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Bei Jungen mit Leistenhoden sollte nicht abgewartet werden Ist eine Operation bei einem einjährigen Kind angeraten?

16.01.2012, 04:34

Bei meinem einjährigen Sohn wurde ein Leistenhoden festgestellt. Der Kinderarzt rät zur

Operation, mein Bekanntenkreis zum Abwarten oder Hormontherapie. Soll ich mein Kind operieren lassen?

Magdeburg (cbi) l Es antwortet Oberarzt Dr. Hardy Krause, Leiter des Arbeitsbereiches Kinderchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg: Bei einem reifgeborenen männlichen Säugling sollten sich beide Hoden im Hodensack befinden. Wenn sich in den ersten Monaten kein Herabwandern der Hoden einstellt, spricht man von einem sogenannten Maldeszensus testis. Dieser Zustand kann durch die routinemäßigen Untersuchungen beim Kinderarzt sicher festgestellt werden.

Hieran sollte sich eine Ultraschalluntersuchung anschließen, um die Lage und Größe des Hodens bestimmen zu können. Da bei Ihrem Kind ein Leistenhoden diagnostiziert worden ist, gehe ich davon aus, dass dieser entweder tastbar oder sonographisch lokalisiert werden konnte. Die weitere Entwicklung dieses Hodens ist durch diese Fehllage gefährdet, da für diese eine geringere Temperatur Voraussetzung ist, wie sie im Hodensack anzutreffen ist. Im Leistenbereich ist die normale Körpertemperatur anzunehmen. Bei einem Verbleib ist mit einer Fruchtbarkeitsstörung zu rechnen, gleichzeitig steigt die Gefahr einer späteren bösartigen Entartung.

Durch aktuelle Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass diese Veränderungen nicht erst in den späteren Jahren auftreten, sondern bereits nach dem ersten Lebensjahr. Aus diesem Grunde ist es heute allgemeiner Konsens, dass die definitive Korrektur diese Fehllage mit dem Abschluss des ersten Lebensjahres erfolgt sein soll. Eine im Alter von sechs Monaten erfolgte Hormontherapie kann in einigen Fällen eine Operation ersparen. Nach dem ersten Geburtstag sollte primär operiert werden. Aus diesem Grunde kann ich mich der Empfehlung des Kinderarztes nur anschließen und vor weiterem Abwarten warnen. Eingriffe im Säuglingsalter sollten in einer spezialisierten Kindereinrichtung durchgeführt werden. Bei entsprechender Ausstattung des Krankenhauses (Kinderkrankenschwestern, Kinderanästhesie) ist der Eingriff bei Fehlen von Begleiterkrankungen komplikationsarm.

Bei fehlendem Nachweis eines Hodens muss gegebenenfalls auch in diesem Alter eine Laparoskopie (Schlüsselloch-Operation / minimal-invasiv) erfolgen, welche eine spezielle Ausstattung erfordert.