TV-Tipp Schwarzbrot in Thailand
Viele Deutsche wandern nach Thailand aus, weil sie sich in tropischer Atmosphäre ein glücklicheres Leben versprechen. Von den Hürden, die sich einem älteren Hamburger Ehepaar dabei in den Weg stellen, erzählt die ARD-Komödie "Schwarzbrot in Thailand".
Berlin (dpa) – Sonnenschein und Palmen, sexuelle Verheißungen, billige Drogen oder schlicht ein kostengünstiger, vergleichsweise luxuriöser Lebensunterhalt: Gründe für jüngere Aussteiger, aber oft auch Rentner, nach Thailand zu ziehen, gibt es viele. Schätzungen zufolge sollen inzwischen 40 000 Deutsche in dem südostasiatischen Königreich leben.
In der ARD-Komödie "Schwarzbrot in Thailand" an diesem Freitag um 20.15 Uhr von Florian Gärtner ("Das Feuerschiff") ist es ein älteres Bäckerehepaar, dass dorthin aufbricht, nachdem es seinen kleinen Betrieb am Rande Hamburgs an die Tochter übergeben hat. Vor allem Tanja Berger (Marie Gruber) sehnt sich in die Ferne.
Nach 40 Jahren am Bäckereitresen erhofft sie sich im tropischen Klima ein wenig Exotik und Abenteuer, die auch ihrer Ehe guttun sollten. Gatte Ottmar (Veit Stübner) geht aus Liebe zu seiner gesundheitlich angeschlagenen Frau einfach mit – zumal beiden die bescheidene Rente in der Heimat nicht allzu viel bieten könnte. Doch im florierenden Badeort Pattaya angekommen, werden die unterschiedlichen Gemütslagen und Wünsche der braven Durchschnittsbürger bald krass deutlich: Tanja möchte etwas unternehmen, schick essen gehen oder auch mal Kulturdenkmäler besichtigen – während Ottmar am liebsten die Füße hochlegt und via Satellit "Tagesschau" und "Tatort" guckt.
Das aktuelle Thema der Auswanderung dorthin, wo andere Urlaub machen, kombiniert die eher verhalten komische Relevant-Film-Produktion mit der Problematik langjähriger Paare. Die geraten häufig in eine Krise, wenn festgefügte äußere Umstände wegfallen. Das Drehbuch schrieben Thorsten Näter und Grimme-Preisträgerin Susanna Salonen nach einer Vorlage von Gernot Gricksch. Ergebnis ist eine recht unterhaltsame Ehegeschichte, die sich vielschichtiger entwickelt, als sie auf den ersten Blick erscheint. Mit Hauptdarstellern, die sonst oft in Nebenrollen zu erleben sind. Nun aber mit viel Zartgefühl Porträts zweier Menschen zeichnen, deren Schicksale zusehends tragisch verlaufen.
"Wie in Travemünde – nur heißer", stellt der schwergewichtige Ottmar an seinem ersten Strandtag noch gutmütig fest – und auch das klingt nicht gerade begeistert. Dramatisch gestalten sich allerdings seine Erfahrungen, als er an zwei Betrüger gerät – einen Deutschen (Rolf Kanies) und eine Einheimische. Unter dem Vorwand, gemeinsam mit ihm ein Geschäft mit deutschen Backwaren in Pattaya eröffnen zu wollen, bringen sie den Handwerker um seine gesamten Ersparnisse. Woraufhin die tief enttäuschte Tanja ihn verlässt, um mit der Bevölkerung in einem entlegenen Dorf zu leben.
Die Begegnung mit ihrer Hippie-Freundin Becky (Leslie Malton), einer gescheiterten, doch tapferen Lebenskünstlerin, wird dann aber auch für den pomadigen Ottmar zu einer Urerfahrung, die ihm Einsichten über sich und seine Situation verschafft und so zum unerwarteten Ende Gutes bewirkt. Eine weitere wichtige Randfigur ist der pensionierte Richter Dr. Lobinger (Peter Franke). Der demente Mann wurde, wie es in der Realität wohl häufiger vorkommt, von seiner Tochter nach Thailand abgeschoben, weil Pflege und Pflegekräfte dort preiswert zu haben sind. Seine medizinische Helferin ist die junge Mutter Auchalee (Dujdao Vadhanapakorn), die als Filmfigur Mitgefühl, Anmut und Würde vieler Thai repräsentiert.
Als Lobinger, der sich seines traurigen mentalen Zustands bewusst ist, plötzlich einen juristischen Lichtblick hat, wird er für die existenziell verunsicherten Bergers sogar zu einem Meilenstein auf ihrem holprigen Weg zu neuem Lebenssinn.