Am Pfingstmontag ist Günther Kulbe im Alter von 84 Jahren gestorben: Ein Nachruf von Hans-Günther Pölitz Urgestein und Mitbegründer des Magdeburger Kabaretts
Nachrichten sind ja heute meist schlecht. Aber die, dass Du nicht mehr da bist, ganz beson-ders. Mensch, alter Bratenbengel, wie hatten wir uns auf Deinen 85. Geburtstag am 15. September gefreut.
Der Jahrgang 1927 hatte es aber auch in sich. Außer Dir erblickten in diesem Jahr auch Rolf Herricht, Dieter Hildebrandt und Margot Honecker das Licht der Welt. Alle drei haben ja auch irgendwie Dein Leben bestimmt. Rolf Herricht mit seinem Humor, Dieter Hildebrandt mit seinem satirischen Denken und Margot Honecker steht für Deine Berufswahl als Lehrer an der Betriebsberufsschule der HO. Dabei konntest Du Dir die bereits vorher erworbenen Fertigkeiten des Bäckers und des Gleis- und Weichenbauers zu Nutze machen.
Du formtest junge Menschen und stelltest so entscheidend die Weichen für ihr Leben. Doch vor allem kennt man Dich als einen, der stets heiße Eisen angefasst hat. Dazu hast Du Dir extra eine "Zange" geschmiedet. Eines der besten Amateurkabaretts der DDR. Damit brachen für Magdeburg goldene Zeiten an, denn Du brachtest damit eine Goldmedaille nach der anderen von den Arbeiterfestspielen in deine Heimatstadt.
Schade, dass es damals den Titel "Magdeburger des Jahres" noch nicht gab. Du hättest ihn verdient. So wurdest Du "nur" Direktor des Berufskabaretts "Die Kugelblitze". Aber auch nach Deinem Abgang von der Kabarettbühne bliebst Du dem Metier noch bis zuletzt treu. Als Mitglied der Bundesver-einigung Kabarett und des Fördervereins der "Magdeburger Zwickmühle" hast Du Dein Wissen und Können an die nächsten Generationen weitergegeben.
Und das waren einige. "Die Stacheltiere", die "Stachelgören" oder der "Ra(a)benschnabel", alle vom "Wilhelm-Raabe-Gymnasium", können nicht nur ein Lied von Dir singen. Und mal ehrlich, ohne Dich würde es auch in Magdeburg keine "Zwickmühle" geben. Schließlich hast Du mich ja erst in diese Stadt gelockt ... Du schriebst in Deinen Erinnerungen: "Ich weiß auch nicht, warum ich so bitterlich geweint habe, als ich das Licht dieser Welt erblickte."
Wir, die mit Dir auf dieser Welt waren, aber wissen, warum wir es heute tun. Weil Du am Pfingstmontag wieder von dieser Welt gegangen bist. Und das mit einer Pointe. Pfingsten steht ja eigentlich dafür, dass der "Heilige Geist" von oben auf die Erde gekommen ist. Du hast bewiesen, dass es auch umgekehrt geht. Dafür hast Du Kabarett gemacht, "weil es oben mehr Geist braucht". Was wir noch können ist, Dir nachzurufen, und zwar in Anlehnung an Deinen Lieblingsspruch: "Dunnerkeil, die Zeit mit Dir war jeil."
Dein Pölitz