Umgangsformen Doktor, Professor, Kanzlerin – So klappt die korrekte Anrede
Ein Minister beim ersten Spatenstich für die neue Turnhalle, ein Termin beim Professor in der Uniklinik, ein promovierter Chef oder sogar eine Auszeichnung vom Bundespräsidenten – fast jeder hat mal mit "Titelträgern" zu tun. Wie spricht oder schreibt man sie eigentlich richtig an?
Zinnowitz (ddp). Wer einen Doktor vor seinem Namen trägt, hat entgegen der landläufigen Meinung keinen Rechtsanspruch darauf, mit diesem Titel angesprochen zu werden. "Dazu gibt es eine Reihe einschlägiger Gerichtsurteile, auch vom Bundesgerichtshof", sagt der Etikette-Experte Jörg Kracht aus Zinnowitz in Mecklenburg-Vorpommern. Trotzdem: "Es ist eine Pflicht der Höflichkeit, einen Doktor als solchen zu bezeichnen." Das gelte im mündlichen Gespräch genauso wie im Schriftverkehr.
Der Doktortitel werde nur dann aus der Anrede weggelassen, wenn dessen Träger ausdrücklich keinen Wert darauf lege. "Dann aber gilt dieser Verzicht nur innerhalb der Runde, in welcher er ausgesprochen wurde", merkt Kracht an.
Was sagt man bei mehreren Doktortiteln?
Wenn jemand mehrere Doktortitel vor seinem Namen führt, werde im Gespräch und in Briefanreden nur einer genannt. Kommt noch ein Professor hinzu, reiche der höchstrangige Titel. "Aus dem ,Prof. Dr. Müller‘ wird dann ,Herr Professor Müller‘", erläutert der Experte. Auf Briefumschlägen hingegen nenne man jeden Titel einzeln. Dort stehe also beispielsweise "Prof. Dr. Dr. Müller".
Die Form "Herr Professor" ohne den Nachnamen sollte man allerdings vermeiden. "Hinter jedem Titel steht schließlich ein Mensch mit seiner Persönlichkeit", betont Kracht. Bei Dekanen von Universitätsfachbereichen hingegen falle der Nachname weg. "Einfach nur Herr Dekan", sagt der Umgangsformen-Experte. Auch bei promovierten Medizinern sei die Anrede "Herr Doktor" durch Patienten geläufig. Ärzte unter sich pflegten, die Anrede mit Doktor wegzulassen.
Ein Sonderfall sind außerdem politische Amtsträger. Während der Ausübung ihrer Tätigkeit werden sie immer mit ihrer Bezeichnung – und ohne Nachnamen – angesprochen. Das gilt für Bundeskanzler genauso wie für Landräte und Bürgermeister. "Es heißt ,Frau Bundeskanzlerin‘ und nicht ,Frau Bundeskanzlerin Merkel‘", sagt Kracht. "Wer sie jedoch zum Beispiel privat auf dem Wochenmarkt trifft, darf ruhig ,Frau Dr. Merkel‘ zu ihr sagen."
Ausländische Botschafter werden laut Kracht üblicherweise mit "Exzellenz" angeredet. Bei Botschaftern des eigenen Landes verwendet man ein schlichtes "Herr Botschafter", beziehungsweise "Frau Botschafterin".
Wobei die weibliche Form nur gilt, wenn es sich tatsächlich um eine Botschafterin handelt. Die Gattin eines Botschafters werde nie zur "Frau Botschafterin".