Medizinische Untersuchungen können Hinweise auf Funktionsstörungen der Herzklappen und Nieren geben Hoher Blutdruck sollte nicht zu schnell mit Medikamenten gesenkt werden
Auf ein sehr großes Interesse stieß gestern das Volksstimme-Telefon-forum mit Prof. Dr. Peter Mertens von der Uniklinik für Hochdruckkrankheiten und Dr. Steffen Brucks, Oberarzt an der Uniklinik für Kardiologie.
Frage: Wie hoch darf der Blutdruck bei einem 68-jährigen Mann sein? Mein Vater ist noch recht fit. Zum Arzt geht er nur ganz selten.
Antwort: Bei jedem Menschen unterliegt der Blutdruck Schwankungen, abhängig von der körperlichen und psychischen Belastung. Im Ruhezustand gemessen sollte der Blutdruck möglichst unter 140/90 mmHg liegen. Optimal sind Werte von 120/80. Das gilt insbesondere für Risikogruppen wie Diabetiker.
Als normal werden Werte von 130/85 bezeichnet. Wer bei wiederholten Messungen Werte von mehr als 140/90 mmHg hat, leidet bereits unter einer Hypertonie. Das erhöht u.a. das Risiko eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls.
Die anzustrebenden Blutdruckwerte sind individuell und in Anhängigkeit vom Alter und weiteren Erkrankungen einzustellen.
Frage: Ich hatte vor zwei Jahren eine Hirnblutung und nehme seither den blutdrucksenkende Medikamente. Wie hoch sollte mein Blutdruck sein?
Antwort: In Ihrem Fall ist es besonders wichtig, dass ein normaler Blutdruck erreicht wird. Er sollte unter 130/85 mmHg liegen.
"Fertigkostgerichte nicht nachsalzen"
Frage: Bei meinem Mann hat der Arzt in den vergangenen Monaten mehrfach leicht erhöhte Blutdruckwerte (137/80 bis 145/90) festgestellt. Er riet zu mehr Bewegung, einer kalorienreduzierten und salzarmen Kost sowie zum Verzicht auf das Rauchen. Die Umstellung fällt ihm jedoch sehr schwer. Kann man nicht mit Medikamenten nachhelfen?
Antwort: Bluthochdruck ist ein Problem, das Menschen aller Alters- und Bildungsschichten betrifft. Mit zunehmendem Alter wächst das Risiko, Bluthochdruck zu bekommen. Es gibt Untersuchungen, wonach unter den über 50-jährigen bereites jeder zweite Mann oder Frau davon betroffen sind. In jedem Fall lautet dann die grundlegendende ärztliche Empfehlung, die Lebensgewohnheiten zu überdenken und, wenn nötig, zu korrigieren. Medikamente dienen zur Unterstützung, sollten aber nicht als Ersatz für Fehler bei der Ernährung und körperlichen Aktivität dienen. Wichtig ist, dass Ihr Mann diese Umstellung seines Lebens auch will. Dabei können Sie ihn unterstützen, z.B. durch gemeinsame sportliche Aktivitäten und eine bewusstere Ernährung. Eine Raucherentwöhnung kann medikamentös unterstützt werden. Das erhöht die Erfolgsaussichten wesentlich.
Frage: Was bringt eine Reduzierung des Salzkonsums mit der Ernährung wirklich? Mit wie viel Kochsalz kann man Gerichte nachsalzen?
Antwort: Seit etwa vier Jahrzehnten gibt es aus tierexperimentellen und klinischen Studien Hinweise darauf, dass der Salzgehalt des Essens sich auf den Blutdruck auswirkt. Auf dieser Wirkung beruht auch eine Klasse von Medikamenten (Diuretika), die die Salz- und Wasserausscheidung fördern. Neuere Untersuchungen zeigen, dass manche Menschen genetisch stärker mit Blutdruckänderungen auf den Salzkonsum reagieren als andere. Letzlich ist wissenschaftlich auch noch ungeklärt, ob eine Salzreduktion tatsächlich zu einer Reduzierung des Herzinfarktes und Schlaganfallrisikos führt. Trotz gewisser Unsicherheiten bleibt es vorerst bei der generellen Empfehlung, dass Bluthochdruckpatienten auf einen möglichst geringen Salzverbrauch achten sollten. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Menge Salz pro Tag liegt bei sechs Gramm. Das schließt jedes Nachsalzen von Fertigkost bereits aus.
Frage: Der erste Blutdruckwert ist bei mir deutlich höher als der zweite. Durchschnittlich liegt der Blutdruck bei 160/70.
Antwort: Die Ursache sollte internistisch abgeklärt werden. Möglicherweise ist die Ursache eine Blutgefäßsteifigkeit als Folge eines lange bestehenden Bluthochdrucks oder aber es handelt sich um eine Funktionsstörung der Herzklappen.
Frage: Ich bin 56 Jahre alt und seit fünf Jahren in ärztlicher Behandlung wegen meines Bluthochdrucks. In jüngster Zeit habe ich Erektionsprobleme. Kann das eine Folge des Bluthochdrucks sein oder eine Medikamentennebenwirkung. Ich nehme einen Betablocker und eine Kombination aus einem harntreibenden Medikament und einem sogenannten ACE-Hemmer.
Antwort: Erektionsstörungen können Folge von Nerven- und Gefäßerkrankungen sein. Aber auch bestimmte Medikamentengruppen wie Betablocker können zu Erektionsstörungen führen. Sie sollten darüber mit einem Internisten und Urologen sprechen und die Ursache abklären lassen.
"Eiweiße liefern Hinweis auf Nierenfunktion"
Frage: Ich habe Bluthochdruck. Ab welchen Werten sind Schädigungen an den Gefäßen im Auge, im Herzen und den Nieren zu erwarten?
Antwort: Ihre Frage lässt sich leider nicht exakt beantworten. Bei einem unbehandelten Bluthochdruck treten Folgeschäden abhängig je nach Organ und der Zeitspanne individuell unterschiedlich auf. Beispielsweise kann es Jahre dauern, bis es zu krankhaften Veränderungen des Herzmuskels kommt. Die Folge ist ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Ähnliches gilt für Veränderungen an den Nierengefäßen, die langfristig zum Verlust der Nierenfunktion und damit der Notwendigkeit einer Dialyse führen können. Früheste Zeichen einer Nierenschädigung können durch Messungen der Eiweißausscheidung erkannt werden. Durch eine Senkung des Bluthochdrucks auf Optimalwerte kann das Risiko dieser schweren Nebenwirkungen reduziert werden.
Frage: Seit zwei Wochen nimmt mein Mann Medikamente zur Blutdrucksenkung. Seither hat er oftmals Kopfschmerzen oder er fühlt sich schlapp und müde. Am liebsten will er auf die Tabletten verzichten. Was kann ich tun?
Antwort: Sie beschreiben Wirkungen von Medikamenten, die eine Gewäßweitstellung bewirken. Eine optimale Einstellung sollte nicht innerhalb kürzester Zeit angestrebt, sondern über einen Zeitraum von wenigen Monaten erreicht werden.
Frage: Mein Blutdruck ist gut mit Medikamenten eingestellt, sagt mein Arzt. Aber ich leide darunter, dass ich in Ruhe das Rauschen des Blutes mit jedem Herzschlag höre. Was kann ich tun?
Antwort: Sie sollten sich von einem HNO-Arzt untersuchen lassen. Mit einer Bildgebung der Gefäße ist es möglich, den möglichen organischen Ursachen auf die Spur zu kommen.