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Trend aus den 1980er Jahren schwappt zurück in die Frisiersalons - die Dauerwelle im Jahr 2013 Gezähmte Mähne statt wilder Pudel

31.01.2013, 01:15

Wie das Fell eines Pudels sahen die Haare vieler Frauen in den 1980er Jahren aus. Die Dauerwelle war auch deshalb verpönt. Aber jetzt schlägt das Haar wieder Wellen.

Köln (dpa) l Das Jackett hat große Schulterpolster und auf dem Kopf prangen wilde Spirallocken: So sah der angesagte Look der 1980er aus. Das Haar wurde auf kleine Wickler gelegt und mit Chemie bearbeitet. Heraus kam das, was man heute die Pudeldauerwelle nennt. Rund 30 Jahre später schwappt die Welle im Haar zurück in die Friseursalons. Doch diesmal wirken die Locken, nun oft mit dem englischen Wort "curls" beworben, erwachsener. Und sie sind dezenter und gesünder.

"Endlich kommt Bewegung ins Haar", schwärmt Franz-Josef Küveler, Art-Direktor des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks in Köln. "Vor allem junge Frauen nehmen den Trend auf und beenden das vergangene Jahrzehnt, in dem vor allem strenge Formen dominiert haben." Und glaubt man Küvelers, kommen weiche Frisuren zurück. "Das heißt aber nicht, dass dieser Look kindlich oder gar bieder oder adrett aussieht", sagt Susanne Heine. Die Stylistin aus Herne erläutert, dass die neuen Wellen im Haar die Frau reif aussehen lassen sollen. "Nicht zu teeniemäßig, sondern eher aufregend und trotzdem reif und erwachsen", erklärt sie.

"Langgezogene Spiralen schon bei Marlene Dietrich und Grace Kelly."

Ein wesentliches Merkmal der neuen Kurven auf dem Kopf sei außerdem, dass sie nach unten hin wieder gerade auslaufen, erläutert Küveler. "Der Ansatz ist gerade. Erst nach zwei bis drei Zentimetern kommen die in sich gedrehten, weichen Spiralen, und am Ende läuft die Locke wieder einige Zentimeter in eine gerade Strecke aus." So völlig anders als vor 30 Jahren seien die neuen Lockentrends aber nun auch wieder nicht, findet Karolin Köhler von der Friseurinnung Leipzig. "Die sogenannte Hollywood-Locke oder italian wave, die sich als langgezogene Spirale bis auf die Schultern legt, gab es auch schon bei Marlene Dietrich und Grace Kelly. Dort waren sie nur viel geordneter und gelegter", sagt die Friseurmeisterin.

Eines ist laut den Experten heute aber besonders wichtig: Die Haare müssen gesund bleiben. "Die Techniken und Chemikalien für die permanente Dauerwelle sind heute viel schonender", sagt Heine. Dabei sind die "permanent curls" nur eine Methode, Wellen oder Locken ins Haar zu zaubern. Eine beliebte Alternative sind Lockenfrisuren für kurze Zeit. Geräte wie Lockenstäbe seien besser geworden, sagt Heine. "Außerdem wollen sich Frauen heutzutage jeden Tag neu erfinden und brauchen dafür Frisuren, die man ständig variieren kann."

Lockenstäbe machen die klassischen, in sich gedrehten Korkenzieherlocken. Weiche Wellen zaubert man mit dem Glätteeisen. Die Haare werden in der Nähe des Ansatzes einmal um das Gerät gewickelt, dann wird die ganze Strähne so durch das Eisen gezogen - statt glattes Haar bekommt man durch die Drehung gewellte Strähne. Akzente auf Höhe der Schläfen im Stil der 1920er Jahre setzt man mit kleinen Spangen, die als Wellenreiter bekannt sind. Weitere Alternativen bieten viele unterschiedlich geformte Wickler.

Diese Frisuren halten zwei bis drei Tage, sagt Köhler. Ihrer Meinung nach erreiche man mit Hilfe von Glätteisen oder Lockenstab leichter den derzeit angesagten Lockenlook, der erst drei bis vier Zentimeter nach dem Ansatz anfängt.

Für so eine Frisur, die nur kurz halten soll, extra zum Friseur gehen - dafür haben die meisten Frauen nicht das Budget. Man kann das aber auch selbst machen - mit etwas Übung. Und, wenn zu besonderen Anlässen die Frisur unbedingt gelingen muss, könne man sich vorher vom Friseur anleiten lassen, empfiehlt Karolin Köhler. "Um mit dem Lockenstab die angesagten weichen Spiralen zu bekommen, wickelt man das Haar auf und zählt langsam bis zehn", erklärt die Expertin. Dann wird die Strähne aus dem Lockstab geholt. "So vermeidet man das Überhitzen der Haare."

Wer viel Volumen möchte, könne anschließend die Haare vorsichtig mit Haarspray bearbeiten oder mit einem Kamm etwas antoupieren, sagt Susanne Heine. Zum Abschluss empfiehlt die Stylistin, etwas Gel auf die Finger zu nehmen und damit langsam durch die Locken zu fahren. Friseurmeister Küveler rät hingegen, mit allen zehn Fingern die Haare nur noch einmal sanft durchzukämmen. "Bloß nicht am Kopf aufpushen", warnt er. "Sonst ist man ganz schnell wieder bei der Pudeldauerwelle."

"Mit Rouge auf den Wangen kann das Gesicht schmaler wirken."

Mindestens halblang sollten die Haare für die neuen Locken sein, sagen die Experten. "Wer ein rundes Gesicht hat, muss aufpassen, dass das Gesicht durch die Locken nicht noch breiter wirkt", sagt Heine, die auch als Visagistin arbeitet. Sie rät in diesem Fall, mit Make-up entgegenzuwirken. "Mit Rouge auf den Wangenknochen kann man das Gesicht schmaler wirken lassen." Das gelinge alternativ, indem man an jeder Seite eine Strähne nach hinten nimmt oder hochsteckt.

Wer sich zu verschiedenen Lockentypen und -formen inspirieren lassen möchte, für den hat Karolin Köhler noch einen Tv-Serien-Tipp: "Einfach alle Staffeln von "Sex and the City" noch einmal durchschauen", sagt sie, "Sarah Jessica Parker trägt als Carrie wirklich so ziemlich jeden Lockentrend der vergangenen drei Jahrzehnte."