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Medienkunst Zwischen Séance und Seifenblasen

Das Werkleitz-Festival in Halle zeigt vom 9. Oktober an neue Medienkunstwerke. Ein Interview mit Festivalchef Peter Zorn.

Von Uta Baier 16.09.2015, 23:01

Voksstimme: Das beherrschende politische Thema derzeit ist das Flüchtlingsthema. Auch beim Werkleitz-Festival gibt es eine Arbeit, die sich mit Flüchtlingen beschäftigt. Wie politisch will das Festival sein?

Peter Zorn: Es gibt eine Arbeit zum Flüchtlingsthema von Christoph Wachter und Mathias Jud über die Flüchtlingspolitik in Australien. Sie sind jetzt aber gerade noch in Griechenland und werden dort ganz aktuell Flüchtlinge befragen. Das wird dann erstmals auf dem Festival gezeigt.

Ansonsten zeigen die Beiträge eine breite Themen- und Technologienpalette: Es gibt interaktive Klangwürfel für Kinder, Seifenblasenerforschungen, Arbeiten in virtuellen Realitäten, 16-mm-Filme und Videos – die Themen und Techniken sind wirklich sehr vielfältig in diesem Jahr.

Sie laden während des Eröffnungswochenendes zu einer Séance mit dem Medientheoretiker Marshall McLuhan, der 1980 gestorben ist. Das ist eine hübsche Idee. Aber wozu?

Der berühmte Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan ist aktueller denn je. Bezeichnungen wie „Global village“ und „surfen“ wurden von ihm geprägt. Und natürlich der legendäre Satz: „Das Medium ist die Botschaft“. Daher hatten wir die Idee, beides zu verbinden, und haben monatelang versucht, ein richtiges Medium zu finden, um mit McLuhan in Kontakt zu treten. Aber alle ernstzunehmenden haben abgelehnt.

Warum?

Die jenseitige Welt könnte aufgebracht werden, wenn eine Séance in einem so öffentlichen Zusammenhang stattfindet, hieß es. Das muss ich so hinnehmen. Um Marshall McLuhan trotzdem ins Spiel zu bringen, haben wir den kanadischen Künstler Baruch Gottlieb gewinnen können. Er macht während der Eröffnung eine künstlerische Performance als Séance. Und wir werden, so viel kann ich versprechen, Marshall McLuhan definitiv zu Gesicht bekommen.

Das Werkleitz-Festival findet immer wieder an anderen Orten statt. Dieses Jahr ist es das ehemalige Druck- und Verlagshaus in der Leipziger Straße in Halle. Was ist das Besondere?

Besonders ist für uns natürlich die Größe des Objekts. Besonders ist aber auch, dass unser Festival, das ja den Wandel der Medien zum Thema hat, in einem ehemaligen Verlagshaus stattfindet.

Dieser Wandel wird auch Thema unserer Konferenz sein, denn wir wollen uns mit dem Transformationsprozess des bewegten Bildes beschäftigen. Deshalb haben wir neben Youtube-Experten verschiedene europäische Fernsehanstalten eingeladen, die über die medialen Veränderungen in ihren Anstalten berichten werden. Das passt doch prima zum Ort eines ehemaligen Zeitungshauses.

Was erwartet den Besucher der Schau an diesem Ort?

Er wird einen spannenden Einblick in das künstlerische Schaffen in den unterschiedlichsten Technologien bekommen. Die Ausstellung stellt die neuesten Arbeiten von 16 Künstlern aus der ganzen Welt vor, die Stipendiaten unseres Austauschprogramms für Medienkünstler, EMARE genannt, waren. Das sind brandneue Arbeiten, von denen die meisten noch nie gezeigt wurden. EMARE ist ja das weltweit älteste Stipendienprogramm für Medienkünstler und feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Außerdem feiern wir zusammen mit der Medienkunstklasse von Michaela Schweiger 100 Jahre Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Die Klasse zeigt in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule für Medien in Köln eine eigene Ausstellung.