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Die Ulrichskirche in Halle gibt Einblicke in das Schaffen von Christel Seidel-Zaprasis Verwobenes zwischen Flora und Fauna

Von Jörg-Heiko Bruns 21.07.2012, 03:15

Christel Seidel-Zaprasis arbeitet bevorzugt mit Verknüpfungen - Textiles und Objekte gehen bei ihr bemerkenswerte Symbiosen ein. Noch bis Oktober kann man Arbeiten von ihr in Halle begutachten.

Halle l Vor zwei Jahren waren an gleicher Stelle Arbeiten des deutsch-griechischen Künstlers Fotis Zaprasis zu sehen. Christel Seidel-Zaprasis hatte sich nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes vor zehn Jahren um die Aufarbeitung seines Nachlasses bemüht. Jetzt kann sie wieder mit eigenen Arbeiten an die Öffentlichkeit treten. Die Konzerthalle Ulrichskirche in Halle zeigt über den Sommer eine kleine Auswahl von Arbeiten der Textilkünstlerin.

Die 1948 geborene Künstlerin wurde mit ihren eigenen Ausstellungen und zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen bekannt, vor allem aber auch durch großformatige Arbeiten für öffentliche Einrichtungen. Sie erhielt Preise der Ausstellung "Junge Kunst" und der Quadriennale des Kunsthandwerks in Erfurt.

Mit der Wende unterbrach sie ihre künstlerische Arbeit zugunsten einer geschäftsführenden Tätigkeit für die Grünen im Magdeburger Landtag. Nach dem Rückzug aus dieser Tätigkeit hatte sie selten Ausstellungen. Umso verdienstvoller ist es, dass die Stadt Halle ihr nun einen Platz in der Ulrichskirche einräumt, arbeitet sie doch seit über 40 Jahren hier in den Mauern der Saalestadt. Ihre Ausbildung hat sie an der Fachschule für angewandte Kunst in Schneeberg erhalten, wo sie später auch einen Lehrauftrag hatte.

Etwa 20 Arbeiten sind nun an den Kirchenwänden zu finden, zumeist haben sie etwas mit der Klöppeltechnik zu tun, die sie aus dem Erzgebirge mit nach Halle brachte. Aber da wird auch gestickt und collagiert und es gibt die aufwändige Pailettenstickerei.

Ihre wahrscheinlich neueste Arbeit trägt den Titel "Griechische Wegzeichen". Als Wandinstallation vereint die Künstlerin hier in der äußeren Form eines Tores zehn in Holzrahmen gesetzte Teile von Bienenwaben im Wechsel mit siebzehn Fotokopien auf Piacryl.

Die Fotografien von kleinen Kirchen, Kapellen und anderen christlichen Wegzeichen, die an den Wegesrändern oder Pilgerwegen in Griechenland zu finden sind, mahnen mit dem Farbspiel von den Fotos zu den Waben die Verbundenheit von Mensch und Natur an.

Überhaupt handelt es sich bei den meisten Arbeiten um Verwobenes zwischen Flora und Fauna, immer mit dem Menschen im Hintergrund, der Reiz des feinen Materials und seiner sensiblen Verarbeitung tritt in den Klöppelarbeiten dabei in den Vordergrund.

"Schmetterlingsvögel", Klöppeltechnik oder "Meereslicht", Stickerei auf Fischernetz, zeigen überdies die Verbundenheit zur Formenwelt von Fotis Zaprasis, die dieser für seine zauberisch-fantastischen Grafiken und Aquarelle erfand.

Es finden sich auch vier kleine Klöppelarbeiten, die direkt nach Skizzen ihres Mannes entstanden. Über die Arbeiten von Christel Seidel-Zaprasis schrieb die Metallgestalterin Irmtraud Ohme anlässlich einer Ausstellung der Staatlichen Galerie Moritzburg in Halle: "Die poetischen, assoziativ reichen, symbolhaften Bildungen werden in den besten Stücken sensible, sinnbildhafte Deutungen von Zuständen, Befindlichkeiten und Vorgängen."

Auf diesem Weg befindet sich die Künstlerin auch heute noch und so ist auch der Titel ihrer Ausstellung "Verknüpfungen - Textiles und Objekte" wörtlich zu nehmen. Es gibt immer etwas zu verknüpfen, auch in der Kunst, wenn Gleichklang und Austausch angestrebt werden.

Die Ausstellung ist zu den Veranstaltungen und nach Absprache mit dem Kulturbüro geöffnet.