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Arbeiten von Alfons Scholz in der Magdeburger Galerie "Himmelreich" Wahrsager und Geistbader

30.09.2010, 04:13

Träume machen mitunter einen Wandlungsprozess durch. Auch über den Schlaf hinaus im Kopf bewahrt werden sie zu realen Bildern, die der Maler und Grafiker Alfons Scholz schließlich zu Papier bringt. Er nennt seine aktuelle Ausstellung in der Magdeburger Galerie "Himmelreich" "Olympische Wahrsager und Geistbader", die bis zum 15. Oktober zu sehen ist.

Von Klaus-Peter Voigt

Magdeburg. Um es vorwegzusagen, wer die seit 2002 entstandenen übermalten Holzrisse und farbigen Zeichnungen des in Zeddenick bei Magdeburg lebenden Künstlers betrachten, ein Stück weit entschlüsseln will, der muss sich Zeit mitbringen. Jedes Blatt hält Überraschungen bereit, will seinen Titel entdeckt wissen, verlangt förmlich nach einer Suche in fernen Traumwelten.

Fast skizzenhaft und doch sehr detailgetreu gibt Scholz seine Erlebnisse preis. Sie sind für ihn unverzichtbar, befördern die eigene Kreativität, erzählen Geschichten. Zwölf Jahre habe er gearbeitet, große Bilder gemalt, räumt er ein. Was dabei blieb war die Suche nach einer eigenen Richtung, dem ganz individuellen Anspruch. Und schließlich waren es Traumfragmente, die festgehalten werden sollten.

Dieses Herangehen, die Verbindung von Wach- und Schlafprozess bringt etwas ganz Eigentümliches zustande. Individueller geht es kaum. Alfons Scholz öffnet sich dem Betrachter, lässt diesen ein Stück weit als Traumdeuter fungieren. Es gibt wohl keine allgemeingültigen Aussagen, keine wirkliche Erklärung.

Alles was zu sehen ist, bringt Fragmente zusammen, kurze Texte, Figuren, Handlungen scheinbar ohne Sinn. "Es war ihm, als winkten Maiglöckchen und grüßten Blumen herüber", heißt es da oder "Morgen früh kämpfen wir wieder um reale Werke". Dann wieder erkennt Scholz den Magnetismusstrahl als die schönste Aufgabe. Dieses Surreale lässt Logik vermissen, in einer Zeit von Computern und Technik baut der Künstler eine Gegenwelt auf, die die Nüchternheit überwindet und der Fantasie Brücken baut.

Alfons Scholz wurde 1956 in Magdeburg geboren. Ganz handfest wollte er den Beruf des Schlossers erlernen, kam über die Anfänge nicht hinaus. Dann der Wechsel in die Kultur, Lehre und Tätigkeit als Buchhändler in Halle folgten ebenso wie praktische Arbeit in einem Industriebetrieb. Erst mit 28 Jahren schaffte es der Mann, einen der begehrten Studienplätze an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig zu ergattern. 1989, fast zeitgleich mit der Wende, gab es das Diplom. Seitdem ist Scholz als freischaffender Maler und Grafiker tätig.