Günstige Europatarife gelten nicht auf dem Meer / Schiffe nutzen Satellitenverbindungen Kostenfalle Handy auf der Kreuzfahrt
Da waren auch Satellitenverbindungen aufgeführt, "die ich ganz bestimmt nie genutzt habe", ist Frau Lange überzeugt. Sie habe während der Reise doch nur einige Male mit ihrer Familie in Deutschland telefoniert. Da innerhalb von Europa jetzt ja niedrige Kosten für Roaming und Datenverkehr gelten, könne ihre Mobilfunkrechnung wohl nicht stimmen, meint die Magdeburgerin, und bat bei der Klärung dieses Problems um Unterstützung.
Nach einer schönen Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer erlebte Marlene Lange wenige Wochen nach ihrem Urlaub daheim einen großen Schreck: Auf der nächsten Monatsrechnung für ihr Handy erschien ein hoher dreistelliger Betrag!
Der Leser-Obmann erfuhr bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, dass das böse Erwachen von Marlene Lange bezüglich ihrer Handyrechnung leider kein Einzelfall ist. "Auf Kreuzfahrtschiffen können Handy- und Internetnutzung schnell zur Kostenfalle werden", weiß Katja Schwaar, Rechtsberaterin bei der Verbraucherzentrale in Magdeburg. Denn auf dem Meer gelten die günstigen Europatarife nicht, weil die Kreuzfahrtschiffe für Handygespräche und Internetzugang Satellitenverbindungen nutzen. "Je nach Reederei gibt es verschiedene Partner", erläutert Katja Schwaar.
So nutzen zum Beispiel Aida und Costa das Netz der Maritime Communications Partner (MCP) für den Empfang. Die eigentlichen Minutenpreise variieren - abhängig vom Telefonanbieter: Bei der Telekom können 3,99 Euro pro Minute fällig werden, bei Vodafone 5,12 Euro. Auch ankommende Gespräche schlagen mit zwischen 1,53 Euro und 1,99 Euro zu Buche.
"Richtig teuer werden Internetverbindungen, etwa für das Checken von E-Mails oder die Kommunikation per WhatsApp. Die Preise liegen zwischen 0,99 Euro für gerade mal 50 kb bis zu 11,60 Euro pro MB", warnt die Verbraucherberaterin.
Sie weiß aus leidvoller Erfahrung vieler Eltern, die sich mit horrenden Handyrechnungen ihrer Sprösslinge an die Verbraucherzentrale wandten, dass gerade Jugendliche auf ihr geliebtes Smartphone im Urlaub nicht verzichten können und dann häufig enorme Kosten verursachen. "Darauf sollte man vorbereitet sein", rät Katja Schwaar.Die Verbaucherschützerin verweist auf zwei Möglichkeiten:
1. Jedes Schiff bietet gerade fürs Internet bestimmte Pakete per WLAN an, die günstiger als das Einwählen per Satellit ausfallen. Damit kann man für wirklich wichtige Dinge (!) auch auf See im Internet surfen. Es stehen jedoch oft nur geringe Bandbreiten zur Verfügung, der schnelle E-Mail-Check kann dadurch zum Geduldsspiel werden.
2. In der Regel legt ein Kreuzfahrtschiff täglich in einem Hafen an. Auf diese Landgänge sollten Reisende ihre Handy- und Internetaktivitäten beschränken. Gerade in Europa sind die Preise mittlerweile wirklich moderat. So werden für Telefongespräche 22,61 Cent pro Minute fällig, für ankommende Gespräche 5,95 Cent, für SMS 7,14 Cent und fürs Internet 23,80 Cent pro MB. Sinnvoll für Vielnutzer ist es, bereits im Vorfeld bei seinem Telefonanbieter die passenden Tarife für das gewünschte Land abzufragen und zu buchen. Auch bieten an Land öffentliche Einrichtungen, Restaurants oder Hotspots oftmals kostenfreies WLAN an. Auf dem Schiff gilt dann: Handy aus, auch wenn´s schwer fällt. Und beschränken Sie Ihren Internetkonsum auf hoher See auf die wirklich wichtigen Dinge und genießen lieber die Reise!