 46 Jahre, sucht junge Frau, die das Land liebt. Der Milchbauer Paul möchte nicht länger nur mit Schwester und Onkel auf dem einsamen Hof in der Auvergne leben.
Die Antwort lässt auf sich warten und lautet: Hallo Paul, ich heiße Annette. Ich lebe mit meinem Sohn in einer Kleinstadt im Norden. Ich bin 38. Ich weiß nicht, ob das noch jung ist. Und so entfaltet sich eine zarte, nicht unkomplizierte Romanze mit glaubwürdigen Charakteren und genauer Milieuzeichnung. Das sehenswerte, preisgekrönte französische Beziehungsdrama Sanfter Mann sucht Frau (Originaltitel: L'annonce) läuft am Freitag (19.02.) um 20.15 Uhr bei Arte.
Für die attraktive, stille Annette (stark: Alice Taglioni) kommt der Notruf des Bauern, der es grundehrlich meint, genau zur rechten Zeit. Die Lagerarbeiterin will sich endlich vom gewalttätigen Didier trennen, dem Vater ihres Sohnes Eric. Didier sitzt noch im Gefängnis, kommt aber bald raus. Also will Annette nur noch weg, und zieht mitten im Winter etwas überstürzt mit Paul (Eric Caravaca) zusammen. Aber das Landleben ist nichts für Weicheier.
Pauls etwas verhärmte Schwester Nicole (Claude Perron) beäugt die Neue aus der Stadt misstrauisch, und Annette hat ihrem Bauern aus Angst vor einer Zurückweisung nichts von dem fiesen Ex erzählt. Erwachsene haben Geheimnisse, rechtfertigt sie sich gegenüber ihrem Sohn, dem es in der verschneiten Hügellandschaft im Herzen Frankreichs bald ganz gut gefällt.
Die französische Regisseurin Julie Lopes Curval entwirft nach der Romanvorlage von Marie-Hélène Lafon das lebensnahe Porträt zweier Menschen, die sich langsam kennen- und lieben lernen. Die bildhübsche Alice Taglioni verkörpert glaubhaft die alleinerziehende Mutter, die endlich einen behüteten Platz zum Leben für sich und ihren Sohn sucht. Eric Caravaca gibt ganz unglamourös mit Dreitagebart und verwuschelter Mähne den bedächtigen Landwirt, der sein Glück in der Liebe kaum fassen kann.
Dabei verzichtet dieser einfühlsame Winterfilm, in dem alle immer frieren, auf dramatische Zuspitzungen. Stattdessen erzählt er vom harten bäuerlichen Alltag, der nur mit Humor und Solidarität zu bewältigen ist: Man hilft sich gegenseitig auf dem Dorf, und nennt seine Kühe nach Figuren aus der griechischen Mythologie. Da muhen dann Ighigenie und Penelope im Stall um die Wette.
Für ihren Film gewann Julie Lopes Curval 2015 den Preis für die beste Regie auf dem Fernsehfilmfestival von La Rochelle. Schon für ihr Spielfilmdebüt Bord de mer wurde die Französin 2002 beim Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.