Welterbe-Entscheidung in Paris Unesco entscheidet - Ludwig II. baute Hightech-Schlösser
Ludwig II. war ein Fan von Richard Wagner, träumte sich in vergangene Zeiten, während er modernste Technik genoss. Ergebnis sind spektakuläre Schlösser, über die nun die Unesco entscheidet.

Schwangau/Paris - Ludwig II. wäre möglicherweise einer jener Herrscher geworden, die heute nur noch im Geschichtsunterricht und historischen Büchern vorkommen. Doch durch seine imposanten Bauwerke - die Schlösser Herrenchiemsee, Linderhof und vor allem Neuschwanstein - ist der Bayernkönig nach wie vor gegenwärtig. Am Samstag will das Welterbe-Komitee der Unesco in Paris entscheiden, ob die drei berühmten Schlösser sowie das etwa unbekanntere Königshaus am Schachen Welterbe werden.
Dass die vier Ludwig-Schlösser das begehrte Siegel erhalten, ist wahrscheinlich. In der Beschlussvorlage wird die Annahme der Bewerbung Deutschlands empfohlen. „Die Schlösser König Ludwigs II. von Bayern sind bemerkenswert gut erhalten und zeigen eine vielfältige Palette architektonischer und künstlerischer Stile“, heißt es in dem Dokument.
Einige wissenswerte Details zu den bekannten Schlossanlagen:
Das Mittelalter als Simulation
Ludwigs Schloss Neuschwanstein wurde in der zweiten Hälfe des 19. Jahrhunderts als topmodernes Bauwerk errichtet - wirken sollte es aber wie eine mittelalterliche Ritterburg. Eines der Vorbilder war die Wartburg bei Eisenach in Thüringen. Doch „das Mittelalter war in Neuschwanstein nur Illusion“, betont Bayerns Schlösserverwaltung.
So wurden die königlichen Wohnräume mit einer Heißluft-Zentralheizung erwärmt. Das Schloss verfügte über fließendes Wasser, teils sogar heiß und kalt. Die Toiletten hatten automatische Spülungen, es gab einen Lebensmittel-Aufzug und in zwei Stockwerken Telefone. Mit seinen Dienern kommunizierte Ludwig mittels einer elektrischen Rufanlage.
Tisch mit Kurbelmechanik
Auch in seinem Schloss Linderhof ließ der Monarch modernste Technik verbauen. Sein Speisezimmer bekam ein „Tischlein-deck-dich“ nach französischem Vorbild. Dabei handelte es sich um einen Esstisch, der im Untergeschoss in der Küche für Ludwig fertig eingedeckt werden konnte, ehe der Tisch mit einer Kurbelmechanik hoch in das königliche Refugium gefahren wurde. Der König konnte so wie gewünscht allein und ungestört von Personal dinieren.
In der Venusgrotte im Linderhof-Park, einer künstlichen Tropfsteinhöhle, wollte Ludwig die Opernszenen seines Lieblingskomponisten Richard Wagner nacherleben. Die Grotte bekam nicht nur elektrische Beleuchtung. Das Licht konnte durch Farbfilter auch in Blau oder Rot schimmern. „Die Linderhofer Grotte ist mit ihrer damals hochinnovativen Illusionstechnik ein besonders eindrückliches Beispiel für das Streben des 19. Jahrhunderts zum möglichst perfekten Gesamtkunstwerk“, erläutert die Schlösserverwaltung.