1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Christopher Street Day in Frankfurt am Main

20 000 Teilnehmer Christopher Street Day in Frankfurt am Main

Tausende sind bei der Parade zum Christopher Street Day durch Frankfurt gezogen. Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender forderten Gleichberechtigung und Toleranz ein. Am Rande kommt es zu mehreren Fällen sexueller Belästigung.

22.07.2018, 15:05

Frankfurt/Main (dpa) - Rund 20 000 Menschen haben den Frankfurter Christopher Street Day (CSD) unter dem Motto "Meine Identität ist nicht verhandelbar" auf der Straße miterlebt.

Die traditionelle Parade startete am Samstag zum 26. Mal in Folge. Vom Römerberg aus zogen teils schrill verkleidete Teilnehmer durch die Innenstadt - Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender. Unter anderem ging es dabei um die Rechte von transsexuellen Menschen, die aus Sicht der Teilnehmer weiterhin ausgebaut werden müssten.

Die Polizei sprach von etwa 4000 Menschen, die zu Fuß oder auf Motivwagen durch die Stadt zogen. Etwa 16 000 Zuschauer hätten die Parade am Mittag begleitet. "Die Parade ist bisher absolut friedlich verlaufen", sagte ein Sprecher der Polizei. Unter den Zuschauern fanden sich zahlreiche Menschen, die sich als Schwule oder Lesben zu erkennen gaben. Gleichwohl säumten auch viele Menschen die Straßen, die nicht zu diesen Gruppen gehörten. "Wir sehen zwar viele gesellschaftliche Probleme, aber wir freuen uns auch über die mittlerweile herrschenden Freiheiten von Minderheiten", sagte etwa ein älterer Mann, der gemeinsam mit seiner Frau die Parade verfolgte.

Am Rande wurden mehrere Frauen nach Angaben der Polizei sexuell belästigt. Drei Frauen hätten berichtet, ein Unbekannter habe ihnen an das Gesäß oder die Hüfte gefasst. Eine Frau sei zweimal Opfer geworden. Ein 29-jähriger Mann wurde vorläufig festgenommen und zunächst wieder entlassen. Er wird verdächtigt, eine der Frauen sexuell belästigt zu haben. Beim Veranstalter, aber nicht bei der Polizei, seien fünf weitere Vorfälle gemeldet worden.

Zu sehen waren auf den Straßen Frankfurts zahlreiche Regenbogenfahnen und Transparente, auf denen zu Toleranz und Gleichberechtigung aufgerufen wurde. "Liebe gegen Rechts", war beispielsweise auf einem Motivwagen zu lesen. CSD-Sprecher Joachim Letschert zog nach der Parade eine positive Resonanz, gleichzeitig warnte er vor Selbstzufriedenheit. So sei es zwar ein gutes Zeichen, dass Minderheiten mehr Freiheiten genössen. "Darüber freuen wir uns. Aber gleichzeitig können wir nicht davon ausgehen, dass es immer so bleibt", sagte Letschert. So könne sich der Wind je nach politischer oder wirtschaftlicher Lage schnell auch wieder drehen.

Der CSD hatte am Freitag mit einem Straßenfest auf der Konstablerwache begonnen. Er wird seit Jahrzehnten in vielen Ländern gefeiert und erinnert an Vorfälle um den 28. Juni 1969 in New York: Nach einer Polizeirazzia in einer Bar kam es damals zum Aufstand von Schwulen und Lesben mit Straßenschlachten in der Christopher Street.

CSD Frankfurt