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Rente oder Einmalbetrag Lebensversicherung fällig: Welche Auszahlungsart macht Sinn?

Wird die Lebensversicherung fällig, können Versicherte oft wählen, ob sie eine monatliche Rente oder einen großen Geldbetrag am Stück erhalten wollen. Diese Entscheidung will gut kalkuliert sein.

Von Beate Kaufmann, dpa 16.12.2025, 00:05
Keine ganz einfache Entscheidung, wenn die Lebensversicherung fällig wird: Soll sie als Einmalzahlung oder lebenslange Rente fließen?
Keine ganz einfache Entscheidung, wenn die Lebensversicherung fällig wird: Soll sie als Einmalzahlung oder lebenslange Rente fließen? Christin Klose/dpa-tmn

Berlin/Stuttgart - Wenn Ihre Lebensversicherung fällig wird, bedeutet das: Jetzt gibt es Geld. Allein in Deutschland wurden im vergangenen Jahr knapp 100 Milliarden Euro an Versicherte ausgezahlt. Begünstigte stehen dann vor wichtigen Fragen: Wie soll ich mir das Geld auszahlen lassen - alles auf einmal oder besser in monatlichen Häppchen? Und: Wie ist das mit der Steuer? Wir haben mit Experten gesprochen.

Die Einmalzahlung

Bei einer Einmalzahlung wird mit einem Schlag das komplette Geld ausgezahlt, das man im Laufe der Jahre in der Lebensversicherung angespart hat. Ein wichtiger Vorteil dabei ist die höhere Flexibilität. Mit dem ausgezahlten Geld kann man machen, was man möchte. „Man kann davon Entgeltpunkte in der gesetzlichen Rente erwerben, es rentabel und sicher als Tages- oder Festgeld anlegen oder renditeorientiert in ETFs investieren“, sagt Niels Nauhauser, Experte für Altersvorsorge und Geldanlage bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Manchmal sei es auch vorteilhaft, das Geld zunächst zur Schuldentilgung einzusetzen.

Viele Möglichkeiten, die aber auch zeigen, dass man sich genau überlegen muss, was man mit dem Geld anstellt. Schließlich benötigen manche das Geld, um die eigene Rente aufzubessern. „Wer es sich zutraut, kann das Geld weiter renditestark anlegen und mit einem Entnahmeplan regelmäßig Geld entnehmen“, sagt Max Schmutzer, Finanzexperte bei der Stiftung Warentest. „Dafür hat die Stiftung Warentest Entnahmestrategien für das Pantoffel-Portfolio entwickelt.“ Dieses Portfolio kombiniert Tagesgeld mit Aktienanlagen in unterschiedlichen Mischungen - je nach Risikofreudigkeit.

Der Nachteil einer Einmalzahlung ist das Risiko, das man trägt. „Niemand garantiert, dass das Geld bis zum Lebensende reicht“, sagt Schmutzer. Ein großer Vorteil der monatlichen Zahlung.

Die monatliche Rente

Bei monatlicher Rentenzahlung bekommt man jeden Monat für den Rest seines Lebens mindestens die garantierte Rente ausgezahlt. Damit kann man rechnen und planen. „Selbst wenn das Vertragsvermögen komplett ausgezahlt worden ist, fließt die Rente weiter“, sagt Max Schmutzer. 

In der Praxis muss man allerdings schon sehr alt werden, damit es so weit kommt. „Meist ist die Rente so niedrig, dass man 95 Jahre oder älter werden muss, bis man die Anlagesumme über die garantierten Rentenzahlungen zurückerhalten hat“, sagt Verbraucherschützer Niels Nauhauser.

Außerdem sind durch die Bindung des Kapitals größere Investitionen nicht mehr möglich. Und die Kaufkraft der monatlichen Rente kann durch die Inflation stark reduziert werden, wenn das nicht durch Dynamisierung im Vertrag ausgeglichen wird. Dazu muss die Inflation nicht zehn Prozent betragen. Zwei Prozent reichen auch. Nach 10 Jahren würde man in diesem Fall schon 18 Prozent Kaufkraft verlieren.

Wie ist das mit der Steuer?

„Wenn der Vertrag vor 2005 abgeschlossen wurde, bleibt die Auszahlung komplett steuerfrei, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind“, sagt Max Schmutzer. Dafür muss der Vertrag mindestens eine Laufzeit von zwölf Jahren erreicht haben, Beiträge müssen mindestens über fünf Jahre lang eingezahlt worden sein.

Bei Abschlüssen ab 2005 wird Einkommen- oder Abgeltungsteuer fällig. Versteuert wird aber nur der Ertrag, also der Unterschied zwischen der Einzahlungs- und der Auszahlungssumme. Dieses Plus gehört zu den Kapitaleinkünften. 

Die fällig werdende Abgeltungssteuer beträgt grundsätzlich 25 Prozent. Wenn der Vertrag allerdings mindestens 12 Jahre gelaufen ist und man bei Auszahlung 60 Jahre (bei Verträgen bis 2011) oder 62 Jahre (bei Verträgen ab 2011) alt ist, muss man nur den halben Ertrag versteuern - in diesen Fällen dann zu seinem persönlichen Einkommensteuersatz. Im Rahmen der Steuererklärung prüft das Finanzamt, welcher Steuersatz im jeweiligen Fall anzuwenden ist - unter Berücksichtigung eines etwaigen, noch nicht ausgenutzten Freibetrags (Sparer-Pauschbetrag). Dafür ist zwingend die „Anlage KAP“ mit den entsprechenden Daten der Lebensversicherung zu befüllen.

„Soll die Rentenversicherung als monatliche Rente ausgezahlt werden, ist die Besteuerung meist ebenfalls sehr günstig“, sagt Max Schmutzer. „Es muss nur ein kleiner Ertragsanteil versteuert werden“. Die prozentuale Höhe dieses Anteils richte sich nach dem Alter bei Renten­beginn. Wer mit 65 in Rente gehe, müsse zum Beispiel nur 18 Prozent seiner Rente mit seinem persönlichen Steu­ersatz versteuern. Mit 67 Jahren sind es nur noch 17 Prozent. Die Tabelle mit den Ertragsanteilen findet man im Einkommensteuergesetz.

Was ist denn nun besser?

Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Sie hängt von einer Menge persönlicher Faktoren ab, wie der Lebenssituation, der eigenen Gesundheit und Risikobereitschaft, der Erbschaftsplanung und den Steuerfragen. Dennoch gilt: „Meistens ist es vorteilhafter, die Einmalzahlung zu wählen“, sagt Niels Nauhauser.

Um das für den Einzelfall zu bewerten, ist es sinnvoll, die Höhe der Einmalzahlung der monatlichen Rente gegenüberzustellen und zu prüfen, wie lange es dauert, bis über die Rentenleistung der Betrag der Einmalauszahlung erreicht ist. Dazu benötigt man die garantierte Rente oder, bei Versicherungen, die in Fonds anlegen, den garantierten Rentenfaktor, der in dem Vertrag vereinbart wurde. Der Rentenfaktor beschreibt, wie viel Rente man je angesparter 10.000 Euro bekommt.

Ein Beispiel: Bei einem garantierten Rentenfaktor von 26 bekommt man monatlich 26 Euro je 10.000 Euro Anlagesumme ausgezahlt, wenn man sich für die lebenslange Rentenzahlung entscheidet. Bei einer Versicherungssumme von 60.000 Euro sind das 156 Euro im Monat und 1.872 Euro im Jahr. Teilt man nun den Betrag der Einmalzahlung durch die jährliche Rente, erhält man die Anzahl der Jahre, die es braucht, bis die monatliche Rente zur Einmalzahlung aufgeschlossen hat.

In diesem Fall dauert es 32 Jahre, „bis man mehr auf dem Konto hat als bei der Einmalauszahlung“, sagt Nauhauser. Wer zum Beispiel mit 67 Jahren in die Auszahlphase seiner Lebensversicherung kommt, müsste demnach fast 100 Jahre alt werden, um den finanziell interessanten Punkt bei der monatlichen Rente zu erreichen.

Verbraucherschützer Nauhauser rät, kritisch zu reflektieren und sich auch zu fragen: Wie viel bekomme ich bei anderen Anlagen? Wer sich für die Einmalauszahlung entscheidet, kann den Betrag anderweitig anlegen - ob sicher niedrig verzinst oder risikobereiter mit Aussicht auf bessere Renditen. „Für europäische Staatsanleihen ist aktuell eine dreiprozentige Verzinsung möglich“, sagt Nauhasuer. So flössen Jahr für Jahr 1.800 Euro an Zinsen - und damit genauso viel wie bei der monatlichen Rente. „Allerdings mit dem Unterschied, dass das Grundkapital dann nicht verbraucht wird.“