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Arbeiten von Horst Peter Meyer in Magdeburger Galerie "Himmelreich" Ungebändigter Fabulierwillen

17.09.2011, 04:30

Horst Peter Meyer greift nicht in vergilbte Mappen. Seine Bilder in der Magdeburger Galerie "Himmelreich" sind frisch, frisch in ihrer Ausdrucksweise, frisch zu Papier gebracht. Manches erblickt wohl erstmals das Licht der Öffentlichkeit. Der in Weimar lebende Künstler hat sich auf die Exposition "Affrontbericht" mehrfach eingestellt.

Von Klaus-Peter Voigt

Magdeburg. Der Künstler will jüngere Arbeiten zeigen und Blätter, die für diesen Anlass entstanden. Bis zum 30. September können sie betrachtet werden.

Dann gibt es ab 18 Uhr, selten im Himmelreich, auch eine Finissage. Auf ihr stellt Meyer sein jüngstes, eigens für diesen Tag geschaffenes, Künstlerbuch vor. "Schamhaar in der Tütensuppe" birgt 18 originale Linolschnitte und 118 farbige Offsetreproduktionen.

Die Texte stammen von ihm selbst und von Jörg Heiko Bruns. Gut ein Dutzend solcher Projekte verwirklichte der Maler und Grafiker in den vergangenen zehn Jahren. Dazu kamen etliche Bücher als Unikate, bei denen er auf vorhandene Druckstücke zurückgreift und sie in seinem Sinn verändert, nutzt, interpretiert.

Einige dieser Objekte liegen in den Ausstellungsvitrinen und geben dort - leider und verständlich - nur einen kleinen Eindruck ihres Inhalts. Sie zeugen vom Fabulierwillen Meyers, der auch das Wort als sein Metier ansieht. Die Texte des neuen Buchs verlangen, dass man sich darauf einlässt, Spaß am Mitdenken hat. Scheinbar belanglos aneinandergereihte Wortfolgen erschließen sich nach mehrfachem Lesen.

Der 1947 geborene Künstler schuf schon im vergangenen Jahr eine Blattfolge "Affrontbericht - Himmel reich zunächst" für die Magdeburger Schau. Acht Collagen zeigen seine Arbeitsweise, seine Suche nach Ausdrucksmöglichkeiten, nach Reizvermittlung.

Es dominieren Schwarz, Rot und Blau, Schriftzeichen präsentieren sich spiegelverkehrt. Und überall tauchen Figuren auf, mal mehr, mal weniger detailliert gestaltet. Überhaupt, Meyer setzt auf die Darstellung des Menschen.

Der steht ständig im Mittelpunkt, wird stark abstrahiert, ist oft nur als ein Geflecht von Linien wahrnehmbar.

Kurze Titel wechseln sich mit solchen ab, die eine klare Deutung verklausulieren. "Mey Licht mit schwarzen Kreuzen", "Traum Tracht Geschnitten" oder "Pfeil Abwärts Fang" stehen dafür als Beispiele. Schwere Kost oder fantasievoller Umgang mit der Sprache, beides mag stimmen.

Ohne Zeit und den Willen, sich auf das Werk Meyers einzulassen, scheint der Betrachter verloren. Wer dann letztendlich den Zugang gefunden hat, taucht in eine Welt üppiger Wahrnehmungen, voller Opulenz der Figürlichkeit. Kaltnadelradierungen konzentrieren sich trotzdem auf das Wesentliche, wollen den Blick lenken und verzichten auf überflüssiges Beiwerk.