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Zu viel „Biss“ im Alltag Kopfschmerzen? Oft steckt der Kiefer dahinter

Viele greifen bei Kopf- und anderen Schmerzen, etwa im Nacken, zu Tabletten und Wärmepflastern. Doch auch der Kiefer kann Auslöser sein - oder besser: Stress. Was kann dann helfen?

Von dpa 15.09.2025, 17:01
Funktionsstörung im Kausystem: CMD kann Kopf-, Nacken- und Kieferschmerzen verursachen.
Funktionsstörung im Kausystem: CMD kann Kopf-, Nacken- und Kieferschmerzen verursachen. Christin Klose/dpa-tmn

Berlin - Kopf- oder Nackenschmerzen, Probleme beim Kauen oder ein Knacken im Kiefergelenk: Hinter diesen Beschwerden kann eine Funktionsstörung im Kausystem stecken, eine sogenannte Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). 

CMD ist keine einzelne Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für Störungen im Zusammenspiel von Kiefergelenken, Kaumuskulatur und Zähnen. Die Ursachen sind vielfältig – häufig spielt Stress eine entscheidende Rolle. Wer unter Anspannung tagsüber die Zähne zusammenbeißt oder nachts mit ihnen knirscht (Bruxismus), kann das Kausystem überlasten. 

Die Folge: Verspannungen, Entzündungen oder Verschiebungen im Gelenk, die auch in Kopf, Schultern oder Nacken ausstrahlen können. Dann treten Symptome wie Schmerzen im Kiefer selbst, Knacken oder Probleme beim Öffnen des Mundes, aber auch Beschwerden in der Schulter und im
Nacken sowie mitunter in den Ohren auf − und häufig Kopfschmerzen.

Kopfschmerz durch Kiefer

„Die wenigsten wissen, dass der Auslöser von Kopfschmerzen auch der Kiefer sein kann“, sagt der Zahnmediziner Jean-Marc Pho Duc von der LMU München gegenüber der Stiftung Warentest. Viele Betroffene hätten bereits eine Ärzte-Odyssee hinter sich, bevor sie auf den Zusammenhang stießen.

Wer typische Symptome bemerkt, sollte laut Stiftung Warentest eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt direkt darauf ansprechen. Bei der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) kann man außerdem nach Spezialisten in der Nähe suchen.

Zur Behandlung empfehlen Fachleute in erster Linie Selbsthilfemaßnahmen wie Lockerungsübungen oder Massagen. Auch individuell angepasste Aufbissschienen kommen zum Einsatz, werden aber nicht immer von der Krankenkasse übernommen. Dauerhafte Eingriffe wie kieferorthopädische Korrekturen seien dagegen selten sinnvoll, heißt es.

„Studien zeigen, dass gezielte Übungen langfristig genauso wirksam sein können wie das Tragen einer Schiene“, so CMD-Experte Prof. Olaf Bernhardt von der Universitätsmedizin Greifswald gegenüber Stiftung Warentest. Wichtig sei, das eigene Verhalten im Alltag zu hinterfragen – und bei Anspannung bewusst den Kiefer zu entspannen. 

Jean-Marc Pho Duc rät zur Selbstbeobachtung: „Es reichen kurze Momente am Tag, an denen man innehält und sich bewusst macht, wie man seinen Kiefer gerade hält. Ist er angespannt, sind die Zähne aufeinander­gepresst? Dann einfach wieder locker lassen!“

Vorsicht vor der Schmerzspirale 

Gerade bei Kopfschmerzen greifen viele Menschen zu Schmerzmitteln wie ASS, Ibuprofen oder Paracetamol. Das sollte aber nicht zur Gewohnheit werden. Kopfschmerzmedikamente sollte man an höchstens zehn Tagen im Monat einnehmen, so die Deutsche Hirnstiftung. Sonst können sie selbst Kopfschmerzen auslösen - und damit eine Schmerzspirale, aus der man nicht so leicht wieder herauskommt.