Großes Leserinteresse beim gestrigen Volksstimme-Telefonforum zum Thema Geld- und Vermögensanlage Eine hohe Rendite ist ohne Risiko nicht möglich
Wohin nur mit dem sauer Ersparten? Das war gestern das Thema des Volksstimme-Telefonforums. Auskunft rund um die Geldanlage gaben Experten vom Bundesverband deutscher Banken.
Frage: Lohnt es sich noch in Aktien anzulegen?
Antwort: Trotz der bereits deutlich gestiegenen Aktienkurse bieten Aktienanlagen weiterhin auf lange Sicht gute Renditechancen. Die Dividendenrenditen von im Schnitt drei bis vier Prozent liegen über den Renditen verzinslicher Wertpapiere. Aktienanleger müssen aber mit Kursschwankungen leben können. Kursrückschläge sind immer möglich. Man sollte wegen des Kursrisikos auch nur einen Teil des Geldes in Aktien investieren und dieses Geld langfristig liegen lassen können.
Frage: Ich habe 20 000 Euro bei einer kleinen Bank auf einem Tagesgeldkonto mit einem Zins von einem Prozent. Ist das okay? Ist mein Geld auch sicher?
Antwort: Die Zinskonditionen sind okay. Tagesgeldkonten sind in Deutschland wie Sparguthaben und andere Einlagen bei Banken nach dem Einlagensicherungsgesetz bis zu 100 000 Euro pro Person grundsätzlich voll geschützt. Fast alle Kreditinstitute sichern darüber hinaus auch höhere Beträge durch freiwillige Sicherungseinrichtungen ab.
Frage: Ich habe meine Versicherung gekündigt und das Geld in eine mir angebotene Unternehmensanleihe mit fünfjähriger Laufzeit und einem Zins von 7,75 Prozent angelegt. War ich clever?
Antwort: Mittelstandsanleihen sind durchaus kritisch zu sehen. Je höher der Zins, desto höher regelmäßig das Risiko. Oft sind diese Unternehmen vom Geld- und Kapitalmarkt abgeschnitten und müssen sich Geld so besorgen. Vielfach haben Anleger über solche Anleihen auch viel Geld verloren. Vorsicht ist also angebracht.
Frage: Welche Bank bietet aktuell die besten Zinsen auf dem Tagesgeldkonto?
"Gold bringt keine Zinsen. Die künftige Entwicklung des Goldpreises kann niemand vorhersagen."
Antwort: Die Suche nach den besten Konditionen kann ich Ihnen nicht abnehmen. Aktuelle Vergleiche finden Sie im Internet oder auch in den Tageszeitungen. Achten Sie jedoch auf die Vertragsbedingungen. Oft gelten die attraktiven Zinsen nur für kurze Zeit, dann kommt es zu Zinsreduzierungen.
Frage: Wir haben unser Geld auf Fonds verteilt. Sollen wir die verkaufen und alles auf ein Tagesgeldkonto legen?
Antwort: Bei einem Tagesgeldkonto erhalten Sie eine Verzinsung von oft unter einem Prozent. Die Inflation beträgt aber zwei Prozent oder etwas mehr. Mit einem Tagesgeldkonto können Sie also die Kaufkraft Ihrer Ersparnisse nicht erhalten. Mit den richtigen Fonds können Sie dagegen die Inflation schlagen. Freilich: Ohne Risiko geht das nicht. Sprechen Sie mit Ihrem Bankberater, welche Anlagenmischung für Sie am besten ist.
Frage: Ich traue der Stabilität des Euro nicht mehr. Soll ich mein Geld in anderen Währungen anlegen?
Antwort: Andere Währungen bieten gegenüber dem Euro nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Wechselkursänderungen können auch zu Verlusten führen. Eine Beimischung von Währungen ist durchaus sinnvoll, eine Anlage ausschließlich in Fremdwährungen ist dagegen nicht ratsam.
Frage: Ich habe mir etwa 40 000 Euro zusammengespart und möchte das Geld für etwa 15 bis 20 Jahre als Altersvorsorge anlegen. Was kann ich tun?
Antwort: Verteilen Sie Ihr Vermögen auf verschiedene Anlagenklassen wie festverzinsliche Wertpapiere, Aktien, Immobilien oder Rohstoffe. Der Mix dieser Anlagen sollte Ihnen die Kaufkraft Ihres Vermögens langfristig erhalten. Im Moment gelingt es über Festgelder, Sparkonten oder festverzinsliche Wertpapiere allein nicht, über die Zinserträge die Inflation auszugleichen.
Frage: Wie hoch ist der Zins für langfristige sichere Anlagen?
Antwort: Als Maßstab können Sie hier die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen heranziehen. Die beträgt aktuell etwa 1,6 Prozent.
Frage: Ich habe Angst vor dem finanziellen Zusammenbruch, soll ich all mein Geld in Gold anlegen?
Antwort: Gold bringt keine Zinsen. Die künftige Entwicklung des Goldpreises kann Ihnen auch niemand vorhersagen. Ein Preisrückgang ist jedenfalls nicht auszuschließen. Von daher ist Gold nicht so sicher, wie oft angenommen wird. Nur auf Gold zu setzen ist also nicht ratsam. Als Beimischung mit einem Teil des Vermögens ist eine Goldanlage allerdings in Ordnung.
Frage: Wir konnten mit deutschen Aktien in den vergangenen zwei Jahren gute Gewinne machen. Sollen wir nun die Aktien verkaufen, um die Gewinne zu realisieren?
Antwort: Es kann nicht schaden, hin und wieder Gewinne mitzunehmen. Denn bei stark gestiegenen Anlagen steigt das Rückschlagsrisiko mit. Ein vollständiger Ausstieg aus Aktien empfiehlt sich aber nicht.
"Derzeit sieht es nicht danach aus, dass die Zinsen erheblich steigen werden."
Frage: Steigen die Zinsen bald wieder? Sollen wir unser Geld auf dem Tagesgeldkonto lassen, bis es wieder attraktivere Zinsen für Anleihen gibt?
Antwort: Derzeit sieht es nicht danach aus, als ob die Zinsen bald wieder deutlich steigen würden. Die Notenbanken dürften die Zinsen vielmehr weiterhin niedrig halten. Für eine langfristige Anlage ist ein Tagesgeldkonto nicht geeignet.
Frage: Macht es Sinn, in ETFs anzulegen, denn die Kosten sind ja niedriger als bei Fonds?
Antwort: ETFs (Exchange Traded Fonds) sind passive Anlageinstrumente, ohne Management. Hier würde ich nur investieren, wenn ich der Meinung bin, dass der ETF den Markt vollkommen abbildet. Es lohnt sich durchaus, auch in den klassischen Fondsmarkt zu schauen, denn es gibt einige Investmentfonds, die den Markt deutlich schlagen.
Frage: Wieviel Zinsen darf ich steuerfrei einnehmen?
Antwort: Der Sparer-Pauschbetrag beträgt pro Person 801 Euro im Jahr, das heißt bis zu 801 Euro sind Kapitalerträge grundsätzlich steuerfrei. Für Ehepaare gilt der doppelte Betrag. Vergessen Sie bitte nicht, rechtzeitig einen Freistellungsbeitrag bei Ihrer Bank zu stellen, damit diese Ihnen die Kapitalerträge ohne Steuerabzug auszahlen beziehungsweise gutschreiben kann.
Frage: 60 000 Euro werden aus einer Lebensversicherung fällig. Wie kann ich dieses Geld sicherheitsorientiert anlegen und die Inflation schlagen?
Antwort: Völlig risikolos geht es derzeit nicht, die Inflation zu schlagen. Für sicherheitsorientierte Anleger kommt eine Kombination von Festgeld, Rentenfonds und offenen Immobilienfonds in Betracht, vielleicht auch Mischfonds. Der Mix aus diesen eher konservativen Anlageklassen bietet eine gute Chance, die Inflation auszugleichen.
Frage: Mir liegt ein Angebot vor zum Thema Festgeld mit sieben Prozent Zins. Ist das realistisch?
Antwort: Nein, sieben Prozent allein für Festgeld ist unrealistisch, hier werden mit Sicherheit Wertpapiere oder Fonds ein Teil des Anlageangebots sein. Also bitte das Angebot sorgfältig prüfen. Wertpapiere und Fonds unterliegen Bonitäts- und Kursrisiken. Wenn Sie diese nicht möchten, sollten Sie die Finger von diesem Angebot lassen. Man sollte grundsätzlich auch nicht in Anlagen investieren, die man nicht genau verstanden hat.
"Sieben Prozent Zinsen sind für Festgeld unrealistisch."
Frage: Aus einem Hausverkauf habe ich 60 000 Euro erhalten. Was soll ich damit anfangen?
Antwort: Zunächst sollten Sie sich über Ihre Anlageziele klar sein. Dann ist ein Beratungsgespräch mit der Hausbank sinnvoll, wenn Sie mögen, auch noch ein zweites Gespräch mit einer anderen Bank. So können Sie vergleichen. Wichtig ist immer die Berücksichtigung Ihrer persönlichen Ziele und Wünsche sowie der Anlagehorizont. Und immer breit streuen, nie alles auf eine Karte setzen. Achten Sie darauf, dass Sie bei Wertpapieranlagen ein Beratungsprotokoll bekommen. Bei seriösen Banken ist das selbstverständlich.
Frage: Vor zehn Jahren haben wir einige Goldbarren gekauft. Der Wert ist inzwischen gestiegen. Sollen wir die Barren weiter halten oder verkaufen?
Antwort: In der Tat ist der Goldpreis in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Da Sie damals offensichtlich größere Goldbestände gekauft haben, kann ein Teilverkauf nicht schaden, um Gewinne sicher zu stellen.