Gänsebarometer Lust auf Gänsebraten? Tipps für den Kauf
Gans kann in diesem Jahr teuer werden: Besonders bei Importware steigen die Preise - auch wegen der Vogelgrippe. Doch nicht nur der Preis zählt. So erkennen Sie gute Qualität.

Berlin/München - Mit dem Martinstag wird traditionell die Saison für Gänsebraten und Co. eröffnet. Angesichts der grassierenden Vogelgrippe fragen sich die Liebhaber von Gänsebrust oder Gänsekeule: Gibt es genug - und wie teuer wird das Festmahl?
Laut dem Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) stammt mit 28 Prozent der Gänse nur ein kleiner Teil aus heimischer Produktion. Der Großteil der rund 17.000 verzehrten Tonnen Gänsefleisch pro Jahr kommt vor allem aus Polen und Ungarn. Im Bereich der frischen Gänse schließt der Verband nicht aus, dass es insbesondere für das Sankt Martins- und Weihnachtsgeschäft zu einer Verknappung kommen kann.
„Der Grund dafür ist, dass einige Gänsehalter aufgrund des hohen Risikos der Vogelgrippe ihre Tiere vorgezogen schlachten und lieber tiefgekühlt anbieten werden“, sagt Yvonne Nemitz von der Informationsgemeinschaft Deutsches Geflügel.
Mit diesen Preisen sollten Verbraucher rechnen
Sie geht davon aus, dass deutsche Gänse mit ausgezeichneter Weidehaltung und Sozialstandards zum Vorjahrespreis angeboten werden. Die Käufer sollten mit 18 bis 22 Euro pro Kilo Gans rechnen.
Bei ausländischen Gänsen beobachten die Geflügelexperten dagegen eine deutliche Preissteigerung bei Tiefkühlware - allein für polnische Gänse mit bis zu 120 Prozent. Diese Tiere seien im vergangenen Jahr im Großhandel noch für 3 Euro pro Kilo und teilweise sogar unter 2 Euro pro Kilo gehandelt worden, bei letzterer handelte es sich vermutlich um tiefgekühlte Altware aus 2023, so Nemitz.
Mit Blick auf Weihnachten vermutet sie, dass die polnische Frischware aufgrund vieler Vogelgrippe-Fälle in Polen knapp wird: „Preise hierzu liegen uns noch nicht vor, es ist aber mit ähnlichen Steigerungen wie bei der Tiefkühlware zu rechnen.“
Auf Deutsche Herkunft oder EU-Bio-Siegel achten
Wer auf eine heimische Gans Wert legt, sollte auf die Angabe „Herkunft: Deutschland“ oder ein verlässliches Siegel achten, rät Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. Das ist entscheidend, wenn man ausschließen will, dass eine Gans gestopft, also zwangsernährt wurde, um sie schnell zu mästen.
Denn: „Das Stopfen von Gänsen ist in Deutschland verboten. Gänse aus deutscher Erzeugung werden daher nicht gestopft“, so Krehl. Bei Importware – etwa aus Frankreich, Ungarn oder Polen – könne das jedoch anders sein.
Es sei denn, die Ware trägt das EU-Bio-Siegel. „Es schließt ebenfalls Stopfmast aus und schreibt tiergerechtere Haltungsbedingungen vor – mit mehr Platz, Zugang zu Auslauf und ökologischer Fütterung“, erklärt die Verbraucherschützerin.
Warnung vor ungeschützten Begriffen oder Zukauf auf Bauernhöfen
Ihr zufolge geben beim Gänsekauf gesetzlich definierte Haltungsbezeichnungen verlässliche Auskunft über die Bedingungen, unter denen die Tiere gehalten wurden. Nur diese Begriffe seien rechtlich geschützt, und wer damit wirbt, müsse EU-weit festgelegte Mindeststandards erfüllen.
Ein Beispiel: Bereits die Bezeichnung „extensive Bodenhaltung“ verlangt laut Daniela Krehl mehr Platz im Stall und eine längere Mastdauer im Vergleich zur intensiven Haltung. Das EU-Bio-Siegel steht also für strengere Anforderungen an Fütterung, Auslauf und Tierwohl. Krehl warnt aber vor ungeschützten Begriffen wie „tiergerechte Haltung“, „bäuerliche Aufzucht“ oder „aus regionaler Produktion“. Die seien rechtlich nicht definiert und sagen wenig über die tatsächlichen Bedingungen aus.
Auch beim Einkauf auf dem Bauernhof oder Wochenmarkt lohnt es sich, gezielt nachzufragen. Nicht jede dort angebotene Gans stamme tatsächlich vom eigenen Hof: „Häufig wird extra Ware zugekauft“, berichtet Krehl. Sie empfiehlt auch, sich nicht von Formulierungen wie „aus heimischer Produktion“ oder „aus der Region“ täuschen zu lassen. Diese Begriffe sind nicht rechtlich geschützt und können sehr unterschiedlich ausgelegt werden.
Am besten sei es, genau nachzufragen, wo die Tiere gehalten und geschlachtet wurden. Eindeutig seien zudem verbindliche Herkunftsangaben auf dem Etikett. „Nur diese bieten tatsächlich Transparenz“, so die Ernährungsexpertin.