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Ärzte geben im Volksstimme-Telefonforum Auskunft zu bekannten und neuen Therapien Kutschersitz und Torwartstellung können helfen, asthmatische Anfälle zu lindern

11.04.2012, 03:21

Leserfragen zu asthmatischen Erkrankungen beantworteten gestern die Lungenfachärzte Professor Jens Schreiber und Dr. Nadine Waldburg vom Magdeburger Uniklinikum. Uwe Seidenfaden notierte einige Fragen und Antworten.

Frage: Ich höre beim Ein- und Ausatmen oftmals einen Pfeifton. Meine Ärztin hat mir ein entzündungslinderndes Spray verordnet, aber es hilft nicht.

Antwort: Sie sollten Ihre Ärztin darauf hinweisen, dass durch das Spray keine Besserung eingetreten ist. Möglicherweise liegt es an der nicht richtigen Anwendung. Wir beobachten leider sehr häufig Anwendungsfehler durch Patienten. Das Spray kann dann nicht richtig wirken. Lassen Sie sich deshalb die richtige Anwendung vom Arzt zeigen.

Frage: Ich leide neuerdings unter Atemschwäche. Kann es sein, dass man mit über 60 Jahren noch Asthma bekommt?

Antwort: Auch Menschen jenseits des 60. Lebensjahres können unter Asthma leiden. Sie sollten beim Arzt ihre Lungen- und Herzfunktion untersuchen lassen. Insbesondere bei älteren Menschen ist damit zu rechnen, dass eine Atemschwäche durch eine eingeschränkte Pumpleistung des Herzens verursacht wird. In diesem Fall ist eine ganz andere Therapie erforderlich, als bei einem Asthma bronchiale.

Frage: Gibt es für Asthmatiker einen Ersatz für kortisonhaltige Präparate?

Antwort: Ziel der Asthmatherapie ist es, die Entzündungen der Bronchialschleimhaut zu reduzieren. Wesentlich dazu beitragen können Medikamente, die einerseits unmittelbar die Atembeschwerden lindern und andererseits als langfristige Basistherapie wirksam sind. Als Spray verabreichtes Kortison ist eine wichtige antientzündliche Basistherapie. Durch die geringe Dosierung und gezielte lokale Wirkung an der Bronchialschleimhaut werden Nebenwirkungen reduziert. Häufigste unerwünschte Nebenwirkungen sind Heiserkeit und ein Pilzbefall im Mundraum. Vermeiden kann man das, wenn man danach den Mund ausspült.

Frage: Ich wende schon seit über sieben Jahren das gleiche Asthmaspray an. In letzter Zeit wirkt es nicht mehr so gut. Gibt es neuere Therapien?

Antwort: In den vergangenen Jahren wurde eine Vielzahl neuer Therapien entwickelt. Im Rahmen klinischer Studien untersuchen wir zum Beispiel verschiedene Antikörper in der medikamentösen Behandlung von allergischen Asthma. Dabei handelt es sich um spezielle Eiweißstoffe, die das für die Allergie ursächliche Immunglobulin E binden. Wir können sie beispielsweise beim schweren allergischen Asthma erfolgreich anwenden. Gute Ergebnisse wurden auch mit einem anderen neuen Verfahren, der Thermoplastie, erreicht. Im Rahmen dieser invasiven Therapie bildet sich die überaktive Muskulatur in den Bronchien wieder zurück. Eine weitere Erleichterung für Asthmapatienten ist ein Gerät, das die Luftqualität während des Schlafes verbessert.

Frage: Gibt es spezielle Kuren für asthmakranke Kinder?

Antwort: Ja. Fragen sie danach Ihre Krankenkasse. Es gibt Kuren, in denen junge Asthmapatienten im Umgang mit der Erkrankung geschult werden.

Frage: Ich habe gelesen, dass der Urlaub im Gebirge für allergische Asthmatiker besonders günstig ist. Ab welcher Höhenlage gilt das?

Antwort: In Höhen von rund 1500 Metern sinkt die Belastung durch Blütenpollen sehr deutlich ab. Trotzdem sollten Asthmatiker ihre Medikamente auch dann noch weiter einnehmen, denn oftmals treten ihre Beschwerden auch belastungsabhängig auf.

Antwort: Peak-Flow-Messgeräte liefern Hinweise auf die Lungenfunktion. Die regelmäßige Kontrolle ermöglicht einen guten Überblick über den Verlauf des Asthmas. Ist der Peak-Flow-Wert bei 80-100 Prozent des gemessenen Bestwertes ist alles in Ordnung. Beträgt der Wert nur noch 60 bis 80 Prozent des Bestwertes, sollten Patienten ihren Lungenfacharzt kontaktieren. Ein optimaler Peak-Flow-Wert ist erreicht, wenn die Bronchien weit gestellt sind. Unterdurchschnittliche Werte sprechen für Entzündungsreaktionen, die behandelt werden müssen. In diesem Fall ist eine medikamentöse Therapie wichtig, auch wenn Ihr Sohn keine Atemnot zeigt.

Frage: Unsere Enkelin (acht Jahre) hat Asthma. Kann sie Urlaub auf einem Erlebnishof machen. Es gibt dort sicher auch Kühe, Schweine und andere Nutztiere.

Antwort: Prinzipiell spricht nichts dagegen, wenn Ihre Enkelin ärztlich gut betreut wird und eine Tierhaarallergie ausgeschlossen wurde.

Frage: Mein Sohn ist Asthmatiker. Was ist, wenn er seinen Peak-flow-Wert von 100 nicht erreicht, er aber dennoch keine Atemnot hat?

Frage: Mir fiel auf, dass mein Enckel (acht Jahre) viel schneller außer Atem gerät als andere Kinder. Er ist wegen Asthmas bereits in Behandlung. Sollte er weiterhin am Sportunterricht teilnehmen, wie der Kinderarzt uns sagte?

Antwort: Wenn Asthma gut behandelt wird, sind sportliche Aktivitäten kein Problem. Es gibt sogar Spitzensportler, die Asthmatiker sind. Sportliche Aktivitäten sind nützlich, weil sie unter anderem Lunge und Herzmuskel kräftigen können. Besonders geeignet sind Sportarten im und auf dem Wasser.

Frage: Was kann ich als Asthmatiker selbst tun, um mit der Erkrankung möglichst gut zu leben?

Antwort: In verschiedenen Atemübungen können Sie lernen, auch bei einem akuten Asthmaanfall Ruhe und Linderung zu erfahren. Dabei handelt es sich zum Beispiel um den sogenannten Kutschersitz, die Lippenbremse und die Torwartstellung sowie verschiedene Entspannungsmethoden. Lassen Sie sich vom Arzt über spezielle Atemübungen für Asthmatiker informieren, mit denen ein hektisches Atmen verhindert wird.