Kabarettist Hans-Günther Pölitz präsentiert sein neues Buch Von Saftsäcken, Fußballern und Politikern
Nach "Abwatschen und Tee trinken" hat Kabarettist Hans-Günther Pölitz sein zweites Buch herausgebracht. "Alphabet des Schreckens" ist der Titel. Bei einer Lesung in der Magdeburger "Zwickmühle" gab er einige Kostproben.
Magdeburg l Jede Woche, sonnabends, zur Frühstückszeit ist "Muttilein"-Zeit im Radio. Pölitz kredenzt der geneigten Hörerschaft eine satirische Kolumne, die sich gewaschen hat. Da bleibt kein Fettnäpfchen-Politiker ungeschont und kein die Nation bewegendes Ereignis unkommentiert. Muttilein-Kolumnen aus den Jahren 2010 bis 2012 sind Grundlage des satirischen Machwerks, wobei sich Pölitz am "Alphabet des Schreckens" entlanghangelt.
Einige Minuten braucht der Kabarettist, um in die Rolle des Erzählers zu schlüpfen, sich und das Publikum aufzuwärmen. Doch dann ist er drin in seinem Text, liest sich heiser über die bedrohte FDP, Guttenberg und Böhmer. In einer Mischung aus sächsischem Akzent und angenommenem Machteborjer-Slang knüpft er sich all die Köhlers und Wulffs, die Röslers und Röttgens vor.
Rösler, damals noch FDP-Gesundheitsminister, entlarve sich mit seiner Reform als "ausländischer Terrorist". Er sei ein Schläfer, dummerweise aufgeweckt. Pöltiz beschwört den Zusammenhang zwischen Brustimplantaten und dem Bundesbauminister, erklärt, warum die Fußball-Nationalmannschaft die Hymne nicht mitsingen kann und dass Röttgen ein "Saftsack" sei. Pölitz macht sich lustig über die Frauen-Fußball-WM, wünscht sich unter anderem eine Schiedsrichterin in Latex.
Zwischen alten Kalauern und spitzfindigen Gedanken
Die eingestreuten Gedichte bereiten pures Vergnügen. So erzählen Verse im Heinz-Erhardt-Stil die Verletzung des Fußballers Michael Ballack (Da kam Boateng - peng). Köstlich! "Der Erlkönig" wird zu einem Weihnachtsgedicht mit einem besoffenen Josef, der mit seiner schwangeren Frau durch die Nacht irrt.
Zugegeben, die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse sind einige Zeit her. Eingebüßte Aktualität lässt nur eingeschränkt schmunzeln. Einige Kaulauer sind einfach zu billig ("Politiker - ich kann die Fressen nicht mehr sehen"). Doch die Wortspielereien und spitzfindigen Gedanken amüsieren.
Der Vorleser weiß die Kraft der Worte zu verstärken, variiert mit Stimme und Tempo. Kabarett-Fans und insbesondere Fans des Haudegens Hans-Günther Pölitz werden am Buch Freude haben.