1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Schloss Gottorf zeigt Werke von Hans Olde

Impressionist des Nordens Schloss Gottorf zeigt Werke von Hans Olde

Für viele ist Max Liebermann der Inbegriff des deutschen Impressionismus. Eher unbekannt ist ein Künstler aus dem Norden, der aber für die Sezessionsbewegung eine treibende Kraft war: Hans Olde. Ihm ist jetzt erstmals eine umfassende Schau gewidmet.

Von Birgitta von Gyldenfeldt, dpa 24.04.2019, 14:18
Kuratorin Uta Kuhl in der Ausstellung «Impressionist des Nordens - Hans Olde der Ältere» vor dem Bild «Hünengrab bei Bülk (Herbstturm am Meer)» aus dem Jahr 1894. Foto: Carsten Rehder
Kuratorin Uta Kuhl in der Ausstellung «Impressionist des Nordens - Hans Olde der Ältere» vor dem Bild «Hünengrab bei Bülk (Herbstturm am Meer)» aus dem Jahr 1894. Foto: Carsten Rehder dpa

Schleswig (dpa) - Für den Vater, einen Gutsbesitzer aus Schleswig-Holstein, stand außer Frage, dass sein einziger Sohn Landwirt wird. Doch Hans Olde (1855-1917) hat künstlerische Ambitionen, will Maler werden. Nach lang anhaltenden und erbittert geführten Diskussionen gibt der Vater nach: Olde kann 1879 an die Münchner Kunstakademie gehen - nach einer Lehre zum Landwirt.

Olde wird einer der großen deutschen Impressionisten. Mit einer umfassenden Ausstellung wurde sein Werk bisher aber nie gewürdigt, wie die Direktorin des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Kirsten Baumann, am Mittwoch in Schleswig sagte. Diese "längst überfällige" Würdigung holen die Landesmuseen Schloss Gottorf nun nach. Von Donnerstag an bis zum 20. Oktober werden in der Reithalle von Schloss Gottorf 125 Werke gezeigt. Davon seien 30 private Leihgaben und damit Bilder, "die man sonst nie zu sehen bekommt", sagte Baumann.

Begeistern ließ sich Olde von Claude Monet, dessen Werke er 1891 bei einem Parisbesuch kennenlernt. "Das ist für ihn geradezu eine Offenbarung", sagte Kuratorin Uta Kuhl. Zurück in Deutschland wurde Olde mit seiner Familie in Seekamp bei Kiel ansässig. Hier setzte er sich mit Monet auseinander und übertrug - nach einigem Zögern - die Methode, die dieser auf Getreideschober angewandt hatte, auf Schneestimmungen, die er morgens, mittags und abends malte, um den Wechsel der Licht- und Farbstimmungen einzufangen. Das Motiv stand nun nicht mehr im Vordergrund seines Schaffens.

Olde gilt als einer der herausragenden Vertreter des neuen Stils, des Impressionismus in Schleswig-Holstein. "Olde ist ein Künstler dieses Landes, ja. Aber er ist mehr als das", sagte Kuhl. Sie erinnerte daran, dass Olde eine treibende Kraft für die deutsche Sezessionsbewegung und die künstlerische Modernität während der Kaiserzeit war. In München freundete sich Olde mit Lovis Corinth an und wurde Gründungsmitglied der Münchner Secession. Auch in weiteren außerkünstlerischen und administrativen Funktionen nahm er Einfluss auf die Kunstwelt.

So trieb er etwa ab 1902 als Direktor der Weimarer Kunstschule Modernisierungen voran - er öffnete die Schule für Frauen und stärkte die Verbindung von Kunst und Handwerk. 1911 wird Olde Direktor der Königlichen Kunstakademie in Kassel und modernisiert auch diesen Betrieb bis zu seinem Tod 1917.

Neben seinem Engagement für die Münchner Secession ist Olde auch Gründungsmitglied der Schleswig-Holsteinischen Kunstgenossenschaft und Vorstand im Deutschen Künstlerbund. Dass er nicht so bekannt sei, liege vielleicht daran, dass er während seiner kunstpolitischen Zeit nicht mehr sehr viel gemalt habe, sagte Baumann. Sein Œuvre ist mit etwa 400 Werken nicht sehr umfangreich. Zum Vergleich: der wohl bekannteste deutsche Impressionist Max Liebermann schuf etwa zehn Mal so viele Werke.

Die Ausstellung würdigt das gesamte Schaffen von Olde, der neben Landschaften und Hafenbildern viele Porträts malte. Vor allem jenes von Friedrich Nietzsche ist bekannt. Es bestimmt bis heute das Bild des Philosophen. Es ist ebenso in der Schau zu sehen wie ein Porträt Kaiser Wilhelms II., das nach Ansicht des Kunsthistorikers Helmut R. Leppien (1933-2007) das einzige des Kaisers von künstlerischem Rang ist, wie Kuhl sagte.

Seinen Frieden mit der Berufswahl seines Sohnes soll Oldes Vater übrigens erst viele Jahren nach dessen Entschluss, Maler zu werden, gemacht haben, wie Kuhl sagte: 1896 malte Olde das Bild "Mann mit Stier", für das er 8000 Goldmark von der Gemäldegalerie in Dresden erhielt. Der abgebildete Stier "Barbarossa" hingegen hatte nur einen Verkaufswert von 800 Goldmark. Da sei dem Vater gedämmert, dass die Kunst vielleicht doch nicht so schlecht sei.

Infos zur Ausstellung

Kuratorin Uta Kuhl in der Ausstellung «Impressionist des Nordens - Hans Olde der Ältere» vor dem Bild «Die Ährenleserin» aus dem Jahr 1887. Foto: Carsten Rehder
Kuratorin Uta Kuhl in der Ausstellung «Impressionist des Nordens - Hans Olde der Ältere» vor dem Bild «Die Ährenleserin» aus dem Jahr 1887. Foto: Carsten Rehder
dpa