Zeitmanagement für Eltern Einfach mal durchatmen
Mit Kindern ticken die Uhren anders. Mütter und Väter stehen permanent unter Druck, unter Zeitdruck. In fünf Minuten geht der Bus, um 9 Uhr habe ich ein wichtiges Meeting, nach dem Kindergarten müssen wir dringend Milch einkaufen, die Bücher in die Bibliothek bringen, ein Geschenk für den Kindergeburtstag besorgen. Wie finden Eltern noch ein bisschen Zeit für sich ? Cordula Nussbaum, Deutschlands Zeitmanagerin Nummer 1, hat dafür fünf Tipps.
Erstens : Mütter kennen das. Sie stehen morgens fertig angezogen und perfekt geschminkt im Flur. In zehn Minuten fährt der Bus. Doch plötzlich sitzt vor ihnen der Nachwuchs – ohne Strümpfe und ohne Schuhe. " Die habe ich mir wieder ausgezogen. " Und jetzt ? Ihr lieblich geflötetetes " Na, komm. Die ziehen wir schnell wieder an. Wir wollen doch zum Bus laufen ", stößt auf taube Ohren. Hier passiert in den nächsten zehn Minuten nichts, oder ?
Die Expertin rät : Gerade wenn Sie unter Zeitdruck sind, sagen Sie den Kindern rechtzeitig, wann Abfahrt ist. Planen Sie Puffer für sich ein und sagen Sie beispielsweise 15 Minuten vor Abfahrt " Noch zehn Minuten, dann gehen wir, Du darfst bis dahin noch spielen. " Sagen Sie kurz darauf : " Noch fünf Minuten, dann gehen wir, bitte ziehe jetzt Deine Jacke an. " Diese klaren Ansagen im Vorfeld helfen, dass Kinder ein Zeitgefühl entwickeln und dann auch wirklich parat sind, wenn Sie loswollen.
Aber machen Sie sich auch klar : Max und Mia sind Kinder – keine programmierbaren Maschinen. Deshalb werden sie auch immer mal wieder " nicht funktionieren ". Versuchen Sie also mit Puffern und Ansagen mehr Ruhe zu schaffen, und wenn es nicht klappt, dann nehmen Sie halt den nächsten Bus.
Frühes Helfen macht selbstbewusst
Zweitens : Ohne Kinder war die zeitliche Definition von Freizeit klar geregelt : nach Feierabend. Jetzt ist alles anders. Brot und Butter im Supermarkt einzukaufen, das finden nicht alle Kinder spannend. Am Hausputz haben sie ebenso wenig Interesse. Und dass sie neue Hosen und T-Shirts für den Sommer brauchen, ist ihnen auch nicht sofort klar. " In meinem Schrank sind doch ganz viele Sachen. " Und wie kommen die dahin ? Wann sollen Eltern einkaufen ? Wann die Küche wischen und den Geschirrspüler ausräumen ?
Die Expertin rät : Kinder sollten so früh wie möglich in die familiären Pflichten eingebunden werden, beim Einkaufen und Aufräumen, um danach die freie Zeit zu genießen. So lernen sie schnell, dass ein Alltag auch Arbeit und Verpflichtung bedeutet und die Hosen nicht automatisch in den Schrank fliegen. Frühes Helfen macht selbstbewusst, weil die Kinder Erfahrungen sammeln können. Aber : Nicht überall hin müssen die Kleinen mit. Geht der Einkauf im Supermarkt ohne den Nachwuchs schneller, gehen Sie allein. Das schont die Nerven. Planen Sie Ihren Großeinkauf oder Ihren Hausputz so, dass währendessen jemand auf Ihre Kinder aufpassen kann. Wenn Sie nur eben eine Ecke aufräumen oder Wäsche aufhängen wollen, bieten Sie ein Alternativprogramm an, zum Beispiel die Schublade mit den Plastikboxen.
Drittens : Für den Nachmittag haben Sie den perfekten Unterhaltungsplan : Kakao und Kuchen bei Oma, dann mit Jannik von nebenan und Ihrem Kind auf den Spielplatz, und ehe es wieder nach Hause geht, noch kurz schauen, wie es Simone und dem Baby geht ...
Klingt gut, theoretisch. Praktisch hören Sie sich alle 90 Minuten sagen : " Na, komm Hase. Wir wollen doch noch ... Na, los ... " Mit Kinder explodiert die Zahl der Aufgaben und Verpflichtungen. Wir bürden uns eine Menge Zusatztermine in der Freizeit auf. Fragen Sie sich deshalb immer wieder aufrichtig : " Muss das wirklich gemacht werden ?" Entschleunigen Sie den Alltag und genießen Sie lieber weniger Events. Lernen Sie die Qualität der Zeit schätzen, statt die Quantität auszureizen. Das kann auch heißen, dass Sie " Nein " sagen lernen und unter Umständen bei Freundin Simone anecken, weil Sie heute eben nicht kommen. Vielleicht aber ist die Freundin sogar ganz froh, dass Sie nicht kommen, weil an diesem Tag schon fünf andere Termine anstehen.
Viertens : Fünf Stunden am Werktag schenken Sie Ihre volle Kraft und Aufmerksamkeit Ihrem Arbeitgeber. Sie telefonieren, organisieren, mailen, heften ab, kopieren und kooperieren. Und dann ? Sollen Sie eben noch eine Zusatz-Schicht übernehmen, weil ein Kollege krank geworden ist. Oder : Bis heute Abend eine neue Grafik erstellen für die Präsentation am nächsten Morgen. Aber in drei Minuten müssen Sie Ihr Kind aus dem Hort abholen. Was tun ?
In vielen Firmen nehmen Chefs und Kollegen Rücksicht auf Mitarbeiter mit Kindern und respektieren, dass diese pünktlich gehen müssen. Ist das in Ihrer Arbeit nicht der Fall, dann sprechen Sie das bitte deutlich an. Machen Sie klar, dass Sie sich für die Firma engagieren. Das merkt man vor allem an Ihren Leistungen, und dass ein pünktlicher Feierabend in der Regel nun einfach Fakt ist. Zeigen Sie, dass Sie in Notfällen natürlich bereit sind, einzuspringen – sofern die Notfälle nicht an der Tagesordnung sind und Sie spontan Betreuung für die Kinder finden. Finden Sie unbedingt im Team eine Lösung für ein besseres Zeit- und Team-Management im Sinne aller – von einem frühen Feierabend profitieren auch alle.
Fünftens : Schach-matt. Abends um 20 Uhr fallen sie erschöpft auf Ihr Sofa. Sie waren erfolgreich heute : Sie haben nach dem Job geputzt und gebügelt, eingekauft und Essen für drei Tage im Vorraus gekocht, Sie haben das Kind gefüttert, gewickelt und mit ihm gespielt. Sie waren von morgens um 7 Uhr bis zur Tagesschau ständig im Einsatz. Zur Belohnung schalten Sie den Fernseher ein, und fünf Minuten später tiefenentspannt ab. Von einer Yogastunde können Sie jetzt nur noch träumen – und von Zeit für sich selbst erst recht. Wie finden Eltern Lücken im Alltag nur für sich, um Kraft zu tanken ?
Machen Sie einen Termin mit sich selbst
Die Expertin rät : Wer darauf hofft, dass sich diese Lücken von selbst ergeben, wird vergebens warten. Planen Sie also entspannende Momente frühzeitig ein. Gerade mit Kindern kann das auch heißen, für meine Auszeiten eine Betreuung zu organisieren. In meinen Seminaren lernen die Teilnehmer Zeit-Inseln in den Kalender einzutragen, als " Termin mit mir selbst ". Dieser Termin hat die gleiche Wichtigkeit wie andere Termine und wird nur im absoluten Notfall gestrichen oder verschoben.
Das kann die ruhige Tasse Kaffee in der Sonne sein, der Kino-Besuch mit dem Partner oder ein Wochenende in den Bergen. Machen Sie sich klar, dass Sie nur eine liebevolle Mutter oder ein liebevoller Vater sein können, wenn Sie " voll mit Liebe " sind – und das heißt eben, sich selbst immer wieder zu füllen. Ich kann nur geben, was in mir ist.