Thrombose schädigt neben den Venen auch die Lunge / Anzeichen: Schwellung und Schmerzen Klumpen im Blut gefährden die Lunge
In der Urlaubszeit hört man die Warnungen wieder häufiger: Wer stundenlang im Flugzeug, Bus oder Auto sitzt, erhöht sein Risiko, sich an Bein oder Becken eine Thrombose zuzuziehen.
Frankfurt a. Main/Köln (dapd) l Ist die Thrombosegefahr real? "Ja", bestätigt Andreas Waltering, Arzt und stellvertretender Ressortleiter Gesundheitsinformation beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen in Köln. "Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein gesunder Mensch wegen einer langen Reise eine Thrombose bekommt, liegt bei höchstens 0,05 Prozent." Viel riskanter sei ein durch Gips oder Schiene ruhig gestelltes Bein oder eine längere Bettlägerigkeit.
"Das Gerinnsel löst sich und ,schwimmt\' durch den Keislauf."
Eine Thrombose ist nichts anderes als ein Blutgerinnsel - Thrombus genannt - in den Venen, manchmal auch in den Arterien. Meist entsteht es dadurch, dass das Blut sehr langsam fließt, zum Beispiel wegen eines Mangels an Bewegung oder auch einer Herzschwäche. Staut sich das Blut in den Gefäßen, bilden sich kleine Klümpchen. "Im Idealfall lösen sie sich von selbst wieder auf, aber das gelingt nicht immer", berichtet Viola Hach-Wunderle, Professorin am Gefäßzentrum des Krankenhauses Nordwest in Frankfurt. "Manchmal wachsen sie zu größeren Pfropfen heran, die dann das Gefäß verschließen, das Blut weiter stauen und dessen Rückfluss zum Herzen behindern."
Wenn eine Ader von innen verletzt ist, zum Beispiel durch einen Stoß, gerinnt dort ebenfalls Blut zu Klümpchen. Wie schnell das passiert, liegt auch an der Zusammensetzung des Blutes, wie die Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Angiologie / Gesellschaft für Gefäßmedizin erläutert: "Bei manchen Menschen gerinnt es von Geburt an schneller, bei anderen vermehren sich die Blutzellen besonders stark oder aber ihr Blut fließt insgesamt langsamer, weil dem Körper Flüssigkeit fehlt."
Bemerkbar macht sich eine Thrombose meist durch Schmerzen und Schwellungen an der Stelle, an der sich das Blut staut, erklärt Gefäßmedizinerin Hach-Wunderle. "Das ist in neun von zehn Fällen am Bein." Der Arzt könne eine Thrombose am zuverlässigsten per Ultraschall erkennen. Dabei ließen sich auch andere mögliche Beschwerdeursachen wie ein Muskelfaserriss oder eine Zyste auf Anhieb unterscheiden. "Nur selten ist zur Klärung zusätzlich ein Röntgenbild mit einem Kontrastmittel - Phlebographie genannt - erforderlich."
Wird eine Thrombose nicht behandelt, können nicht nur die Venen am Bein, sondern schlimmstenfalls auch die Lunge Schaden nehmen, warnt Hach-Wunderle: "Bei der sogenannten Lungenembolie löst sich das Gerinnsel und ¿schwimmt\' durch den Blutkreislauf bis zur Lunge, deren lebenswichtige Gefäße es dann mehr oder weniger verstopft."
Um das zu verhindern, setzen Mediziner Medikamente ein, die die Blutgerinnung unterdrücken. Sie lösen zwar das bestehende Gerinnsel meist nicht vollständig auf, verhindern aber Neubildungen. Bei sehr großen Gerinnseln oder bei einer akuten schweren Lungenembolie greifen die Ärzte darüber hinaus zu Mitteln, die bestehende Gerinnsel zerstören können und die auch Herzinfarktpatienten bekommen. "Diese Mittel bleiben aber schweren Krankheitsfällen vorbehalten", betont Hach-Wunderle, "da sie neben der gewünschten Wirkung auch erhebliche Nebenwirkungen haben, allen voran Blutungen."