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Zu Hause alt werden Barrierefrei Wohnen - Anregungen für die eigenen vier Wände

Möglichst lange selbstbestimmt Wohnen und in den eigenen vier Wänden alt werden – das wünschen sich viele Menschen. Tipps, worauf es ankommt, damit der Wunsch auch wahr werden kann.

Von Anke Dankers, dpa 26.09.2025, 00:05
Praktisch, wenn die Küchenzeile teilweise höhenverstellbar ist.
Praktisch, wenn die Küchenzeile teilweise höhenverstellbar ist. Wolfram Kastl/dpa/dpa-tmn

Berlin/Düsseldorf - Im eigenen Bett aufwachen, den erster Kaffee am heimischen Küchentisch trinken und dann ohne Hindernisse duschen - viele Menschen möchten ihren Lebensabend zu Hause verbringen. 

Doch Wohnungen und Häuser sind oft nicht altersgerecht. Wie gelingt selbstbestimmtes Wohnen im Alter dennoch? Welche Maßnahmen kann man vorbeugend ergreifen? 

Hier einige Anregungen, wie man seine Wohnung vorausschauend gestalten kann, um auch später die Herausforderungen im Alltag noch möglichst lange meistern zu können.

Ordnung und Klarheit schaffen

Wenn die Sehkraft nachlässt, die Muskeln schwächer werden und der Gang wackeliger wird, ist eines besonders entscheidend: „Platz schaffen“. Denn das schafft Sicherheit, so die Devise von Yvonne Jahn, die als Wohnungsberaterin bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e.V. arbeitet.

Das Wichtigste ist dann: Stolperfallen vermeiden. So lieb einem der Teppichläufer auch sein mag, im Alter kann er zur Sturzgefahr werden. Auch Türschwellen, Kabel oder herumstehende Einrichtungsgegenstände können dann gefährlich werden - also besser rechtzeitig entfernen, rät Jahn. 

Lassen sich Barrieren nicht eliminieren, sollte man diese in jedem Fall deutlich sichtbar machen und eventuell farblich markieren. „Auch das Kontrastsehen lässt im Alter nach, weshalb es gut sein kann, stärker mit Kontrasten zu arbeiten“, rät Felizitas Bellendorf von der Verbraucherzentrale NRW. Zudem sollten alle Wohnbereiche ausreichend beleuchtet sein.

Auf Komfort und Sicherheit achten

Bei der Suche nach neuen Sitzgelegenheiten sollte man auf Komfort und Sicherheit achten. Haben sie feste Lehnen, die das Abstützen möglich machen? Und sind sie hoch genug oder versinkt man darin? „Ein Sessel kann zur Falle werden, wenn man selbst nicht mehr herauskommt“, warnt Simon Eggert, Geschäftsleiter vom Zentrum für Qualität in der Pflege.

Sämtliche Gegenstände des täglichen Bedarfs sollten gut erreichbar sein. Das gilt auch für die Toilette - auch hier ist Eggert zufolge die passende Höhe wichtig, um das Setzen und Aufstehen zu erleichtern. 

„Idealerweise hat man im Badezimmer eine gut begehbare Dusche, fest installierte Haltegriffe und Sitzgelegenheiten, wie einen fest angebrachten, klappbaren Sitz“, sagt Eggert. Rutschhemmende Böden im Nassbereich können ebenfalls für mehr Sicherheit sorgen.

An Notfälle und die eigene Kraft denken

Wichtig ist, dass man bei der Planung auch an Notfälle denkt. Im Bad ist es etwa sinnvoll, wenn die Tür nach außen aufgeht. „Sollte ich im Badezimmer stürzen und vor der Tür liegen, kann sonst niemand hereinkommen“, erklärt Felizitas Bellendorf.

In manchen Haushalten gibt es noch drehbare Armaturen. „Wenn jedoch Kraft und Geschicklichkeit nachlassen, sind diese oft schwer zu bedienen“, gibt Bellendorf zu bedenken. Falls es nicht schon geschehen ist, sollte man stattdessen also Einhebelarmaturen einbauen lassen.

Mit einfachen Tricks den Alltag erleichtern

Am besten vorausschauend planen: Waschmaschinen oder Trockner kann man etwa auf ein Podest stellen, um ständiges Bücken zu vermeiden, rät Bellendorf. 

„Im Alter kann es problematisch sein, wenn man sich tief bücken oder hoch strecken muss“, sagt Simon Eggert. Um Töpfe und Pfanne einfacher zu erreichen, rät Eggert dazu, in den Küchenunterschränken ausfahrbare Schienen zu montieren. Außerdem ist es sinnvoll, wenn man Elektrogeräte möglichst erhöht stellt. Damit man etwa den Kühlschrank gut erreichen sowie Backofen und Geschirrspüler einfacher bedienen kann, so Simon Eggert.

Tipp, um Bränden vorzubeugen: Egal ob pflegebedürftig oder nicht, in der Küche ist ein Herd mit Abschaltautomatik immer empfehlenswert, so Eggert.

Scheinbare Kleinigkeiten verändern

Um gut ins Bett und wieder herauszukommen, kommt es unter anderem auf die Höhe der Liegefläche an. Für das altersgerechte Wohnen empfiehlt Simon Eggert entsprechend höhere Betten, die das Aufstehen erleichtern. Idealerweise sind sie automatisch verstellbar.

Tipp: Zudem sollte man darauf achten, dass das Bett nicht nur von den Seiten gut zugänglich ist, sondern auch am Fußende möglichst frei steht. So bleibt bei Pflegebedürftigkeit an allen drei Seiten Platz, um die Person gut zu versorgen.

Übrigens: Als Hilfsmittel, etwa für pflegende Angehörige von dementen Personen, rät Felizitas Bellendorf zu sogenannten „Sensortrittmatten“. Diese geben über einen Alarm, Vibration oder Lichtsignale Bescheid, wenn jemand aufstehen will. „So kann ich als pflegende Person etwas beruhigter schlafen.“

Über die eigene Türschwelle hinaus planen

„Die Wohnung allein zu betrachten, wäre zu kurzsichtig. Man will ja weiter am Leben teilnehmen und das funktioniert nur, wenn ich gut in meine Wohnung rein und wieder rauskomme“, sagt Wohnberaterin Yvonne Jahn. 

Ist die Wohnung nicht ebenerdig, stellt sich schnell die Frage, was passiert, wenn etwa ein vorhandener Aufzug kaputtgeht, so Simon Eggert. Gibt es Treppen im oder am Haus, empfiehlt Eggert: doppelte Handläufe, „sodass man mit beiden Händen zugreifen kann“.

Wichtig kann zudem eine gut hörbare oder anderweitig wahrnehmbare Türklingel sein. Auch die Gegensprechanlage sollte gut bedienbar sein - etwa für Personen im Rollstuhl auf deren Nutzerhöhe angebracht werden.

Übrigens: Wer am eigenen Leib testen will, wie altersgerechtes Wohnen aussehen kann, dem empfiehlt Felizitas Bellendorf, eine entsprechende Musterhausausstellung zu besuchen. „Da kann man etwa einen Treppenlift einfach mal ausprobieren.“