Brauchtum Klausen und Bärbele treiben ihr Unwesen in Allgäuer Dörfern
Vor den zotteligen Gesellen sollten sich einst sogar die Dämonen fürchten. Das ist lange vorbei, heute ist das Klausentreiben nur noch Brauchtum. Doch manche treiben es dabei auch zu wild.
Börwang (dpa) - Alte Mythen werden in den kommenden Wochen im Allgäu wieder von zotteligen Genossen zelebriert. Beim traditionellen Bärbele- und Klausentreiben ziehen schaurige Gestalten durch die Orte.
Zum Auftakt gab es am Samstagabend in Börwang (Kreis Oberallgäu) ein Treffen von Teilnehmern aus verschiedenen Regionen des Alpenraums. Mehr als zwei Dutzend Gruppen mit mehr als 400 Menschen beteiligten sich an "Börwang brennt".
Das Allgäuer Bärbele- und Klausentreiben ist seit mehreren Jahrhunderten belegt und geht möglicherweise auf einen uralten heidnischen Brauch zum Vertreiben von Geistern und Dämonen zurück. Die hexenähnlichen Bärbele sind dabei die weibliche Alternative zu den wilden männlichen Klausen.
Mit dem einleitenden Treffen der finsteren Klausen, Bärbele, Krampusse und Perchten in Börwang sollten die unterschiedlichen vorweihnachtlichen Bräuche der Alpenregionen präsentiert und an die mystischen Rauhnächte erinnert werden, erklärten die Veranstalter. Das Spektakel mit zotteligen Fratzen, Fellen, Rasseln, Ruten, Glocken und viel Feuer gibt es nur alle vier Jahre in Börwang.
Das eigentliche Klausentreiben soll dann in dem Ortsteil von Haldenwang am 5. Dezember stattfinden. Anfang Dezember gibt es ähnliche Brauchtumsveranstaltungen in vielen Orten des Allgäus. In Sonthofen ist sogar eine dreitägiges Fest vom 4. bis 6. Dezember geplant.
Nach der Tradition sollen die Fantasiegestalten in der Vorweihnachtszeit böse Wintergeister vertreiben, indem die Maskierten um die Häuser der Dörfer ziehen und ihr Unwesen treiben. In Memmingen läuft noch bis 27. Januar im Stadtmuseum die Ausstellung "Grober Unfug - gezähmtes Brauchtum" über die Geschichte der Klausen.
In der Vergangenheit war mitunter wegen des Spektakels auch die Polizei gefordert, weil immer wieder einmal einzelne rutenschwingende Klausen über die Stränge schlagen und es zu Körperverletzungen kommt.