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Früh starten, klug sparen So geht's in 7 Schritten zur soliden Altersvorsorge

Es ist kein Kann, sondern ein Muss: die private Altersvorsorge. Wie man Geld für den Lebensabend am besten anspart.

Von Sabine Meuter, dpa 13.10.2025, 00:05
Wer sorglos in die Zukunft schauen möchte, sollte rechtzeitig Geld fürs Alter beiseitelegen.
Wer sorglos in die Zukunft schauen möchte, sollte rechtzeitig Geld fürs Alter beiseitelegen. Christin Klose/dpa-tmn

Frankfurt/Bremen - Ohne private Altersvorsorge geht’s heutzutage nicht mehr. Denn die gesetzliche Rente allein wird eines Tages für viele Menschen nicht ausreichen, um den Lebensstandard zu halten. Trotzdem schieben viele das Sparen fürs Alter auf. Das kann wertvolle Rendite kosten. Also wie geht man die Altersvorsorge am besten an?

Generell gilt: Je früher man mit dem Sparen fürs Alter anfängt, desto besser. „Das ist grundsätzlich auch mit kleinen Beträgen von 50 Euro oder noch weniger möglich“, sagt Wirtschaftsprofessor Michael Heuser. Die Sparrate lässt sich oft dynamisch an die Lebensbedingungen anpassen. Wer in jungen Jahren damit anfängt, vielleicht 50 Euro monatlich fürs Alter zu sparen, kann den Betrag mit steigendem Einkommen erhöhen.

Aber auch noch im höheren Lebensalter kann man noch etwa mit Aktienfonds- oder börsengehandelten Indexfonds (ETF = Exchange Traded Fund) aufholen. „Man muss dann allerdings mit einer höheren Sparrate einsteigen, um eine angenommene Rentenlücke zu schließen“, so Heuser, der wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) in Frankfurt ist. 

Welche 7 Schritte für die private Altersvorsorge nach und nach zu gehen sind.

Schritt 1: Einen Notgroschen ansparen und Kredite tilgen, erst dann investieren

Bevor es mit dem Sparen fürs Alter losgehen kann, sollte man einen Notgroschen für alle Fälle beiseitelegen. So muss man etwa für eine Autoreparatur oder andere unerwartet auftretende Ausgaben keinen Kredit aufnehmen. Der Notgroschen sollte dabei etwa drei bis fünf Netto-Monatsgehälter umfassen, auf die man schnell zurückgreifen kann, empfiehlt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. Dieses Geld kann zum Beispiel auf einem gut verzinsten Tagesgeldkonto oder in einem Geldmarkt-ETF angelegt werden.

Zudem ist es wichtig, noch vor dem Sparen fürs Alter zum Beispiel Konsumschulden zurückzuzahlen, also Kredite für das Auto, Kleidung oder Reisen abzulösen und gegebenenfalls auch den Überziehungskredit des Girokontos auszugleichen.

Schritt 2: Risiken absichern

Bestimmte Ereignisse, auf die man keinen Einfluss hat, können einen in den finanziellen Ruin treiben. Beispielsweise können eine schwere Erkrankung oder ein Unfall dazu führen, dass man den Job nicht mehr in vollem Umfang ausüben kann. „Damit dann trotzdem Geld aufs Konto fließt und man die Lebenshaltungskosten bestreiten kann, ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung unabdingbar“, so Heuser.

Eine weitere wichtige Versicherung ist die private Haftpflichtversicherung - sie schützt vor den finanziellen Folgen von Schäden, die man anderen versehentlich zufügt. Wer eine solche Versicherung nicht hat, haftet mit seinem Privatvermögen für entstandene Schäden.

Schritt 3: Rentenlücke ermitteln

Anschließend geht es darum, zu ermitteln, welchen Finanzbedarf man im Alter Monat für Monat haben wird. Von dieser Summe sind die regelmäßigen Einnahmen aus gesetzlicher und gegebenenfalls vorhandener privater Altersvorsorge abzuziehen. Das Ergebnis ist die Rentenlücke, die einen erwartet. 

Der errechnete Betrag muss dann zunächst aufs Jahr hochgerechnet und dann mit einer prognostizierten Anzahl an Lebensjahren im Ruhestand multipliziert werden. Grober Anhaltspunkt kann die Sterbetafel des Statistischen Bundesamts sein. So kann man herausfinden, wie viel Geld bis zum Eintritt in den Ruhestand angespart werden muss, damit man im Alter keine Abstriche beim gewohnten Lebensstandard machen muss. Bei der Berechnung kann auch der Rentenlückenrechner des Deutschen Instituts für Altersvorsorge nützlich sein.

Alternativ könne man sich auch einer Faustregel bedienen, sagt Verbraucherschützer Mai. Zum Beispiel Monat für Monat pauschal 15 Prozent des Nettoeinkommens zurückzulegen. So viel Geld zu sparen, sei allerdings gerade am Anfang des Berufslebens nicht leicht. „Es sollte aber das Ziel sein, zumal Einkommen und Rentenlücke von Jahr zu Jahr steigen“, so Mai.

Schritt 4: Nicht überstürzt handeln, sich beraten lassen

Mitunter lockt ein Finanzprodukt, das satte Renditen verspricht. „Unbedingt zu vermeiden ist die Spontanitätsfalle“, sagt Heuser. Besser sei es, sich in Ruhe nicht nur mit einem, sondern mit verschiedenen Angeboten zur Altersvorsorge auseinanderzusetzen und diese zu vergleichen. Wer hierfür fachliche Expertise benötigt, sollte sich von unabhängiger Seite beraten lassen, zum Beispiel von Verbraucherzentralen.

Wer auf die falschen Finanzprodukte setzt, läuft sonst Gefahr, dass zu hohe Kosten an der Rendite nagen - was auf Jahrzehnte gerechnet riesige Einbußen bedeuten kann. Oder dass das Geld bei zu risikobehafteten Anlageformen im schlimmsten Fall komplett weg ist.

Schritt 5. Vermögen breit streuen

„Grundsätzlich sind breit gestreute und global angelegte ETFs sehr gut zum Vermögensaufbau auch fürs Alter geeignet“, sagt Mai. Voraussetzung: Man wählt die richtigen aus und informiert sich vorab über die Funktionsweise, die Chancen und die Risiken.

„ETFs bieten im Gegensatz zu herkömmlichen Fonds, die gegen Provisionen verkauft werden, zwei Vorteile“, sagt Mai.

  • Risikostreuung: Wer etwa einen ETF auf den MSCI All Country-World-Index oder auf den FTSE-All-World kauft, profitiert von der Wertentwicklung von rund 3.000 bis 4.000 Aktien aus der ganzen Welt. So wird das Verlustrisiko gestreut. Wer auf Einzeltitel setzt, ist deren Kursverlauf auf Gedeih und Verderb ausgesetzt.
  • Geringe Kosten: Die geringen Kosten erhöhen die Rendite für die Anlegerinnen und Anleger.

Allerdings: Gerade in börsenturbulenten Monaten hätten sich viele aktiv gemanagte Aktienfonds zum Teil besser bewährt als stark amerika- und techlastige ETFs, sagt Heuser. Daher sollte man sich gerade bei sehr langfristigen Sparplänen für den Ruhestand gut beraten lassen.

Schritt 6: Finanzprodukte regelmäßig auf den Prüfstand stellen

Ändern sich die Lebensumstände in privater oder in beruflicher Hinsicht, ist es wichtig, die Finanzprodukte auf den Prüfstand zu stellen. Falls diese nicht mehr zur Lebenssituation passen, „kann man beispielsweise Sparraten nach oben oder gegebenenfalls auch nach unten anpassen oder auch Vermögen umschichten“, sagt Heuser.

Aus seiner Sicht ist Alterssicherung über Jahrzehnte hinweg eine komplexe Angelegenheit. „Da sollte man nicht auf ein einziges Produkt setzen“, so der Wirtschaftsprofessor. Besser sei ein Zusammenspiel von mehreren Produkten, etwa auch der Riester-Rente, einer kapitalbildenden Lebensversicherung und der privaten Rentenversicherung.

Bei Börsenturbulenzen gilt: Immer die Ruhe bewahren und keinesfalls eine langfristig richtige Strategie aufgeben. „Über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg gleicht sich das durch fallende Aktienkurse entstandene Minus oft aus“, so Heuser.

Schritt 7: Unnötige Kosten bei Finanzprodukten vermeiden

Verbraucherschützer Mai rät: „Meiden Sie Produkte mit hohen Abschlusskosten und geringer Flexibilität.“ Und: Vermeiden Sie häufige Umschichtungen innerhalb der Finanzprodukte - auch das kostet Rendite.

Mai hat noch einen weiteren Tipp parat: Erst gar nicht versuchen, durch Einzelaktien mittels Daytrading Gewinne zu erzielen. Erfolg sei hierbei reine Glückssache. „Je länger man spielt, desto mehr Geld ist zu verlieren.“