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Spezialambulanz an der Uni-Klinik Magdeburg Hilfe für Schizophrenie-Kranke und deren Angehörige

15.07.2010, 04:49

Magdeburg ( rgm ). An der Uni-Klinik für Psychiatrie in Magdeburg wurde eine Spezialambulanz mit dem Schwerpunkt Psychosen / Schizophrenie etabliert. " Dieses Angebot für Patienten mit Schizophrenie und deren Angehörige gibt es bislang noch nicht in Sachsen-Anhalt, ist aber aus mehreren Gründen sinnvoll ", erklärt der Leiter der Spezialambulanz, Privatdozent Dr. Johann Steiner.

Die Diagnose Schizophrenie ist für den Betroffenen ein einschneidendes Ereignis mit weitreichenden Konsequenzen für den persönlichen Lebensweg. Aber nicht nur die Erkrankten leiden unter der seelischen Behinderung, der Diskriminierung und Stigmatisierung, sondern auch die Bezugspersonen. Dies hat zur Folge, dass viele der engsten Bezugspersonen selbst psychisch oder psychiatrisch beratungs- oder behandlungsbedürftig sind.

Zielstellung des neuen Behandlungsangebotes sei daher eine wissenschaftlich begleitete, qualitativ hochwertige psychosoziale Beratung und Patientenbetreuung. Im Vordergrund stehen die Patientenschulung, um die Krankheit besser zu verstehen und besser mit ihr umgehen zu können, sowie das Training sozialer Kompetenzen. Psychotherapie und Angehörigenarbeit gehören ebenfalls dazu. Der Begriff " Schizophrenie " wurde 1908 vom Schweizer Psychiater Eugen Bleuler geprägt. Schizophrenie hat nichts mit einer Bewusstseinsspaltung zu tun. Typisch für das Krankheitsbild sind Wahn, akustische Halluzinationen und Fremdbeeinflussungserleben. Daneben können sich auch sogenannte Negativsymptome, wie zum Beispiel nachlassende Antriebskraft, Verlangsamung und bestimmte kognitive Defizite manifestieren. Diese Funktionseinschränkungen führen unter anderem zu Kontaktstörung, sozialem Rückzug und oft auch zur Erwerbsunfähigkeit

Prof. Bernhard Bogerts, Direktor der Uniklinik für Psychiatrie, berichtet : " Derzeit wird davon ausgegangen, dass neben einer genetisch bedingten Veranlagung, die man auf eine Vielzahl unterschiedlicher Gene zurückführt, auch Umweltfaktoren den Krankheitsausbruch beeinflussen. Dazu zählen unter anderem Hirnentwicklungsstörungen, frühkindliche Traumata, sozioökonomischer Status und Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt. " Auch der Konsum von halluzinogenen Drogen und Cannabis kann den Ausbruch psychotischer Erkrankungen begünstigen. Weiterhin gebe es Hinweise auf ein gehäuftes Auftreten von psychotischen Erkrankungen, wenn es im letzten Drittel der Schwangerschaft zu viralen Infektionen gekommen ist.

Mittlerweile hat sich gezeigt, dass in vielen Fällen seit dem Auftreten erster Vorzeichen etwa fünf bis sechs Jahre bis zum erstmaligen Auftreten einer schizophrenen Psychose vergehen können. Allerdings treten in dieser Phase meist schon erste psychopathologische Symptome auf. Dr. Steiner bedauert : " Derzeit beginnt die Behandlung meist erst dann, wenn die Krankheit weit vorangeschritten ist. Je frühzeitiger jedoch die Therapie einsetzt, desto günstiger gestalten sich die sozialen Wiedereingliederungsmöglichkeiten. "

Öffnungszeiten
Die Spezialsprechstunde Psychosen / Schizophrenie in der Uniklinik Magdeburg ist geöffnet jeden Donnerstag von 8 bis 15. 30 Uhr und nach Vereinbarung. Die Anmeldung ist möglich unter Telefon ( 03 91 ) 67 13 483.