Lehrermangel Sachsen-Anhalt konnte 2025 nicht jeden ausgeschiedenen Lehrer ersetzen
Der Lehrermangel beschäftigt den Bildungsminister weiter. Für ausgeschriebene Stellen finden sich zu wenige Bewerber. In den Fokus geraten stärker ältere Lehrkräfte - und immer wieder Quereinsteiger.

Magdeburg - Sachsen-Anhalt hat 2025 mehr Lehrkräfte an den Schulen verloren, als neu eingestellt worden sind. 1.670 Frauen und Männer seien aus dem Schuldienst ausgeschieden, darunter 259 Seiteneinsteiger, teilte das Bildungsministerium in Magdeburg mit.
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Gewonnen wurden demnach 1.547 Lehrkräfte inklusive befristet eingestellter Vertretungslehrer, davon 501 Seiteneinsteiger. Rechnerisch gingen dem Land damit 123 Lehrkräfte verloren. „Das ist schlecht, natürlich“, sagte Bildungsminister Jan Riedel (CDU). „Wir würden gern viel mehr Lehrkräfte einstellen.“
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Das Land versuche alles Mögliche. Die Zahl der Studienplätze sei enorm hoch, die Plätze könnten nicht alle besetzt werden, neue duale Studiengänge seien eingerichtet worden, Stipendien würden vergeben, so Riedel.
„Dazu schreiben wir regelmäßig viele Hundert Stellen aus, die wir nicht besetzt bekommen mit grundständig ausgebildeten Lehrkräften. Es scheitert ja nicht am Angebot, es scheitert an der Nachfrage. Da sind wir nicht allein bundesweit.“ Riedel verwies auf einen positiven Trend im zweiten Halbjahr 2025, da sei der Lehrkräfte-Saldo positiv gewesen mit 466 Abgängen und 790 Einstellungen.
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Mehr Lehrer sollen den Ruhestand hinausschieben
Sachsen-Anhalt richtet den Fokus unter anderem auf die älteren Lehrkräfte und hofft, dass sich mehr von ihnen entscheiden, zumindest in Teilzeit weiterzuarbeiten, statt komplett in den Ruhestand zu gehen. Aktuell seien das 175 Lehrerinnen und Lehrer. Da nicht alle Vollzeit arbeiten, können damit knapp 88 Vollzeitstellen abgedeckt werden. Die Zahl der Lehrkräfte, die den Ruhestand weiter hinauszögern, ist laut dem Bildungsministerium stetig gestiegen in den zurückliegenden Jahren. 2021 waren es noch 106 gewesen, 2023 dann 153 und im vergangenen Jahr 172.
Bildungsminister Riedel sagte, ungefähr die Hälfte der Lehrkräfte an den Schulen sei zwischen Mitte 50 und Mitte 60 Jahren alt, sie würden in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand verabschiedet. „Unser Ziel ist es, so viele wie möglich dafür zu gewinnen, noch weiter der Schule zur Verfügung zu stehen, ob in Vollzeit oder in Teilzeit, auf Honorarbasis, als Mentoren oder in anderen Modellen.“
„Die Bereitschaft ist relativ groß“ - Jetzt folgt Aufklärungsarbeit
Bei seinen Besuchen in den Schulen stelle er Offenheit fest. „Die Bereitschaft ist relativ groß. Viele ältere Lehrkräfte sagen mir aber, ich möchte tatsächlich auch noch mehr angesprochen werden. Darauf reagieren wir gerade.“ Über die Schulen würden Flyer verteilt, um die bald ausscheidenden Lehrkräfte zu informieren. Riedel nannte Mathematik-Physik-Lehrer als Beispiel für Kräfte, die unbedingt länger gehalten werden sollten. „Jede Lehrkraft, die bleibt, ist ein Gewinn für unser System.“
Quereinsteiger sollen enger begleitet werden - „umhüllt“
Derzeit unterrichteten an den Schulen rund 2.500 Seiteneinsteiger. Sie seien nicht immer den Herausforderungen gewachsen. Dazu, dass in diesem Jahr bei rund 500 gewonnenen Seiteneinsteigern auch etwa 260 das System wieder verlassen haben, sagte Riedel: „Nach den vielen Jahren der Einstellung halte ich das jetzt nicht für eine unglaublich hohe Zahl, sondern für eine realistische Zahl. Nichtsdestotrotz ist unser Anliegen, die Seiteneinsteiger weiter zu stärken.“
Künftig solle es etwa einen sogenannten Qualifizierungstag geben, an dem Seiteneinsteigende in Seminargruppen qualifiziert würden und Netzwerke aufbauen könnten. „Wir wollen die Seiteneinsteigenden noch mehr umhüllen sozusagen mit Unterstützungssystemen, weil wir sie halten wollen. Wir haben erkannt, dass wir dort immer mehr reformieren müssen.“
Riedel wies auf die Vielfalt der Seiteneinsteigenden hin: Erzieher würden eingestellt, Meister, unterschiedliche Bachelor und Master. „Das sind so unterschiedliche Ausgangspositionen, die einen haben schon pädagogische Erfahrung, die anderen gar nicht. Das fangen wir alles ab.“