Grippeschutzimpfung ist auch jetzt noch sinnvoll / Obst ist besser als Vitaminpräparate Durch die Eiseskälte sinkt lokale Abwehr
Viele Menschen fragen sich, wie sie sich vor der eisigen Kälte schützen können. Prof. Dr. Rüdiger C. Braun-Dullaeus, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie in Magdeburg gibt Antworten.
Welche Auswirkungen hat die Kälte auf unser Wohlbefinden?
Prof. Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus:Zusammen mit dem derzeitigen Sonnenschein gibt Kälte uns das Gefühl der Frische. Sie aktiviert unseren Geist und Körper.
Unser Körper reagiert aber auch auf die Kälte. Die Gefäße ziehen sich zusammen. Hierdurch soll keine Wärme mehr verloren gehen.Dies kann sich bei Menschen, die an Herzerkrankungen leiden, negativ auswirken. Sie können Schmerzen in der Brust bekommen. Hierdurch kann es auch zu einem Herzinfarkt bei starker körperlicher Anstrengung kommen.
Welche Körperpartien sind besonders zu schützen?
Prof. Dr. Braun-Dullaeus: Es sollten die Körperpartien geschützt werden, die der Kälte besonders exponiert sind. Dies sind die Ohren, Wangen, Nase, Hände und Füße. Diese sind besonders gefährdet zu erfrieren.
Stärken Vitaminpräparate das Immunsystem oder reicht auch eine Apfelsine?
Prof. Dr. Braun-Dullaeus: Auf alle Fälle reicht Obst aus. Es gibt bis heute keinen wissenschaftlichen Hinweis, dass Vitaminpräparate einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit haben, wenn wir uns ausgewogen ernähren.
Ist die Kälte ausschlaggebend für Schnupfen, Husten, Heiserkeit?
Prof. Dr. Braun-Dullaeus: In der Tat werden im Winter Erkältungen häufiger weitergegeben. Dies liegt u.a. daran, dass die Schleimhäute (zum Beispiel Nase, Rachen) schlechter durchblutet sind und wir deshalb eine etwas verminderte lokale Abwehr haben. Aus diesem Grunde können sich Keime besser ansiedeln und vermehren.
Wie kann man sich vor Erkältungskrankheiten schützen?
Prof. Dr. Braun-Dullaeus: Weiterhin sollte man sein Leben aktiv gestalten das heißt regelmäßig an die frische Luft gehen. Gerade der Wechsel zwischen kalt und warm stärkt unser Immunsystem.
Keine Hilfe bietet, wie bereits gesagt, die Einnahme von Vitaminpräparaten. Stattdessen sollten Obst und Gemüse auf dem täglichen Speiseplan stehen. Zudem sollte bei chronisch kranken Menschen eine Grippeschutzimpfung durchgeführt werden.
Sollen alte Menschen lieber in ihren Wohnungen bleiben oder ist ein Spaziergang durchaus zu empfehlen?
Prof. Dr. Braun-Dullaeus: Gerade auch ältere Menschen sollen sich jeden Tag bewegen. Deshalb rate ich davon ab, bei dem schönen Wetter der letzten Tage im Hause zu bleiben.
Dennoch sollten sich ältere Menschen nicht übernehmen, insbesondere wenn bereits Herzkrankheiten bestehen. Schneeschippen zum Beispiel, also schwere Arbeit bei großer Kälte, sollte man besser den jüngeren überlassen.
Wie sieht es mit Kleinkindern bei dieser Kälte aus?
Prof. Dr. Braun-Dullaeus: Kleinkinder haben im Verhältnis zu Erwachsenen eine größere Oberfläche. Aus diesem Grunde kühlen sie schneller aus. Deshalb müssen Kleinkinder immer adäquat vor Kälte geschützt sein.
Soll man bei diesen Temperaturen auf Sport im Freien lieber verzichten?
Prof. Dr. Braun-Dullaeus: Sport ist bei Gesundheit auch bei diesen Temperaturen prinzipiell kein Problem. Am besten sollte Sportkleidung getragen werden. Diese wärmt, lässt aber gleichzeitig noch genügend Transpiration zu. Oft reagieren die Atemwege auf die eingeatmete Luft. Wenn man durch die Nase atmet bleibt dennoch die Temperatur in der Lunge normal. Man sollte jedoch nicht durch den Mund atmen. Dann fällt die Temperatur in der Lunge ab. Dies kann zu Atemwegserkankungen führen
Ist eine Grippeschutzimpfung jetzt noch zu empfehlen oder ist es dafür zu spät?
Prof. Dr. Braun-Dullaeus: Auch jetzt macht es noch Sinn sich impfen zu lassen. Dies gilt insbesondere für chronisch kranke Menschen.