Magdeburger Fachärzte beantworteten im Volksstimme-Telefonforum Leserfragen zu Schilddrüsenerkrankungen Jodhaltige Nahrung beugt Kropf vor
Über- und Unterfunktionen der Schilddrüse können krank machen. Über die Vorsorge- und Therapiemöglichkeiten informierten gestern Fachärzte des Magdeburger Universitätsklinikums.
Frage: Neuerdings fühle ich mich sehr unwohl, müde und niedergeschlagen. Da ich schon früher Probleme mit der Schilddrüse hatte, vermute ich einen Zusammenhang. Welche Untersuchungen sind erforderlich?
Antwort: Zuerst wird sich der Arzt nach der Krankheitsgeschichte und Ihren Beschwerden erkundigen. Allgemeine Symptome können verschiedene Ursachen haben. Wenn ein Verdacht auf eine Schilddrüsenstörung besteht, wird der Arzt die Schilddrüse abtasten, um Vergrößerungen oder Veränderungen des Gewebes festzustellen. Daran schließt sich eine Blutuntersuchung an, bei der die Konzentration von Schilddrüsenhormonen (TSH-Wert) bestimmt wird. Mit einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt die Größe der Schilddrüse ermitteln und ggf. Knoten genauer identifizieren.
Frage: Kann man anhand der Blutwerte heiße oder kalte Knoten in der Schilddrüse erkennen?
Antwort: Die Laborwerte der Schilddrüsenhormone können Auskunft über eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse geben. Sie allein liefern aber keinen Hinweis auf kalte oder heiße Knoten. Durch das Abtasten des Halses und eine Ultraschalluntersuchung können Knoten entdeckt werden. Und die Funktion der Knoten (Unterscheidung zwischen heißen und kalten Knoten) kann man durch eine Szintigraphie (bildliche Darstellung mit schwach radioaktiven Substanzen) feststellen.
Frage: Was kann eine Unterfunktion der Schilddrüse auslösen?
Antwort: Die häufigste Ursache für eine Unterfunktion ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die durch eine Immunreaktion ausgelöst wird, genannt Hashimoto Thyreoiditis. Auch medizinische Behandlungen, bei denen das Schilddrüsengewebe verkleinert oder entfernt wurde, können eine Unterfunktion zur Folge haben. In seltenen Fällen ist eine Unterfunktion auch angeboren.
Frage: Wie kann es zu einer Überfunktion der Schilddrüse kommen?
Antwort: Sehr oft lösen heiße Knoten in einer vergrößerten Schilddrüse eine Überfunktion aus. Mangelnde Jodzufuhr ist die häufigste Ursache für diese Gewebsveränderungen. Heiße Knoten bilden unkontrolliert Hormone, so dass es zu den körperlichen Erscheinungen einer Schilddrüsenüberfunktion kommt. Eine Überfunktion kann auch durch eine Autoimmunerkrankung entstehen (zum Beispiel Morbus Basedow). Die überschießende Hormonproduktion in der Schilddrüse wird dabei durch eine Entzündungsreaktion ausgelöst, die das eigene Immunsystem verursacht. Bei dieser Erkrankung sind manchmal auch die Augen beteiligt (z.B. gerötete, nach vorn hervortretende Augen).
Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, eine Schilddrüsenüberfunktion zu behandeln?
Antwort: Zunächst kann der Arzt Medikamente verordnen. Diese sogenannten Thyreostatika bremsen die überschießende Produktion der Schilddrüsenhormone und verbessern damit die Beschwerden der Überfunktion. Allerdings sollten die schilddrüsenblockierenden Medikamente nur etwa über zwölf Monate eingenommen werden, so dass nach dieser Zeit im Einzelfall über eine Beseitigung des kranken Gewebes entschieden werden muss. Heiße Knoten oder die Basedowsche Erkrankung können gut mit der Radiojod-Therapie behandelt werden. Bei einer zunehmenden Vergrößerung der Schilddrüse, starken Beschwerden und zusätzlichen kalten Knoten wird zu einer OP geraten. Hohe Dosen Jod, wie sie in manchen Nahrungsergänzungsmitteln oder in Substanzen zur Röntgenkontrast-untersuchung vorkommen, sollten bei einer Überfunktion vermieden werden.
Frage: Ich habe gelesen, dass viele Lebensmittel von Natur aus jodarm sind. Wie kann ich sicherstellen, dass mein drei Monate altes Baby und ich ausreichend Jod aufnehmen?
Antwort: In der Schwangerschaft und in der Stillzeit ist der Jodbedarf erhöht. Es kann deshalb empfehlenswert sein, nach Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, Jodid-Tabletten einzunehmen. Generell zu empfehlen ist etwa zweimal pro Woche Seefisch zu essen. Wenn Sie außerdem Jodsalz in der Küche und mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel verwenden, haben Sie schon einiges für die Gesundheit getan. Jodhaltig sind auch Algenprodukte und im geringeren Umfang Eier, Milch, Quark und Käse.
Frage: Sind berührungsempfindliche Schmerzen im Halsbereich und Schluckbeschwerden ein Hinweis auf einen Schilddrüsenknoten?
Antwort: Schmerzen im Bereich der Schilddrüse sind weniger typisch für Knoten der Schilddrüse, sondern eher für eine Schilddrüsen-Entzündung. Allerdings kann es auch bei bestehenden kleinen Knoten oder Zysten durch eine Einblutung und die damit verbundene Vergrößerung zu Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit der Schilddrüse kommen.
Es sollte eine Ultraschall-Untersuchung durchgeführt werden, ggf. auch Blutabnahmen und weitergehende Untersuchungen.
Frage: Bei meiner 14-jährigen Enkelin wurden bei einer Ultraschalluntersuchung mehrere Zysten in der Schilddrüse festgestellt. Ist eine Operation notwendig?
Antwort: Zysten sind harmlose, mit Flüssigkeit gefüllte Gewebeveränderungen. Es besteht kein Risiko, dass sich daraus Schilddrüsenkrebs entwickelt.
Insbesondere wenn bei mehreren nahen Familienangehörigen Schilddrüsenknoten bekannt sind, sollte man zur Sicherheit die Schilddrüse Ihrer Enkelin nach etwa einem halben Jahr noch einmal per Ultraschall kontrollieren.