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Chemo vor Operation des Darms?

04.01.2012, 04:25

Mein Hausarzt sagte mir, dass ich vor der Mastdarmoperation erst eine Bestrahlung und Chemotherapie erhalten soll. Sechs Wochen später ist dann die Operation. Ist das denn richtig, oder wird damit die Heilbehandlung verzögert?

Es antwortet Prof. Dr. Stefanie Wolff von der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie Magdeburg. Mastdarmkrebs hat oft im fortgeschrittenen Stadium um die betreffende Tumorregion Absiedelungen ausgebildet. Dabei handelt es sich um biologisch hochaktives Tumorgewebe. Bei einer sofortigen Operation kommt es bei über 20 Prozent zu einer erneuten Tumorentstehung in der ehemaligen Krebsregion. Man spricht von einem Lokalrezidiv. Die Vorbehandlung führt dann zu einer Tumorverkleinerung und einer deutlichen Senkung dieser Lokalrezidivrate.

Die Tumorverkleinerung hat als weiteren Vorteil, dass das Operationsausmaß so gestaltet werden kann, dass der Schließmuskel in den meisten Fällen erhalten werden kann. Die Vorbehandlung ist keine Verzögerung, sondern verbessert die Operationsergebnisse. Die Nebenwirkungen und auch Folgen dieser Vorbehandlung sind im Verhältnis zum Nutzen akzeptabel. Besser wäre es allerdings, wenn alle Bürger im Alter über 50 Jahre vorsorglich eine Darmspiegelung machen lassen. Auf diese Weise werden kleine Tumoren und frühe Tumorstadien entdeckt. In dieser Situation müsste dann keine Vorbehandlung gemacht werden.

Dickdarm- und Mastdarmkrebs gehören mit über 70 000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland zu den häufigsten Tumorerkrankungen. In den letzten Jahren ist es gelungen, die Überlebenszeit, aber auch individuelle Konzepte deutlich zu verbessern. Hierzu gehört eine sehr gute Operationsqualität in Kombination mit Zusatzverfahren.