Stiftung Warentest bewertet neue Busanbieter positiv / In Sachsen-Anhalt ist Angebot gering Die Fernverkehr-Neulinge im Test
Magdeburg. Seit Januar können Reisende ähnlich wie in Italien oder Spanien auch hierzulande den Fernbus als Alternative zum Auto oder zur Bahn wählen. Die Stiftung Warentest gibt einen Überblick über das Angebot und die Preise von sechs großen Anbietern.
Mal eben von Magdeburg nach Berlin, Köln oder Hamburg. Jahrzehntelang war die Bahn die einzige Möglichkeit, längere innerdeutsche Strecken zu fahren. Ein Gesetz hat den begehrten Fernreisemarkt geöffnet. Seitdem tummeln sich viele private Anbieter auf Deutschlands Straßen.
Zwei Firmen bieten Busreisen schon seit vielen Jahren an: Berlin Linien Bus (BLB) und Deutsche Touring. Die anderen sind Neugründungen. Das Geschäftsmodell der großen Fernbusanbieter ähnelt sich: Sie sorgen für den einheitlichen Markenauftritt, die Linienplanung und Preisgestaltung sowie das Marketing und die Buchung. Regionale Buspartner führen die Fahrten durch. In der Regel gehören ihnen auch die Busse.
Kostenloses W-Lan auf vielen Routen
Mit dem Berlin Linien Bus macht sich die Bahn selbst Konkurrenz: Sie ist über ihre Tochter Bex zu 65 Prozent am Berlin Linien Bus beteiligt. Die BLB-Busse fahren bis zu 14-mal am Tag vonBerlin nach Hamburg.
Die Bahn bietet parallel etwa 20 Verbindungen von der Haupt- in die Hansestadt an. Den Bus nutzen hauptsächlich jene, die sparen wollen, stellt die Zeitschrift "test" fest. Die Bahnfahrt kostet fast das Dreifache (ICE-Normalpreis). Dafür sind Reisende auf der Schiene nicht einmal halb so lange unterwegs wie auf der Straße.
Insgesamt war der erste Eindruck auf der Probereise positiv. Die Fahrt in den recht neuen Bussen war immer angenehm, nicht zuletzt deshalb, weil oft nicht einmal jeder zweite Platz besetzt war. Die Sitze sind bequem, lassen sich recht weit verstellen und bieten auch für Größere ausreichend Beinfreiheit.
Viele der Jüngeren haben ein Notebook auf dem Schoß. Sie nutzen das kostenfreie W-Lan, das bei fünf Busanbietern zur Verfügung steht. Der Berlin Linien Bus rüstet gerade nach.
Das Frankfurter Unternehmen Deutsche Touring bietet seit langem Busreisen auf internationalen Strecken an. Es glaubte, die innerdeutschen Teilstücke, auf denen bisher nicht gehalten werden durfte, jetzt einfach anbieten zu können. Die Behörden verlangten jedoch einen Änderungsantrag, was den nationalen Start der Fernbusse von Touring um einige Monate verzögerte.
ADAC und Deutsche Post stehen in den Startlöchern
Wie geht es auf dem Fernbusmarkt weiter? Der Discounter Aldi ist im April gemeinsam mit dem Bonner Bus-Unternehmen Univers mit zehn Linien und Preisen ab 9,90 Euro gestartet. Allerdings ohne Stopp in Sachsen-Anhalt. Ein weiterer Großanbieter steht in den Startlöchern: Der ADAC und die Deutsche Post wollen zum Jahresende Fernbusse auf die Straße schicken.
Ob für alle genügend Kunden da sind, muss sich noch erweisen. Der Fernbus wird sich immer da durchsetzen, wo das Bahnnetz Lücken hat.
Das Kölner Marktforschungsinstitut YouGov verbreitet auch sonst Optimismus. Sein Resümee nach einer Umfrage: "Das Interesse der Deutschen an Fernbuslinien ist groß" - über alle Altersgruppen hinweg.