Erst wenn konservative Therapien nicht mehr helfen, kommen Operationen in Frage Muskeltraining kann den Rücken stärken
Gelegentliche Rückenschmerzen kennt jeder. Wichtig ist es zu verhindern, dass die Schmerzen chronisch werden. Eine Operation kommt erst nach ausführlicher Diagnostik und Ausschöpfung der konservativen Therapien in Frage.
Köln (rgm) l Kreuz- und Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Gründen für Arztbesuche in Deutschland. Nach jüngsten Angaben des Krankenhaus-Reports der Allgemeinen Ortskrankenkassen stieg innerhalb von nur fünf Jahren die Zahl der Eingriffe an Wirbelsäulen um mehr als das Doppelte. Bei Medizinern wie dem Magdeburger Neurochirurgen Dr. Roland Minda treffen solche Veröffentlichungen auf offene Ohren. "Es gilt der Grundsatz, konservative Behandlungsverfahren vor operativen Verfahren", sagt der Arzt. "Die strenge Indikationsstellung zur Operation hat sich zum Beispiel seit meiner Facharztprüfung 1982 nicht verändert und eine Veränderung ist auch derzeit nicht erkennbar."
Wann unbedingt operiert werden muss
Operiert werden muss beim Auftreten von Störungen beim Wasserlassen, beim Stuhlgang bzw. Lähmungen oder anders nicht zu beeinflussbaren Schmerzen, deren Ursache sich bilddiagnostisch (zum Beispiel MRT) darstellen lassen. Ursache können neben Bandscheibenvorfällen auch Zysten, knöchernde Veränderungen und vieles andere mehr sein. "Die Methoden, die zur Anwendung kommen, sind hochmodern und in der Regel minimalinvasiv bzw. mikrochirurgisch", so Dr. Minda. "In unserem Haus behandeln wir nur Patienten mit spezifischen Rückenschmerzen und selbst bei diesen Patienten erfolgt die Operationsempfehlung nur in drei Prozent der Fälle".
Patienten sollten sich nicht verunsichern lassen und sich auch weiterhin vertrauensvoll in die Hand des Arztes begeben, rät der Neurochirurg.
Darüberhinaus können Menschen, die unter gelegentlichen Rückenschmerzen leiden, selbst etwas tun können, damit ihre Beschwerden nicht chronisch werden. Wichtig sind vor allem zwei Dinge:
m die Stärkung der Rückenmuskulatur, die wesentlich zur Stabilisierung der Wirbelsäule beiträgt sowie
m die Vermeidung einseitiger Über- und Dauerbelastungen, z.B. durch eine falsche Körperhaltung bei der Arbeit am Computer oder beim Heben schwer Lasten.
In der Folge von Fehl- und Überbelastungen der Muskulatur von Hals, Schultern und Brustkorb können Verspannungen auftreten, die von den Betroffenen als Kreuz- und Rücken-Beschwerden wahrgenommen werden. Diese akuten Schmerzen verschwinden meist nach wenigen Tagen von allein, sofern die Fehlbelastungen enden. Wer die Warnsymptome jedoch ignoriert, riskiert, dass die Kreuz- und Rückenbeschwerden dauerhaft werden. Der Schmerz brennt sich dann gewissermaßen im Gehirn ein. Er wird chronisch.
Um diesem Teufelskreislauf vorzubeugen, raten Mediziner wie Dr. Minda zu angemessener Bewegung. Gewiss, das ist leichter gesagt als getan, solang der Schmerz jede Drehung und Streckung bestimmt. Allerdings muss niemand den "Indianer spielen", der angeblich keinen Schmerz kennt. Hilfreich beim Bewegungserhalt sind schmerzlindernde Medikamente, die wegen ihrer Nebenwirkungen jedoch nicht dauerhaft als Tabletten eingenommen werden sollten.
Einige Krankenkassen bieten Schmerzpatienten ein Rückenschul-Training an. Langfristig von Nutzen können auch Entspannungsmethoden wie die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, ein autogenes Training oder Methoden der asiatischen Medizin wie Yoga, Thai-Chi und Meditation. Entsprechende Kurse offerieren u.a. Volkshochschulen sowie private Anbieter.