Finanztest-Untersuchung fällt noch schlechter aus als im Vorjahr / Fazit der Tester : "Die Anlageberatung der Banken ist jämmerlich
Es ist ein Skandal : Die Verbraucherzeitschrift Finanztest hat die Anlageberatung in Banken getestet und kommt zu einem verheerenden Ergebnis : Keine einzige der 21 Banken im Test ist gut, dafür gab es sechsmal die Note mangelhaft : für Postbank, Hypovereinsbank, Targobank, BW Bank, Nassauische Sparkasse und Volksbank Mittelhessen.
Magdeburg ( rgm ). Schon der vorangegangene Test im Jahr 2009 war eine große Blamage für die Banken gewesen : Obwohl Finanztest den Anlageberatern eine einfache Aufgabe zur sicheren Geldanlage gestellt hatte, schaffte auch damals keine einzige Bank eine gute Note.
Jetzt ist das Ergebnis noch schlechter. Die Testkunden von Finanztest haben 146 Beratungsgespräche mitgemacht. Diesmal wollten sie 35 000 Euro zehn Jahre lang anlegen. Das größte Problem der Banken ist diesmal, dass sie die Gesetze missachten, stellt Finanztest fest. Sie müssen, noch bevor sie eine Anlage empfehlen, die Kunden nach ihren finanziellen und persönlichen Verhältnissen fragen. Sie sind verpflichtet zu ermitteln, welches Ziel die Kunden mit ihrer Geldanlage erreichen wollen und welche Kenntnisse und Erfahrungen sie haben. Das hat wie beim vergangenen Mal nicht geklappt – und das, obwohl die Banken selbst Besserung gelobt hatten.
Zwar haben die Berater nun häufiger nach Einkommen, Vermögen oder Ausbildung gefragt, aber unterm Strich konnten sich die Banken in diesem Punkt nur wenig verbessern.
Seit diesem Jahr sind die Institute zudem verpflichtet, zu jedem Anlagegespräch, in dem sie Wertpapiere ansprechen, ein Beratungsprotokoll auszuhändigen. Auch das klappte nicht. In 126 von 146 Beratungsgesprächen war die Rede von Wertpapieren, und ein Protokoll wäre Pflicht gewesen. Aber nur 61-mal gab es eines, 65-mal haben die Berater ihre gesetzliche Pflicht nicht erfüllt.
Das Beratungsprotokoll war die Antwort des Gesetzgebers auf die zahlreichen Klagen über Falschberatungen, die in der Finanzkrise laut wurden. Der Kunde soll mit Hilfe des Protokolls die Beratung nachvollziehen können. Er soll über die Vorschläge nachdenken können, bevor er sich für eine Geldanlage entscheidet. Falls der Kunde sich schlecht beraten fühlt, kann ihm das Beratungsprotokoll auch Jahre später als Beweis dienen.
Drei Institute haben in dem Test wenigstens noch ein Befriedigend erreicht und stehen damit an der Tabellenspitze. Es sind die Sparkasse Hannover, die Hamburger Sparkasse und wiederum die Kreissparkasse Köln. Doch wie beim vergangenen Mal kürt Finanztest diese Institute nicht zu Testsiegern. Dafür war ihre Leistung nicht gut genug.
Anlageproblem diesmal besser gelöst
Die Anlageberatung selbst gerät wegen der zahlreichen Gesetzesverstöße fast in den Hintergrund. Die Banken haben sich hier im Vergleich zum vergangenen Test verbessert – mit Ausnahme der Deutschen Bank, die schlechter geworden ist.
Anders als beim vergangenen Test wollten die Testkunden von Finanztest dieses Mal ihr Geld nicht absolut sicher anlegen, sondern waren bereit, Risiken einzugehen. Sie wollten aber, dass am Ende der Laufzeit zumindest ihre eingesetzten 35 000 Euro vorhanden sind. Zudem legten sie Wert darauf, dass sie im Notfall über ihre Anlage schon vor Ablauf der zehn Jahre verfügen können – wenn es sein muss, auch mit Verlust.
Wichtig war Finanztest, dass die Berater die 35 000 Euro nicht in eine einzige Anlage steckten. Einen solchen Betrag sollte man auf mehrere Produkte verteilen. In diesem Fall führte an einem Mix ohnehin kein Weg vorbei : Wenn ein Anleger zwar Risiken eingehen will, aber Wert auf Kapitalschutz legt, braucht es in der Regel mehrere Geldanlagen – riskante und sichere.
Sehr gut fand Finanztest zum Beispiel den Vorschlag, das Geld auf Tagesgeld, Sparbuch, eine Anleihe, einen offenen Immobilienfonds und einen Aktienfonds zu verteilen, wobei die Fondsanteile weniger als ein Drittel an der Gesamtanlage ausmachten.
Berater, die nur sichere Anlagen empfahlen, schnitten dagegen nicht mehr sehr gut ab. Der Kapitalerhalt ist damit zwar gesichert, aber dem Anleger entgingen auf diese Weise Renditechancen. Finanztest bewertete eine solche Empfehlung aber immer noch mit gut.
Die meisten Bankberater haben einen zu riskanten Anlagemix oder auch nur eine einzige riskante Anlage empfohlen und damit das Ziel gefährdet, am Ende der Laufzeit mindestens das eingesetzte Geld wiederzubekommen.
• Anlageberatung : Das Ergebnis dieser Untersuchung ist eindeutig : Sie können sich nicht einfach auf einen Bankberater verlassen. Führen Sie deshalb mehrere Beratungsgespräche und vergleichen Sie die Anlagevorschläge.
• Beratungsprotokoll : Die Banken sind gesetzlich verpflichtet, nach einer Anlageberatung über Wertpapiere ein Beratungsprotokoll auszuhändigen. Der Test von Finanztest zeigt : Die meisten halten sich nicht daran. Bestehen Sie darauf, dass Sie ein solches Protokoll bekommen. Lassen Sie sich nicht mit Ausreden abspeisen. Wenn ‘ s nicht klappt, gehen Sie einfach zu einer anderen Bank.