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Gefährlicher Herbst Wildwechselrisiko erkennen und richtig reagieren

Herbstliche Landstraßen können idyllisch sein – aber auch schnell gefährlich werden: Wenn Wildschweine, Rehe & Co. die Fahrbahn kreuzen.

Von dpa 29.09.2025, 16:19
Reh voraus: Rund um Waldgebiete, Wiesen und Felder ist besondere Wachsamkeit und Bremsbereitschaft gefragt.
Reh voraus: Rund um Waldgebiete, Wiesen und Felder ist besondere Wachsamkeit und Bremsbereitschaft gefragt. Patrick Pleul/dpa/dpa-tmn

Berlin/Frankfurt/Main - Der Herbst kann goldig schön sein – aber auch starke Stürme mit sich bringen. Das Auto fahren entlang malerischer Natur auf Landstraßen oder Autobahnen kann faszinieren – aber durch Wildwechsel schnell auch sehr gefährlich werden. Wo die am wahrscheinlichsten sind und wie man hinter dem Steuer richtig reagiert, erläutern der Auto Club Europa (ACE) und der Automobilclub von Deutschland (AvD).

Wann und wo ist die Gefahr für Wildwechsel am höchsten?

Wildtiere sind im Herbst besonders aktiv – speziell in der Dämmerung. So steigt das Risiko am frühen Morgen und am Abend für Wildunfälle. Zumal Teile des Berufsverkehrs nun in die Dämmerung fallen. Dann sind speziell auf Strecken rund um Waldgebiete, Wiesen und Felder Wachsamkeit und Bremsbereitschaft gefragt. Doch es ist nicht nur ein Thema für den ländlichen Raum. Denn auch im urbanen Umfeld siedeln mittlerweile Tiere wie Füchse und Wildschweine.

Nicht immer warnen die bekannten Wildwechsel-Verkehrsschilder vor der Gefahr. Hochsitze in der Nähe der Straßen, Wildzäune und oft blau reflektierende Wildwarner können zusätzlich Indizien für häufigen Wildwechsel sein. Die Wirkung der Reflektoren, die Scheinwerferlicht in Richtung Wild abseits der Straße lenken sollen, ist laut ACE aber umstritten. Und manchmal reicht auch ein Loch im Zaun, den Tiere nutzen können – man sollte sich von solchen Maßnahmen also nicht in Sicherheit wiegen lassen.

Wildtiere folgen meist festen Verhaltensroutinen und Pfaden. Deshalb ist speziell bei neu gebauten Straßen durch entsprechende Gebiete Vorsicht angebracht. Das gilt auch in Bereichen von Erntearbeiten, wodurch Wild aufgeschreckt werden könnte.

Wie soll ich mich vorsorglich verhalten?

Besonders auf den genannten Passagen bleibt man lieber konzentriert und fährt mit angepasstem Tempo. Das gilt vor allem bei Dunkelheit oder allgemein schlechter Sicht durch typisches Herbstwetter mit vielleicht auch Nebel – daher im Zweifel immer frühzeitig das Licht anmachen. Und nur so schnell fahren, dass man innerhalb der vom Abblendlicht ausgeleuchteten Strecke anhalten kann, rät der AvD. Zudem gilt: Immer damit rechnen, dass Wild von beiden Seiten auf die Straße rennen kann.

Tiere sind aufgetaucht – was nun?

Treten Tiere auf die Fahrbahn und man kann noch entsprechend reagieren: abblenden, abbremsen und hupen. Manchmal kann man Tiere durchs Hupen verscheuchen – dabei aber immer auf Nachzügler achten. Wer nicht abblendet, riskiert, dass die Tiere stehenbleiben und sich sogar auf die Quelle des Lichts hinbewegen können. Also besser nicht Fernlicht oder Lichthupe nutzen.

Bleibt keine Zeit mehr und ein Aufprall ist unvermeidlich, bleibt nur: eine Vollbremsung machen, nicht lenken und das Lenkrad gut festhalten. Wer riskant ausweicht, könnte im Gegenverkehr oder an einem Baum landen. 

Je mehr Geschwindigkeit vor dem Anprall rausgenommen werden kann – oder idealerweise von vornherein erst gar nicht vorhanden war – desto mehr wird die Aufprallenergie reduziert. Und die kann sehr hoch sein, wie der AvD beispielhaft vorrechnet: Demnach kann ein 20 Kilo schwerer Rehbock bei einem gefahrenen Tempo von 60 km/h ein Aufprallgewicht von 800 Kilo entwickeln.

Was muss ich nach dem Unfall tun?

  • Anhalten, Licht anlassen und Warnblinker einschalten
  • Warnweste überziehen und das Warndreieck 100 Meter hinter dem Auto aufstellen
  • Sind Personen verletzt - diesen helfen und einen Notruf absetzen (Notrufnummer: 112)
  • Tiere niemals mit bloßen Händen anfassen. Dafür sind Förster und Jagdpächter zuständig. Mit passenden Handschuhen kann aber versucht werden, ein totes Tier an den Straßenrand zu ziehen. Bei verletzten Tieren gilt indes: lieber nicht berühren.
  • Auch ohne verletzte Personen die Polizei unter 110 kontaktieren und den Anweisungen folgen – dabei auch an die Wildunfallbescheinigung als Nachweis für eine etwaig vorhandene Teilkaskoversicherung denken.
  • Nie verletztes Wild ins Auto laden – auch nicht aus noch so gut gemeinten Gründen, um es etwa in eine Tierklinik fahren zu wollen. So ein Verhalten kann als Wilderei ausgelegt werden.
  • Unfallspuren mit der Handykamera sichern – dabei Tiere, Schäden und Spuren wie etwa Blut und Haare am Auto fotografieren. Niemals aber Spuren vor dem Ende einer Unfallaufnahme entfernen. Diese könnten dann fehlen, wenn man dem Versicherer gegenüber Beweise benötigt.