Kulturkonvent steht zweitägige Klausurtagung bevor / Kultusministerium informiert über Haushalt "Wir fangen an, uns öfter die Wahrheit zu sagen"
Magdeburg l Wenn sich am Montag und Dienstag die Mitglieder des Kulturkonvents erstmals zu einer zweitägigenKlausurtagung im Kloster Michaelstein zusammenfinden, werden zwei Themenfelder auf der Tagesordnung stehen: die Bestandssituation der kulturellen Infrastruktur und der demografische Wandel mit seinen möglichen Auswirkungen. Es geht bei letzterem Schwerpunkt um die Betrachtung von Stadt und Land, Alt und Jung, Hoch- und Breitenkultur.
Der Konvent, so sagte Olaf Zimmermann gestern gegenüber der Volksstimme, stehe noch am Anfang, man habe sich aber kennengelernt und das Vertrauen unter den Konventsmitgliedern sei seiner Ansicht nach durch die bisherigen Beratungen in den Arbeitsgruppen deutlich gewachsen. "Wir fangen an, uns öfter die Wahrheit zu sagen. Wir sprechen offener über die Themen. Und ich hoffe, dass mit dieser Klausurtagung die Dynamik des Diskussionsprozesses noch einmal steigt."
"Das war für mich ein überraschendes Signal"
Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates mit Sitz in Berlin, hat im vergangenen Oktober auf Bitte von Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) die Moderation des Konvents übernommen. Das Gremium war - auf einhelligen Wunsch des Landtages ins Leben gerufen - am 19. Oktober erstmals zusammengetreten.
Seitdem sind drei Monate vergangen - vor allem finanziell gesehen hat sich in dieser Zeit viel getan. Der Landtag hat in der vergangenen Woche den Doppelhaushalt beschlossen und damit auch Finanzkürzungen im Kulturbereich. Die Ausgaben werden von 90,446 Millionen Euro in diesem Jahr auf 84,381 Millionen Euro im kommenden Jahr sinken.
Als die Konventsmitglieder davon im November erfahren hatten, war der Unmut groß. In einem Brief hatte der Konvent an die Landtagsabgeordneten appelliert, diese Kürzung im Kulturhaushalt 2013 nicht umzusetzen. Ohne Erfolg.
Dass es nicht einmal ein Antwortschreiben gab, befremdet Zimmermann nach wie vor. "Eigentlich ist es üblich, dass man auf einen Brief antwortet. Wir haben eine Frage gestellt und eine Bitte geäußert und haben weder eine Antwort von der Regierung bekommen, was vielleicht politisches Kalkül ist, noch haben wir eine Antwort der Opposition erhalten. Das war für mich ein überraschendes Signal." Der Moderator bezeichnete das Nichtantworten eine "Kollektivverweigerung", einen "ungewöhnlichen Weg" - und eine Frage des Stils.
Zur Klausurtagung soll ein Vertreter des Kultusministeriums den Konvent "aktuell und intensiv", so Zimmermann, über die Haushaltssituation informieren.
"Wir stehen vor einer fundamentalen Veränderung der Kulturfinanzierung in Sachsen-Anhalt", sagte Zimmermann, der hofft, dass der Konvent und die Probleme ernst genommen werden. "Das Jahr 2013 ist ein bedauerliches erstes Signal auf einem Weg, den gerade der Konvent vernünftig ordnen sollte", so der Moderator. Der Konvent soll eine mittel- und langfristige Perspektive entwickeln.