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Gebietsreform Kunstnamen von Gemeinden verwirren

Mit der Gemeindegebietsreform wurden viele Dörfer in Sachsen-Anhalt zusammengelegt. In der Volksstimme werden weiter Ortsteile genannt.

27.08.2017, 23:01

Die Gemeindegebietsreform am Ende der Zehnerjahre dieses Jahrhunderts war keine Herzensangelegenheit der Sachsen-Anhalter. Das lässt sich auch nicht nachträglich umdeuten. Dabei hatte der Schritt durchaus ein hehres Ziel: „leistungsstarke Gemeinden, die in eigener Verantwortung die ihnen obliegenden Aufgaben in kommunaler Selbstverwaltung für die Bürger des Landes erfüllen können“, wie es in einem „Geleitwort“ des damaligen Innenministers hieß. Zwar sollten sich Gemeindegrenzen ändern, die Identität der Bürger mit ihren Gemeinden und Städten aber dennoch gewahrt werden. Die Ortschaften einer Einheitsgemeinde würden ihren bisherigen Gemeindenamen behalten.

Dennoch gab es gegen die Gemeindereform heftigen, auch juristischen Widerstand. Das Landesverfassungsgericht musste sich wiederholt damit befassen, weil Dörfer gegen ihre Zwangseingemeindung klagten. Am Ende waren aus den 1367 politisch selbstständigen Städten und Gemeinden im Jahre 1990 lediglich 218 geworden – Einheitsgemeinden und Verbandsgemeinden. Darunter welche mit Namen, die im Grunde ein ganzes Gebiet und nicht einen Ort benennen, „Harzvorland“ zum Beispiel.

„Mit Kunstbegriffen wie ,Niedere Börde‘ oder ,Hohe Börde‘ kann ich nichts anfangen“, schrieb unser Leser Dirk Wege. Der Grund seines Schreibens: In der Volksstimme war mit der Ortsmarke „Niedere Börde“ von einem Brand berichtet worden. Ja, wo hat es denn nun tatsächlich gebrannt, in Dahlenwarsleben mit Gersdorf, Groß Ammensleben, Gutenswegen, Jersleben, Klein Ammensleben, Meseberg, Samswegen mit Bleiche oder Vahldorf, die alle zur Einheitsgemeinde Niedere Börde gehören?, fragte sich der Leser. Die Antwort blieb ihm die Meldung schuldig.

Der kritische Hinweis unseres Lesers wurde verstanden. Der Name des Ortsteils gehört genannt. Sonst wären Silstedt und Derenburg beispielsweise neulich nicht nur in den Fluten der Holtemme, sondern obendrein in der Anonymität ihrer Einheitsgemeinden (Stadt Wernigerode beziehungsweise Stadt Blankenburg) versunken.