Telefonforum Kontrolle der Nierenwerte wichtig
Die Zahl der Diabetiker nimmt zu. Die Leser konnten Experten der Universitätsklinik Magdeburg beim Volksstimme-Telefonforum Fragen stellen.
Woran kann ich erkennen, ob ich zuckerkrank bin?
In Frühstadien macht der Diabetes Typ 2 oftmals keine Symptome. Bei Nüchternzuckerblut-Messung sollte der Wert sieben mmol/l, beziehungsweise 120 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) nicht übersteigen. Einen wichtigen Hinweis gibt der Langzeitblutzuckerwert HBA1c, der ebenfalls einen Wert von 6,5 Prozent nicht überschreiten sollte.
Warum muss man sich stechen und Blut abnehmen, um den Zuckerwert zu bestimmen? Man kann ihn doch auch aus dem Urin messen.
Harnzucker tritt auf, wenn der Blutzucker eine kritische Höhe längst überschritten hat. Sie nennt man Nierenschwelle. Die Nierenschwelle liegt bei einem Blutzuckerwert von etwa 180 mg/dl (10 mmol/l). Der Nüchternzuckerwert sollte dagegen unter 100 bis 120 mg/dl liegen. Wegen der besseren Genauigkeit ist die Messung des Blutzuckers immer einer Messung des Harnzuckers vorzuziehen.
Mein Vater war übergewichtig, hatte Diabetes Typ 2 und verstarb im Alter von 67 Jahren an einem Herzinfarkt. Wie riskant ist das familiär erbliche Risiko für Diabetes und Übergewicht?
Die Erbanlagen und Lebensgewohnheitern spielen bei der Entstehung von Diabetes Typ 2 und Übergewicht eine große Rolle. Beeinflussen lassen sich die Lebensumstände, zum Beispiel durch weniger Energiezufuhr, also weniger Fette und Zucker statt schwer verdaulicher Ballaststoffe, sowie mehr körperliche Bewegung.
Ich habe seit vielen Jahren Diabetes. Inzwischen ist meine Haut an den Füßen meist trocken und dünn geworden. Ich befürchte, dass sich ein diabetischer Fuß entwickelt.
Wichtig für Diabetiker ist eine regelmäßige Fußkontrolle und Hautpflege mit harnstoffhaltigen Cremes. An der Universitätsklinik für Hochdruck- und Nierenerkrankungen führen wir derzeit eine wissenschaftliche Studie durch, in der untersucht wird, ob durch eine spezielle Einlegesohle die Entstehung des diabetischen Fußes verhindert werden kann. Liegen Gefühlsstörungen (Kribbeln, Ameisenlaufen, kein Gefühl) vor, können Sie sich unter der Telefonnummer (0391) 672 17 45 (Frau Piehler und Frau Dr. Walter) melden.
Muss Diabetes immer mit Medikamenten behandelt werden?
Eine vollwertige Ernährung und körperliche Aktivität sind die Grundlage jeder Diabetesbehandlung. Auf ihr bauen alle weiteren Therapien auf. Die Erfahrung zeigt, dass es oft nicht leicht ist, langjährige Ernährungs- und Lebensgewohnheiten zu ändern. Wenn es jedoch gelingt und das Körpergewicht reduziert wird, ist oft auf eine längere Zeit keine zusätzliche Gabe von Tabletten und Insulin notwendig. Bei einer fortgeschrittenen Zuckererkrankung ist eine medikamentöse Behandlung allerdings nicht zu vermeiden.
Ich muss mir viermal am Tag Insulin spritzen. Unter der Therapie habe ich 20 Kilogramm zugenommen. Gibt es keine andere Therapie?
Es ist bekannt, dass viele Patienten unter einer Insulin-Therapie zunehmen. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche neue Medikamente für Diabetiker entwickelt, die zum Beispiel vermehrt Zucker über den Urin ausscheiden oder den Appetit verringern. Sie sollten mit Ihrer Diabetologin sprechen.
Welche Risiken bestehen bei unbehandeltem Diabetes?
Ein unbehandelter oder schlecht eingestellter Diabetes kann lebensbedrohliche Situationen hervorrufen. So muss bei extrem hohen Blutzuckerkonzentrationen mit einem Zuckerkoma gerechnet werden. Ein hohes Risiko besteht durch Unterzuckerungen. Neben den akuten Gefahren liegen erhebliche Risiken in den Spätkomplikationen: Gefäßschäden an den Augen, dem Herzen, den Nieren und Beinen. Zudem steigt das Risiko für Herzinfarkte und Demenzerkrankungen.
Ich bin Diabetiker und habe eine Nierenschwäche im Stadium 2. Wie oft sollte ich die Nierenwerte kontrollieren lassen?
Einmal im Jahr. Wichtig ist auch, den Blutdruck optimal einzustellen, die Eiweißausscheidung über den Urin zu kontrollieren und Unterzuckerungen zu vermeiden.
Seit zehn Jahren habe ich Diabetes. In letzter Zeit habe ich oft schmerzende und kribbelnde Beine. Kann es einen Zusammenhang geben?
Sie beschreiben die Symptome einer diabetischen Neuropathie. Dabei kommt es zu einem Verlust des Warm-, Kalt- und Schmerzempfindens. Oft klagen die Patienten über nächtliche Schmerzen, die so stark werden können, dass nicht einmal die Bettdecke auf den Beinen ertragen werden kann. Möglicherweise handelt es sich um einen Vitamin-B12-oder einen Eisenmangel. Leider geben im Blut gemessene Vitamin B12-Werte oft nicht die Versorgung korrekt wieder – daher eher Vitamin B12 nehmen.
Was können Diabetiker tun, um das Risiko von Folgekomplikationen an Organen zu reduzieren?
Wichtig sind optimal eingestellte Zuckerwerte, durch eine angepasste Lebensweise und Medikamente. Viertel- bis halbjährlich sollten der Langzeitblutzuckerwert (HBA1c) und einmal jährlich die Eiweißausscheidungen aus dem Urin (Mikro- und Makroalbuminurie) sowie die Netzhaut im Auge untersucht werden. Wichtig sind außerdem regelmäßige Blutdruckmessungen, Fußinspektionen, Untersuchungen der Beinnerven und Pulse.
Mein Mann ist langjähriger Diabetiker. Er bekommt eine intensivierte Insulintherapie. Ihm wurde vom Diabetologen eine Gewebezuckermessung mit einem unter die Haut implantierten Sensor empfohlen. Ist das sinnvoll?
Für Patienten, die regelmäßig ihren Zuckerwert kontrollieren müssen, kann das sinnvoll sein, um die Therapie individueller zu gestalten.
Müssen Diabetiker ganz auf Alkohol verzichten?
Alkohol beeinflusst direkt den Blutzuckerspiegel und kann bei mit Insulin und Tabletten behandelten Patienten eine Unterzuckerung auslösen. Daher ist Verzicht geboten oder Insulindosis- oder die Medikamente müssen angepasst werden.