Hilfe für Vierbeiner Herrenlose Katzen – wer bezahlt Tierarzt?
Fünf wilde kleine Kätzchen fand eine Frau im Bördekreis im Mai auf ihrem Grundstück. Im strömenden Regen wurden die Tierbabys dort zurückgelassen. Ihre Augen waren verklebt, sie bekamen kaum Luft durch die Nase. Laut Auskunft der Tierärztin hatten sie Katzenschnupfen, der für die Tiere unbehandelt lebensbedrohlich sein könne.
Von Gudrun Oelze
Wer aber kommt auf für die tierärztliche Versorgung herrenloser Tiere? Wir fragten beim Deutschen Tierschutzbund nach. "Die Kommunen sind in der Verantwortung", so die eindeutige Auskunft. Tierschutz sei in Deutschland als Staatsziel im Grundgesetz verankert.
Zudem seien die Kommunen zur Gefahrenabwehr verpflichtet. Das unkontrollierte Anwachsen zum Beispiel einer Katzenpopulation könnte zu Gefahren im Straßenverkehr führen. "Des Weiteren sind die Tiere durch zunehmende Populationsdichte erhöhtem Stress ausgesetzt und damit krankheitsanfälliger. Zudem ist der Anblick vermehrt in die Städte drängender verelendender Katzen eine Belästigung und damit auch eine Störung der öffentlichen Ordnung, um deren Wahrung sich die Kommunen kümmern müssen", erläutert Marion Dudla vom Tierschutzbund. Sie meint, dass das Problem grundsätzlich angepackt und gelöst werden müsse.
Zwar betreuten Tierschutzvereine – oft ohne Hilfe von Kommunen – frei lebende Katzen an kontrollierten Futterstellen, kümmerten sich um die medizinische Versorgung und Kastration der Tiere.
"Doch diese Aktionen sind keine langfristige Lösung. Es gilt, die unkontrollierte Vermehrung von nicht kastrierten Katzen in Privathaushalten zu beenden. Daher fordern wir gemeinsam mit unseren Mitgliedsvereinen eine Kastrationspflicht, die auch auf kommunaler Ebene beschlossen werden kann – nach dem Vorbild der Stadt Paderborn", so die Vertreterin des Tierschutzbundes. Paderborn hatte 2008 als erste Kommune in Deutschland eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht von Katzen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung erlassen.
Die Kommunen der Verbandsgemeinde Obere Aller im Landkreis Börde, zu denen auch der Ort Hötensleben gehört, wo die kleinen Katzen gefunden wurden, sind sich ihrer Verantwortung für den Tierschutz sehr wohl bewusst und handeln auch dementsprechend, teilte Bärbel Kuch, Leiterin des Ordnungs- und Sozialamtes in Eilsleben, mit. Es gebe eine gute Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt des Landkreises sowie dem Tierschutzverein Haldensleben und Umgebung e.V., Sitz Satuelle. Das dortige Tierheim sei Vertragspartner für die Betreuung von Fundtieren und herrenlosen Tieren einschließlich deren Pflege und tierärztlicher Behandlung.
Als Besonderheit innerhalb der Verbandsgemeinde verweist Bärbel Kuch darauf, dass die Gemeinde Hötensleben seit 2008 einen finanziellen Zuschuss gewährt, wenn jemand eine/n herrenlosen Katze/Kater aufnimmt und sterilisieren/kastrieren lässt. Von den dabei anfallenden Kosten übernimmt die Gemeinde 40 Prozent, maximal 50 Euro. Dieser Zuschuss ist beim Ordnungsamt zu beantragen, wird aber nur für wilde, herrenlose Katzen gewährt, die dann auch durch Mitarbeiter des Tierheimes abgeholt werden. Wer in Eigeninitiative die tierärztliche Versorgung zugelaufener Tiere veranlasst, bekommt keine Kosten erstattet. Für die Behandlung kranker Katzen habe die Verbandsgemeinde kein Geld zur Verfügung, eine Kosten-übernahme könne nur aufgrund vertraglicher Regelung mit dem Tierheim erfolgen, wurde uns mitgeteilt. Bei zugelaufenen, aber schon über Wochen vom Finder versorgten Tieren gehe man behördlicherseits auch davon aus, dass Hund oder Katze nicht mehr "herrenlos" sind. Durch die Betreuung eines solchen Tieres über einen längern Zeitraum wird man "unzweifelhaft" zu seinem Halter, so das Ordnungsamt.
Wer irgendwo eine kranke frei lebende Katze entdeckt, sollte sich an das nächstgelegene Tierheim wenden, rät der Deutsche Tierschutzbund, der ferner an alle Katzenbesitzer den dringenden Appell richtet, ihre Tiere frühzeitig beim Tierarzt kastrieren zu lassen. Denn Katzen können im Jahr zwei- bis dreimal jeweils vier bis sechs Junge bekommen. "Oftmals werden die ungewollten Welpen dann einfach ausgesetzt. Nur ein Teil von ihnen hat Glück und landet im Tierheim, wo sie versorgt werden. Die anderen kämpfen draußen ums Überleben.
Die große Anzahl freilebender Katzen stellt die Tierschutzvereine und Kommunen gleichermaßen vor große, manchmal nahezu unlösbare – auch finanzielle – Aufgaben", so der Tierschutzbund.