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Park- und Kulturstätte Auf Entdeckungstour im Gutspark Zichtau

Ein Ausflug in die Altmärkische Schweiz nahe Gardelegen lohnt sich nicht nur für Gartenfreunde.

Von Ilka Marten 18.08.2015, 17:21

Zichtau l Was vor sechs Jahren noch im Dornröschenschlaf lag, ist inzwischen zu einer der bedeutendsten Park- und Kulturstätten im Norden Sachsen-Anhalts geworden: Das Gut Zichtau, gelegen im Ortsteil Zichtau der Hansestadt Gardelegen (Altmarkkreis Salzwedel), verzeichnete 2014 mehr als 17 000 Besucher.

Es sind die absolute Vielfalt und Idylle, die Gäste auf dem Gelände des Gutes erwarten. Der rund zwölf Hektar große, denkmalgeschützte Landschaftspark lädt mit Schaugärten, dem Rotwildgehege mit Hirsch Heinrich, dem Lindendom, dem Schlossteich und einem beschaulichen Wasserfall zum Familienspaziergang ein. Die zahlreichen Schaugärten - unter anderem der Pfefferminzprinz, der japanische Garten, der Küchen-, der Hortensien- und der Naschgarten sowie die Rosenterrassen - bieten eine Fülle an Ideen für den eigenen Garten. Ganz neu ist der Recycling-Garten, bei dem Altes im Grünen neu zur Geltung kommt - und für überraschte Gesichter sorgt.

Keltischer Baumkreis mit 39 Bäumen
Eine Besonderheit ist der erste Bachblütenkraftpfad Deutschlands, der 2014 eröffnet wurde. Die Parkgestaltung fand vor eineinhalb Jahren mit der Fertigstellung des Arboretums - einer Sammlung verschiedener Gehölze entsprechend der keltischen Jahreseinteilung - vorläufig ihren Schlusspunkt. Fußläufig ist das Gelände vom Gutspark mit einem etwas längeren Spaziergang zu erreichen. Es gibt dort eine rustikale Holzbank, von der Gäste einen Blick auf die im Durchmesser 110 Meter große Anlage mit den 39 Laub- und Nadelbäumen von 21 Arten haben.

Der Zichtauer Baumkalender ist einmalig in der Altmark und die Aussicht, die sich von der Anhöhe nördlich des Dorfes bietet, ist zauberhaft. Das Arboretum wurde mithilfe von Spendern finanziert. Jeder Baum hat einen Paten, dessen Name zusammen mit den Eigenschaften, die den Bäumen zugeschrieben werden, auch auf der Informationstafel am Stamm steht.

Trauungen sind in der Orangerie möglich
Kunst und Kultur werden auf Gut Zichtau ganz großgeschrieben. Zum einen finden dort regelmäßig Lesungen und Konzerte statt, zum anderen ist dort die Wiege der "Altmark-Festspiele", die 2015 zum zweiten Mal hochklassige Musiker aus aller Welt an besondere Spielorte in die ganze Altmark lockten - auch nach Zichtau. Mit Orangerie, Kornspeicher und Rinderstall gibt es auf dem Gutsgelände drei Gebäude, die für kulturelle Veranstaltungen, aber auch für private Feiern, Seminare und Konferenzen genutzt werden. In der Orangerie können sich Paare auch trauen lassen.

Kunst ist aktuell bis Oktober im Gutspark zu sehen. Unter dem Motto "Akademie trifft Altmark" haben Studenten der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig 15 Skulpturen und Installationen geschaffen. Die Ausstellung, die im Park, an und in den Gebäuden zu sehen ist, heißt "... beim besten Willen kein Hirsch zu erkennen".

Seit 2011 ist das Gut Zichtau Sitz der Gartenakademie Sachsen-Anhalt. In Seminaren, Vorträgen und Workshops informieren und schulen Experten zu Gartenkunst, Denkmalpflege, Gartenbau und Pflanzenverwendung. Für Kinder, Kitas und Schulklassen gibt es spezielle Naturkunde-Angebote. Auch ein Schulgarten steht für Projekte zur Verfügung.

Die Geschichte von Gut Zichtau reicht bis 1420 zurück, als es Ludolf VI. von Alvensleben erwarb. 400 Jahre blieb es im Besitz derer von Alvensleben. Nach einer Teilung in zwei Rittergüter kaufte 1811 Kreishauptmann Johann Christian Solbrig einen Teil. Um 1820 legte er den damals viel beachteten Landschaftspark mit Teichen, Parkwegen und Pavillons an. Mit dem Verkauf an den Herzog-Anhaltinischen Köthener Staatsminister Gustav Albert von Goßler wurden die beiden Güter 1853 wieder vereinigt. Nach 1945 wurde Gut Zichtau im Zuge der Bodenreform von einem Saatgutbetrieb mit Ausbildungsstätte genutzt, später durch eine LPG. Der Zustand der Anlage verschlechterte sich, der Park verwilderte.

Jedes Jahr Regionalmärkte und Staudenbörsen
Anfang der 90er Jahre kaufte Hasso Lebrecht von Blücher, ein Enkel des letzten Besitzers, Fried Albert von Goßler, das Gut. Und seitdem ist dort viel passiert. Der Eintritt zum Park ist frei, nach Anmeldung sind Führungen möglich. Regelmäßig im Frühjahr gibt es gut besuchte Regionalmärkte und Staudenbörsen.

Immer sonntags ist das Gutscafé im Foyer der Orangerie von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet. Dazu kommen unzählige Veranstaltungen auf dem Gut. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Gutsgeländes befindet sich das idyllische Waldbad mit Sprungturm und Badestrand, das in Trägerschaft der Hansestadt Gardelegen ist. Außerdem gibt es in dem Ortsteil mit rund 260 Einwohnern eine Wassertretstelle sowie einen Ferienpark mit zahlreichen Bungalows für Übernachtungen, einem großen Saal und einer Minigolfanlage.