Brasilianische Kampfsportart Capoeira kann Körper und Geist in Einklang bringen
Kampfkunst : der Begriff ist wie für die Capoeira gemacht : Wie kaum ein anderer Sport vereint sie körperliche Kraft und Härte mit eleganten, geschmeidigen Bewegungen, akrobatischen Elementen und einer unbändigen Lebensfreude. Die Kampfsportart ist für Menschen jeden Alters geeignet – sofern sie körperlich fit sind. Von Mascha Schacht
Frankfurt / Main ( ddp ). " Capoeira ist mehr als Sport, Capoeira ist ein Lebensgefühl ", bringt es Michael Vas vom Verband " Capoeira Brasil " auf den Punkt : Die 400 Jahre alte Kampfkunst verbindet Sport und Kultur – mehr noch, sie ist selbst ein Stück Kultur.
Entwickelt wurde sie während der Kolonialzeit von nach Brasilien verschifften afrikanischen Sklaven, die den bewaffneten Aufsehern der Zuckerrohrplantagen nichts als ihren Körper entgegenzusetzen hatten.
Später setzten rivalisierende Banden die Capoeira im Straßenkampf ein und brachten sie dadurch in Verruf. Bis 1937 war die potenziell tödliche Kampftechnik offiziell verboten, doch nach der Legalisierung zeigte sie sich von ihrer sanfteren Seite und entwickelte sich rasch zu Brasiliens zweitem Nationalsport. Seit rund 20 Jahren zieht sie auch immer mehr Europäer in ihren Bann. " Die Kultur Brasiliens macht aber bis heute einen wichtigen Teil der Capoeira-Philosophie aus ", erklärt Michael Vas. " Wer Capoeira trainiert, lernt auch viel über Brasilien ", sagt der Capoeira-Meister aus Frankfurt am Main.
Beispielsweise über die Musik : " Die beiden Spieler, wie die Kämpfer genannt werden, bewegen sich in der ’Roda’, dem Kreis der umstehenden Capoeirista, zum Rhythmus der Musik ", erläutert Vas. " Die Musik gibt die Bewegungsabläufe vor. Sie bestimmt, wann akrobatische Einlagen erfolgen dürfen und wann bestimmte Tritte und Schläge erlaubt oder verboten sind. " Traditionell erzeugen Mitglieder der Roda die Klänge auf dem Berimbau, einem Saiteninstrument, der Atabaque, einer Trommel, und dem Pandeiro, das einem Tamburin ähnelt.
Im Training macht der Lehrer die Musik, denn es gibt genug andere Dinge, auf die sich die angehenden Capoeirista konzentrieren müssen : " Capoeira macht man sein Leben lang, nicht nur ab und zu ", stellt Vas klar. Eine gute körperliche Fitness sollte schon vorhanden sein, prinzipiell ist der Sport jedoch für alte Menschen ebenso geeignet wie für Kinder. " Unsere jüngsten Mitglieder sind vier Jahre alt, denen fällt das Lernen besonders leicht, weil sie noch einen ungeheuren Bewegungsdrang haben ", berichtet Vas. Die optimalen Voraussetzungen also, um auch an Wettkämpfen teilzunehmen.
" Heute glauben viele Menschen, Capoeira sei ein Tanzsport, bei dem man sich nicht berührt, aber das stimmt so nicht ", erklärt Vas. " Nur werden bei öffentlichen Vorführungen eben die Eleganz und Akrobatik in den Vordergrund gerückt. "
Dennoch ist Capoeira im Gegensatz zu manch anderer Kampfkunst ein sehr kooperativer Sport : " Es kann im Prinzip ein Fünfjähriger mit einem langjährigen Meister trainieren. Vieles wird einfach vorund nachgemacht. Man soll nicht verkrampft nachdenken, sondern die Bewegungen erspüren, Körper und Geist in Einklang bringen. " Capoeira, ein Lebensgefühl.
Trainingsmöglichkeiten für Capoeira und weitere Infos gibt es im Internet unter
capoeira. de.