Narkosen Eltern sollten mit Kindern über Operation sprechen
Wie groß ist das Risiko für Kinder, während einer Operation unerwartet aufzuwachen? Wie lässt sich dieses Risiko vermindern?
Es antwortet Oberärztin Dr. Annegret Anderson, Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie Magdeburg: Moderne Narkosemedikamente ermöglichen ein angenehmes Einschlafen und beinhalten durchaus Traumerlebnisse. Sehr selten können sich Patienten an Einzelheiten erinnern, die die tatsächliche Phase der Operation betreffen. Eine derartige Unterscheidung fällt mutmaßlich Betroffenen natürlich nicht immer leicht. Ein Schmerzerleben wird typischerweise nicht berichtet. Der aktuellen Datenlage zufolge beläuft sich die Häufigkeit von unerwünschtem Wachheitserleben während eines operativen Eingriffs auf etwa ein bis zwei Promille. Kinder scheinen in etwas höherem Maße betroffen zu sein. Genaue Erhebungen sind in der Gruppe der Kleinkinder äußerst schwierig.
In der Fachliteratur gibt es Hinweise darauf, dass Kinder infolge eines nachweisbaren Wachheitserlebens weitaus weniger häufig als Erwachsene an negativen Folgeerscheinungen wie dem posttraumatischen Stresssyndrom leiden.
Neben einigen bekannten Risikofaktoren gilt als ein heute allgemein gut vermeidbarer Umstand eine für die Altersgruppe zu sparsame Dosierung von Narkosemitteln. Noch in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde im anglikanischen Raum davon ausgegangen, dass Neugeborene und Säuglinge wenig oder gar keine Schmerzen empfinden und Operationen gut tolerieren würden. Demgegenüber weiß der Anästhesist heute, dass aufgrund der Besonderheiten bei Reifung und Entwicklung aller Organsysteme und auch der Wahrnehmungsfähigkeit im Säuglings- und frühen Kindesalter dem jeweiligen Alter des Kindes angepasste Narkosen durchgeführt werden müssen.
Im Rahmen der Hirnforschung zum Thema Schlaf und Wachsein steigt zunehmend der Kenntnisstand zu Wirkmechanismen bei künstlich hervorgerufener Bewusstlosigkeit und Schmerzunempfindlichkeit, der Narkose. So werden im Bereich Kinderanästhesie wie auch bei Erwachsenen neben einem sorgfältigen Herz-Kreislauf- und Atemmonitoring zunehmend Geräte zur kontinuierlichen Überwachung der Schlaftiefe eingesetzt, die ein hohes Maß an Sicherheit bieten.
In einem vorbereitenden Gespräch mit dem Narkosearzt sollen Sorgen, Befürchtungen und Wünsche von Eltern und Kindern zur Sprache kommen. Schon hier können eventuell vorhandene Vorerkrankungen oder andere spezifische Bedingungen erkannt und nachfolgend berücksichtigt werden. Wichtig ist es, dass Eltern mit ihren Kindern über die bevorstehende Behandlung sprechen und dem Kind Sicherheit und Zuversicht vermitteln.