Schwarzach 23 und die Hand des Todes
Eine ganze Familie voller Polizisten: Das ist doch mal Stoff für einen neuen Samstagabendkrimi im Zweiten.
Berlin (dpa) - Eine Männerleiche liegt im Auto, das gibt es öfter in einem TV-Krimi. Aber weniger oft ist zu sehen, wie das alles zusammen in einer Schrottpresse zu einem kompakten Haufen geformt wird.
Zum Glück schlägt der Hofhund prompt Alarm, den Arm des toten Anton im Maul - Hund und Arm gehörten dem verblichenen Besitzer des Schrottplatzes. So beginnt der etwas andere Familienkrimi mit dem Titel Schwarzach 23 und die Hand des Todes, der an diesem Samstag (20.15 Uhr, ZDF) zu sehen ist.
Die Germingers sind allesamt Polizisten (oder waren es mal oder wollen es mal werden) und wohnen in der Straße Schwarzach 23, irgendwo in einer bayerischen Kleinstadt. Zur Familie gehören: Franz junior (Maximilian Brückner) samt Tochter Emma, die er allein großzieht; seine Schwester Anna (Marlene Morreis), die ständig woandershin versetzt wird - und beide Eltern Franz senior (Friedrich von Thun) und seine geschiedene Frau Erika (Gundi Ellert). Gemeinsam - oder gelegentlich auch mal weniger gemeinsam - wollen sie den Tod des Schrotthändlers aufklären und müssen dabei ganz nebenbei irgendwie die Familie zusammenhalten.
Maximilian Brückner (36) erzählt im ZDF-Interview: Der Franz ist ein korrekter Polizist, der überhaupt nicht damit klar kommt, dass der Vater sich ständig in seine Ermittlungen einmischt. Und das auch noch hinter seinem Rücken! Der Vater ist ihm oft peinlich. Außerdem kommt er mit der nicht eindeutigen Trennung der Eltern nicht zurecht. In Franz junior habe sich vieles aufgestaut. Vater und Sohn feixen allerdings nicht nur miteinander, sie tun sich richtig weh, da geht es ans Eingemachte.
Was im Übrigen auch für die Eltern von Franz junior gilt, wie Friedrich von Thun (73) im selben Interview ergänzt: Spannend ist auch die Beziehung zwischen Erika und Franz senior. Die beiden verbindet nach wie vor sehr viel, obwohl sie kein Paar im klassischen Sinne mehr sind. Aber dem Germinger passt es nun mal nicht, dass seine Frau einen Liebhaber hat, und sie wiederum horcht auf, als sie hört, dass es eine Lilly in seinem Leben gibt. Ich bin gespannt, wie es mit Erika und Franz weitergeht.
Germinger junior hat Visionen: Ein Jesus steigt vom Kreuz am Wegesrande, er legt im Geiste auf den gemeuchelten Schrotthändler an, und seinen Vater muss er nach einer Razzia in der Unterhose aus dem Puff holen. Es geht in dem Krimi also vor allem um Junior gegen Senior, um Loyalität in der Familie, und ganz nebenbei noch um die Aufklärung eines Todesfalls. Frei nach dem Motto: Wenn man sich anschreit, weil man sich Sorgen macht, dann nennt man das Familie, wie Germinger senior so schön sagt. Natürlich ist auch er in krumme Geschäfte verwickelt, und am Ende rettet ihn ausgerechnet sein Sohn aus einer wirklich brenzligen Situation.
Autor Christian Jeltsch und Regisseur Matthias Tiefenbacher setzen auf Western-Atmosphäre, fahle Farben und fein ausgewählte Musik. Da bleibt zwar die Spannung etwas auf der Strecke, aber dafür entschädigen einige hübsche Momente mit wirklich groteskem Humor (Eintopf kann man nicht grillen).
Am besten aber sind die glänzend aufgelegten Schauspieler, die vor allem den kleineren Rollen das nötige Profil geben. Der Kneipier Harry (André Jung) muss so einiges aushalten, auch der Geldverleiher und Möchtegern-Killer Böhm (Thomas Schmauser) schaut schön schmierig aus - seine etwas sonderbare Mutter Louise (Elisabeth Schwarz) lässt gar einen Revolver im Gulasch verschwinden. Alsbald liegen zwei weitere Männer tot in einem Schrottauto. Die Geschichte ist also verzwickt, aber der Fall ist klar: Von dieser schrägen und verschrobenen Familie möchte man auch künftig gern mehr sehen.