Technik Fernsehen über den Internet-Stream
Mit dem Ende von DVB-T bekommt der TV-Empfang über das Internet neuen Zulauf. Fünf Anbieter im Test.
Hannover (dpa) l Mit DVB-T war alles recht simpel. Oft genügte eine Antenne am Fernseher, schon konnte man einige Programme empfangen. Der Umstieg auf den neuen Standard DVB-T2 HD ist häufig mit Kosten verbunden. Und auch einen Satelliten- oder Kabelanschluss hat nicht jeder im Haus. In dem Fall kann Fernsehen über das Internet eine gute Alternative sein.
Einer der bekanntesten TV-Streamingdienste ist Zattoo, das sich am PC und mobil nutzen lässt. In der kostenlosen Version umfasst es mehr als 70 Sendern, sechs davon in HD-Qualität. Darunter sind allerdings hauptsächlich Kanäle von ARD und ZDF. Zattoo bietet zudem eine elektronische Programmvorschau und einen On-Demand-Zugriff: Ausgewählte Serien sind in einer Art Mediathek verfügbar.
Beim Umschalten werden in der kostenlosen Version Werbespots eingespielt. Einige Privatkanäle sind zudem nur im Premium-Paket für 9,99 Euro im Monat verfügbar. Das umfasst rund 90 Sender, 35 in HD. Zusätzlich kann man einige laufende Sendungen von Anfang an schauen. Dazu gibt es noch extra hinzubuchbare Pakete mit Sendern aus dem Ausland – etwa der Türkei oder Polen. Eine Aufnahme- oder Time-Shift-Funktion, um zeitversetzt zu schauen, gibt es nicht. Das Premium-Paket ist täglich, monatlich oder jährlich buch- und kündbar.
Der Streamingdienst Magine TV setzt ebenfalls auf eine kostenlose Grundversion. Diese beinhaltet 30 Sender, hauptsächlich von ARD und ZDF – HD-Sender gibt es nicht. Für 6,99 Euro im Monat bietet Magine die wichtigsten Privatsender, mehr als 20 HD-Sender und für ausgewählte Kanäle eine Mediathek. Programmaufzeichnung oder zeitversetztes Fernsehen ist auch bei Magine nicht möglich.
In welcher Qualität das Programm gestreamt wird, hängt auch von der Leitung ab. Zattoo etwa empfiehlt 7 Mbit/s für einen Stream in HD. „Die Anbieter können einen einwandfreien Stream nie gewährleisten“, sagt Nico Jurran, Redakteur beim Computermagazin „c‘t“. Denn die Internetleitung läuft unabhängig von den Streamingdiensten.
Anders ist es beim Anbieter Waipu.tv: Exaring, der Betreiber des Dienstes, verfügt über einen eigenen Glasfaserring in Deutschland. Dadurch sollen die Streams von Waipu meist stabiler und in besserer Qualität laufen – besonders in Stoßzeiten. Kostenlos gibt es die öffentlich-rechtlichen Sender, für knapp fünf Euro im Monat rund 60 Sender, Time-Shift und Programmaufnahme von bis zu zehn Stunden. Eine mobile Nutzung und Programme in HD-Qualität sind im Perfect-Paket für 14,99 Euro enthalten. Dort sind Aufnahmen bis 50 Stunden möglich. Beide Pakete haben eine Programmvorschau und sind monatlich kündbar. Waipu.tv kann nur über Mobil-Apps (iOS/Android) empfangen werden. Per Stream lässt sich das Bild auch auf dem TV anzeigen, etwa über Chromecast, Amazons Fire TV und nach Unternehmensangaben demnächst auch via Apple TV.
Telekom und Vodafone können TV-Dienste anbieten, die über ein eigenes Netz funktionieren. Beim sogenannten IP-TV läuft ein Signal über das Internet in einen Receiver und in das Smart-TV. „Die Anbieter können eine störungsfreie Verbindung garantieren“, sagt Jurran. Voraussetzung ist jedoch ein Internetanschluss beim jeweiligen Anbieter.
Der Telekom-Dienst Entertain verlangt eine Leitung von mindestens 16 Mbit/s. Er kostet in der Basis-Version 5 Euro im Monat und umfasst rund 100 Sender, 20 davon in HD. Dazu gibt es Time-Shift, Programmvorschau, eine Aufnahmefunktion und viele Serien und Filme auf Abruf. Der Receiver kostet monatlich nochmals 4,94 Euro.
Ähnlich funktioniert auch GigaTV von Vodafone. Im günstigsten Paket für 8,99 Euro im Monat erhält der Kunde fast 150 Sender, 44 davon in HD und einen Aufnahmespeicher von 320 Gigabyte. Alle Pakete von Vodafone umfassen Time-Shift, Programmvorschau und viele Mediatheken. Der Nachteil bei IP-TV liegt in der Vertragslaufzeit: Entertain muss für mindestens 12 Monate, GigaTV sogar für 24 Monate gebucht werden. Bestands- und Neukunden können die Fernsehpakete aber oft vorteilhaft mit dem Internetanschluss kombinieren.
Kunden sollten deshalb beim Anbieter die günstigsten Konditionen erfragen, rät Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Auch das Fernsehverhalten spielt eine Rolle. „TV über das Internet lohnt sich meist nur für Leute, die auch unterwegs viel fernsehen wollen“, erklärt Gundall. Wer nur vereinzelt Fernsehen schaut, kann das Liveprogramm von vielen Sendern auch über die Mediatheken streamen. Die öffentlich-rechtlichen Programme bieten diesen Service kostenlos und oft in HD-Qualität an.