Volksstimme-Telefonforum rund um die Themen Blasenschwäche und Harninkontinenz Gymnastik kann den Beckenboden stärken
Die Themen Blasenschwäche und Inkontinenz waren gestern Thema am Ratgebertelefon der Volksstimme. Uwe Seidenfaden stellte häufig gestellte Fragen und die Antworten zusammen.
Frage: Ich habe oft Harndrang in der Nacht. Anfangs dachte ich noch, dass ich mir die Blase erkältet hatte. Aber das Problem besteht nun schon seit mehreren Monaten. Was kann ich tun?
Antwort: Sie sollten einen Arzt aufsuchen. Ursachen können z.B. Harnsteine, Blasenentzündungen, eine Instabilität des Blasenmuskels, Medikamentennebenwirkungen oder seelische Belastungen sein. Auch Herzerkrankungen, Diabetes oder eine Prostatavergrößerung (beim Mann) können zu ungewollten Urinverlusten führen. So unterschiedlich wie die möglichen Ursachen der Inkontinenz sind auch die Möglichkeiten der Behandlung. Um die Ursache abzuklären, sind Fachärzte wie Urologen, Gynäkologen oder Neurologen die richtigen Ansprechpartner.
Frage: Ich benötige täglich zwei bis drei Inkontinenzvorlagen. Gibt es Alternativen?
Antwort: Es gibt andere Möglichkeiten, einen unfreiwilligen Urinverlust zu behandeln. Welche Therapie für Sie in Frage kommt, lässt sich erst nach einer diagnostischen Untersuchung sagen. Dazu gehören u.a. Untersuchungen des Urins, der Ausschluss einer Infektion und anderem neurologische Erkrankungen sowie der Spätfolgen von Operationen oder Bestrahlungen in der Beckenregion.
Frage: Ich brauche täglich zwei bis drei Inkontinenzeinlagen. Das kann ich mir bald finanziell nicht mehr leisten. Wie soll das noch weitergehen?
Antwort:Inkontinenzvorlagen sind sogenannte Hilfsmittel, die Ihr Arzt vierteljährlich auf Rezept verordnen kann. Sie müssen nur eine geringe Zuzahlung von etwa drei bis fünf Euro leisten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Die Verordnung der Hilfsmittels geht nicht zu Lasten des Arztbudgets.
Frage: Ich (weiblich, 60 Jahre) habe einen unfreiwilligen Urinverlust bei stärkeren körperlichen Anstrengungen. Wie lässt sich das verhindern?
Antwort: Die Probleme deuten auf eine Belastungsinkontinenz hin. Bei einer leichten Belastungsinkontinenz kann eine Stärkung des Beckenbodens durch eine spezielle Gymnastik helfen. Auskünfte über spezielle Kurse erteilen zum Beispiel die Krankenkassen.
Sollte die Beckenbodengymnastik nicht zum Erfolg führen, könnte auch eine medikamentöse oder operative Therapie erwogen werden.
Frage: Ich (männlich) muss nachts mehrfach zur Toilette. Woran kann es liegen?
Antwort: Wenn eine Harnwegsinfektion und andere Ursachen ausgeschlossen wurden, muss man insbesondere bei Männern im fortgeschrittenen Alter an eine gutartige Prostatavergrößerung als Ursache der genannten Probleme denken. Die Vergrößerung der Prostata verhindert eine vollständige Entleerung der Blase, so dass der Urin schließlich unkontrolliert abfließt.
In den Frühstadien kann man eine gutartige Prostatavergrößerung mit pflanzlichen Extrakten behandeln.
Im fortgeschrittenen Stadium sind eine medikamentöse Therapie bzw. eine Prostata-Ausschabung oder Operation erforderlich.
Frage: Ich (weiblich) habe sehr häufig Harndrang, auch in der Nacht. Eine Blaseninfektion konnte mein Arzt nicht feststellen. Ich nehme jetzt ein pflanzliches Präparat, das mir aber nicht hilft. Was kann ich tun?
Antwort: Wahrscheinlich leiden Sie unter einer Überempfindlichkeit der Blase. Zur Behandlung gibt es verschiedene Medikamente (Anticholinerika), deren Wirkung man individuell untersuchen muss. Sprechen Sie mit Ihrer Gynäkologin oder dem Urologen darüber.
Frage: Ich leide seit Jahren unter einer instabilen Blase. Bislang habe ich dagegen Botox-Spritzen bekommen, aber die helfen auch nicht mehr so richtig. Gibt es nichts anderes?
Antwort: Möglicherweise kann Ihnen eine neue Form der elek- trischen Blasenstimulation helfen. Die Methode - die sakrale Neuromodulation - erfordert nur einen sehr kleinen Eingriff und kann die Probleme beheben. Lassen Sie sich dazu eine Überweisung vom niedergelassenen Urologen in eine Spezialambulanz der Klinik geben.
Frage: Was ist eine Blasendruckmessung?
Antwort: Bei der urodynamischen Messung wird mit einem Harnröhrenkatheter der Druck in der Harnblase, der Harnröhre und der Bauchinnendruck gemessen ohne Belastung und beim Husten und miteinander verglichen. Die Messung dient der Ermittlung der Ursache der Inkontinenz und ist für eine korrekte Therapieplanung unumgänglich, speziell vor einer operativen Therapie.
Frage: Unser Sohn ist zehn Jahre alt und nässt im Bett noch ein. Ist das nur ein psychologisches Problem?
Antwort: Sie sollten mit dem Kind einen Kinderurologen aufsuchen. Es sollten zunächst mögliche organische Gründe für eine Inkontinenz im Kindesalter abgeklärt werden. Dabei kann heute eine nichtinvasive und nicht strahlenbelastende Diagnostik eingesetzt werden.