Günstigreisen Milch, Mehl und ein Urlaub
Seit mehr als einem Jahrzehnt bieten Discounter und andere Handelsketten günstige Reisen an. Auf einiges sollten die Kunden allerdings bei der Buchung achten.
Berlin (dpa) l Jede Woche finden sich bei den Discountern große Plakate, die Lust aufs Reisen machen. Kreuzfahrten, Städtereise, Badeurlaub - es gibt fast nichts, was es nicht gibt bei Aldi, Lidl, Netto, Tchibo und Co.
Wer bietet die Reisen an?
Die Discounter arbeiten mit Reiseveranstaltern zusammen. Dazu gehören bei Aldi Süd nach Unternehmensangaben beispielsweise Berge & Meer, Eurotours, Center Parcs und Select Holidays. Lidl vertreibt Reisen unter anderem von BigXtra Touristik, clevertours.com oder der Mediplus Gruppe. Außerdem arbeitet Lidl-Reisen seit fast vier Jahren auch direkt mit touristischen Lieferanten zusammen, erklärt Isabel Lehmann. Tchibo kooperiert derzeit mit 18 verschiedenen Veranstaltern. "Je nach Reiseart suchen wir für unsere Kunden den Spezialisten mit den besten Angeboten als Partner aus."
Wie sieht das Programm bei solchen Reisen aus?
Das ist ganz unterschiedlich - von Eigenanreise mit Übernachtung und Frühstück bis hin zur All-inclusive-Kreuzfahrt gibt es nahezu jede Art von Reise. Zahlreiche Touren sind von deutschen Reiseleitern begleitet. "Neben Bade- und Erholungsreisen, Auto- und Familienreisen, Städte- und Kurzreisen, Schiffs- und Wellnessreisen bieten wir auch Rund- und Erlebnisreisen sowie Kinderreisen an", sagt Aldi-Sprecherin Kirsten Geß.
Wo gibt es Informationen über die Reisen?
Die Plakate mit schönen Bildern und Reise-Kurzinformationen hängen in der Regel hinter den Kassen der Discounter. Lidl etwa veröffentlicht jeweils zu Beginn und zur Mitte eines Monats einen Flyer, der in allen deutschen Filialen ausliegt. Auch Aldi Nord und Aldi Süd produzieren regelmäßig Haushaltsflyer, auf denen die Reiseangebote beschrieben sind. Zudem haben die Discounter und Ketten teils eigene Webseiten, auf denen die Reisen aufgeführt sind und über die die Kunden direkt buchen können.
Sind die Reisen vom Discounter günstiger als die Pauschalreise aus dem Reisebüro?
Nur weil man eine Reise bei einem Discounter bucht, muss das nicht das günstigste Angebot sein, sagt Falk Murko von der Stiftung Warentest in Berlin. "Jeder Urlauber sollte noch mal im Internet oder in Katalogen vergleichen, ob dieselbe Reise nicht woanders günstiger zu haben ist." Allerdings werden die Reisen etwa für Aldi speziell zusammengebaut. "Die Reise, die bei Aldi angeboten wird, gibt es von uns so nirgendwo anders", sagt Berge-und-Meer-Sprecherin Nina Meyer. Sie rät Kunden, das Kleingedruckte genau zu lesen: Ist das Ausflugsprogramm enthalten, oder muss es extra bezahlt werden? Welche Mahlzeiten sind bereits bezahlt? Dass die Reisen tatsächlich oft weniger kosten als in einem Reisebüro, liegt nicht zuletzt an der Direktvermarktung.
Welches sind die Lieblingsziele der Deutschen bei den Discounterreisen?
Zu den beliebtesten Reisezielen gehören Deutschland, Österreich und die USA, sagt Aldi-Sprecherin Geß. Bei den Tchibo-Kunden ist Deutschland nach Angaben von Sprecherin Helen Rad klar die Nummer eins. "Weil unsere Kunden neben dem Sommerurlaub klassisch ihre Zweit- und Drittreisen bei uns buchen: meistens Städtereise oder verlängerte Wochenenden, Musical- oder auch Gourmetreisen." Klassische Urlaubsregionen wie das Mittelmeer sind bei Lidl-Kunden gefragt, doch auch hochwertige Fernreisen, Rundreisen und Kreuzfahrten. Berge und Meer, eine 100-prozentige Tui-Tochter, deckt alle Segmente ab, dazu gehören auch Kombinationsreisen, etwa eine Kreuzfahrt mit Badeverlängerung oder eine Rundreise durch mehrere Länder.
Was sollte man bei den Schnäppchenreisen noch beachten?
Oft werden die Reisen bei den Discountern recht kurzfristig angeboten. Gerade bei exotischen Ländern kann das knapp werden, denn es gibt einiges zu erledigen: "Man muss sich über notwendige Impfungen informieren, oft dauert die Prophylaxe mehrere Wochen", sagt Murko. Außerdem könne es sein, dass ein Visum zur Einreise notwendig ist. "Auch das kann eine Weile dauern." Grundsätzlich sollten sich Reisende über die politischen Gegebenheiten in einem Land informieren und auch auf die Reiseinformationen auf der Seite des Auswärtigen Amtes schauen.
Welche Handhabe gibt es, wenn man mit den Leistungen nicht zufrieden ist?
Zuständig für Reklamationen ist immer der Veranstalter, nicht der Vermittler. "Die Rechtsprechung ist grundsätzlich für alle gleich - egal ob eine Reise bei Tchibo gebucht wurde oder im Reisebüro", sagt Sprecherin Rath. Wichtig ist, schon im Vorfeld der Reise darauf zu achten, dass man einen Reisesicherungsschein mit der Bestätigung bekommt, sagt Murko. "Vorher sollte man die Rechnung nicht zahlen." Der Schein ist die Sicherheit für den Kunden, dass seine Gelder auch im Fall einer Insolvenz des Veranstalters abgesichert sind.