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Gespräch mit dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung zum neuen Telefonservice Ab Montag: Arzt-Bereitschaft über 116 117, alte Nummern behalten ihre Gültigkeit

13.04.2012, 03:21

116 117 lautet die neue Telefonnummer in ganz Deutschland, die ab Montag, 16. April, am Wochenende oder in den Abendstunden für den ärztlichen Bereitschaftsdienst gilt. Volksstimme fragte dazu Dr. Burkhard John, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt.

Volksstimme: Wird die neue Telefonnummer funktionieren?

Dr. Burkhard John: Erst einmal vorweg: Es ist ein Riesenerfolg, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) es geschafft haben , diese Idee nach mehr als drei Jahren intensiver politischer Arbeit im Europäischen Parlament Realität werden zu lassen. Die Idee war, analog der manchem vielleicht noch bekannten Rufnummer 115 für den Dringlichen Hausbesuchsdienst zu DDR-Zeiten eine einheitliche Telefonnummer zu etablieren.

"In der Übergangszeit werden die Kinderkrankheiten beseitigt."

Volksstimme: Werden ab dem 16. April wirklich alle Anrufe für einen Bereitschaftsdienst über die 116 117 abgewickelt?

Dr. John: Natürlich steht hinter dieser neuen Rufnummer ein hoch komplexer technischer Ablauf. Nicht alle Anrufe werden ab dem 16. April zu einhundert Prozent direkt über die 116 117 zu vermitteln sein. Deshalb gibt es eine längere Übergangsphase, in der die Bürger wie bisher die jeweils in der Tageszeitung veröffentlichten Rufnummern wählen können. In dieser Übergangsphase werden alle Vorgänge genau analysiert, damit die sogenannten "Kinderkrankheiten" erkannt und beseitigt werden können.

Volksstimme: Heißt das, der Bürger kann sowohl die 116 117 wählen, als auch die ihm bekannten Nummern aus der Volksstimme?

Dr. John: Ja. Wer sich ist, kann bei den bewährten Rufnummern bleiben. Die Übergangsphase ist längerfristig gesetzt. Bevor diese zu Ende geht, wird jede KV noch einmal darüber informieren, ab wann nur noch die 116 117 gilt. Ratsam ist es aber, sich die neue Telefonnummer schon immer neben der noch geltenden zu notieren. Dann kann man sich schon immer etwas daran gewöhnen.

Volksstimme: Können Sie bei der Gelegenheit unseren Lesern noch einmal erläutern, wann sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst in Anspruch nehmen können?

Dr. John: Gern. Erkrankt ein Bürger akut in den Abendstunden oder am Wochenende und ist erkennbar, dass das Abwarten bis zum nächsten Tag bzw. Montag nicht möglich ist, dann ist er beim Bereitschaftsdienst richtig. In der Regel praktiziert dieser entweder in seiner eigenen Praxis oder in einer Praxis, die eigens für den Bereitschaftsdienst eingerichtet wurde. Kann der Patient den Weg dorthin nicht bewältigen, kommt der Arzt auch in die Wohnung.

Volksstimme: Ist in lebensbedrohlichen Situationen auch die neue Nummer zu wählen?

Dr. John: Nein, der Bereitschaftsdienst ist nicht für lebensbedrohliche Notfälle zuständig. In diesen Fällen ist die 112 zu rufen. Das gilt umgekehrt auch. Über die 112 kann der Bereitschaftsdienst nicht gerufen werden.

Volksstimme: Was genau erwartet den Bürger, wenn er die 116 117 wählt?

Dr. John: Im Normalfall sollte der Anrufer von dem komplizierten Vorgang der Zuordnung gar nichts merken. Aber ich sprach von den Kinderkrankheiten, die nicht ausbleiben. In Einzelfällen wird der Anrufer dann gebeten, seine Postleitzahl zu nennen, so dass eine Zuordnung zum ortsnahen Bereitschaftsdienst möglich wird. Es kann auch sein, dass der Anrufer seine Postleitzahl in die Tastatur des Telefons eingeben muss. Diese Anrufe werden über ein Servicecenter weitervermittelt.

Volksstimme: Gilt das auch für Nutzer des Mobilfunks?

Dr. John: Es ist geplant, im Laufe des Jahres auch eine Ortung des Handy-Nutzers möglich zu machen.

"Es geht wirklich kein Anruf verloren."

Volksstimme: Es ist ja bekannt, dass in einigen Ländern bestimmte Regionen noch gar nicht an die 116 117 angeschlossen sind. Wer nun beispielsweise nach Baden-Württemberg in den Urlaub fährt und dort erkrankt, wie kommt der an den Bereitschaftsdienst? Urlauber beispielsweise kennen die regionalen Gegebenheiten nicht und kommen sicher nicht auf die Idee, bei der Ankunft nach dem ärztlichen Bereitschaftsdienst zu fragen.

Dr. John: Da kann ich beruhigen: Es geht kein Anruf verloren. Wenn eine Region noch nicht angeschlossen ist, dann hört der Anrufer eine Bandansage, mit der er informiert wird, wo er die für die Region gültige Nummer findet.