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USA-Reise Silicon Valley: Urlaub zwischen Hightech und Mystery-Villa

Google, Apple, Facebook: Das Silicon Valley südlich von San Francisco ist als Nabel der Tech-Industrie bekannt. Ist es deshalb nur ein Reiseziel für Computernerds? Unsere Autorin ist hingefahren.

Von Verena Wolff, dpa Aktualisiert: 09.01.2023, 10:54
Das Winchester Mystery House gibt sich äußerlich eindrucksvoll, aber innen warten diverse bauliche Kuriositäten.
Das Winchester Mystery House gibt sich äußerlich eindrucksvoll, aber innen warten diverse bauliche Kuriositäten. Michael Halberstad/Visit California/dpa-tmn

San José - Allzu lange ist es noch nicht her, dass die kleinen Orte um San José im Süden der Bay Area verschlafene Nester waren. Cupertino, Mountain View und Menlo Park kannte man nicht. Palo Alto schon eher, dort ist seit 1885 die Eliteuniversität Stanford.

Doch in den 1960er Jahren begann eine Entwicklung, die bis heute andauert: Aus klobigen Rechenmaschinen wurden Personal Computer, die auch für den Heimgebrauch erschwinglich waren. „Als dann noch die Transistoren auf den Halbleitern immer günstiger hergestellt wurden, begann der Erfolg des Silicon Valley“, erzählt Dave Cortesi im Computer History Museum in Mountain View.

Zwei Faktoren sorgten dafür: Zum einen gab es in der Gegend Silizium-Vorkommen, die zur Produktion genutzt wurden. Zum anderen gab (und gibt) es hier viele Arbeitskräfte. Denn rund um die Bucht von San Francisco liegen zahlreiche erstklassige Universitäten. Neben Stanford etwa die University of California mit ihrem Standort Berkeley oder die Hochschule in San José, vor allem für ihre technischen Studiengänge bekannt.

Ein Platz für Ideen

Nicht nur wohlhabende Studierende besuchen hier die Unis, sondern auch viele mit guten Ideen. Diese „Tekkies“ werden oft bereits aus dem Studium heraus von Firmen rekrutiert. Sie arbeiten ein paar Jahre in der Industrie, bis sie genug Geld verdient haben oder sich gut genug vernetzt haben, um eigene Ideen an den Markt zu bringen.

„Es gibt wohl kaum einen Ort in Amerika, an dem so viel geballtes Wissen vereint ist“, sagt Cortesi. Und an dem so viele Menschen bereit sind, sich auf neue Ideen einzulassen.

„Auch ein Nerd wie Bill Gates kam kurz durch Silicon Valley, ehe er sich in Seattle mit seinem Unternehmen Microsoft niederließ“, erzählt Cortesi. So wie Gates es verstanden hatte, dass die PC, die Firmen wie IBM produzierten, eine eigene Sprache brauchten, um von ihren Nutzern bedient werden zu können, gibt es auch heute Leute, die verstehen, was die Nutzer morgen brauchen werden.

Ein Besuchszentrum, das ein Shop ist

Wer aber meint, dass es besonders viel zu sehen gibt im Silicon Valley, der irrt. Es sei denn, es geht um die Dichte an Teslas. Die Elektroautos fahren gefühlt nirgendwo in den USA so häufig auf den Highways wie hier. Das mag an der guten Lade-Infrastruktur liegen, aber auch daran, dass Tesla seinen Hauptsitz in Fremont hat. Noch so einem Bay-Area-Ort, von dem man sonst nichts wüsste.

Abgesehen davon sehen Besucher im Silicon Valley vor allem eines: Firmenlogos und Bürostädte. Einige davon sind von der Außenwelt abgekapselt - wie das berühmte, mehrere Milliarden US-Dollar teure, Ufo-artige Hauptgebäude des iPhone-Herstellers Apple in Cupertino.

Apple-Fans können sich hier trotzdem mit ihren Lieblingsprodukten eindecken. Ganz in der Nähe des großen unzugänglichen Runds gibt es das Apple Park Visitor Center, das vor allem auch ein Apple Store ist. Dort werden jedoch nicht nur Telefone, Tablets und ausgesuchtes Zubehör verkauft, sondern auch Accessoires des Unternehmens mit dem Apfel, die man sonst nirgendwo auf der Welt bekommt - T-Shirts, Tassen und verschiedener Kleinkram zählen dazu.

Kein Selfie mit dem „Like“-Button

In Menlo Park kann man nicht mehr vor dem erhobenen Daumen, dem stilbildenden „Like“, von Facebook ein Selfie knipsen. Seit sich das Unternehmen von Mark Zuckerberg in Meta umbenannt hat, schmückt das neue Logo - eine Art verzerrtes Unendlichkeitszeichen - das Firmenschild der Zentrale.

Wer wiederum in Mountain View zum Google-Campus fährt, sieht einen sehr gepflegten Ort mit den berühmten bunten Google-Fahrrädern und grün markierten Fahrradwegen, die die verschiedenen Gebäude des Unternehmens verbinden, dazu kleine Ruheinseln. Und an der Straßenkreuzung Charleston Road/Huff Avenue ein paar Android-Männchen. Sonst nichts.

Viel interessanter ist dann doch das eingangs erwähnte Museum der Computergeschichte, das vom Google-Campus nur eine Meile entfernt und in einer Viertelstunde zu Fuß zu erreichen ist. Hier lernen Nerds und Normalos, wie es kam, dass heute in fast jedem Gerät ein Chip steckt. Es empfiehlt sich, eine Führung abzupassen, denn die werden oft von Menschen gemacht, die früher selbst in der Industrie gearbeitet haben. So wie Dave Cortesi, der bei IBM sein Geld verdiente.

Dinieren im VR-Raum

Dass im Silicon Valley jede Menge Geld sitzt, dass die zumeist jungen und gut verdienenden Tekkies auch ausgeben wollen, ist vielerorts zu sehen. Etwa in den großen Einkaufszentren in und um San José.

Eines davon ist das Westfield Valley Fair in Santa Clara, das nicht nur „All-American“-Marken im Angebot hat, sondern auch die noblen aus Übersee. In mehreren Flügeln sind Restaurants eingezogen, die teils einmalig sind in den USA.

iChina ist so eines. Fusionsküche gibt es dort, asiatisches Ambiente in Jadegrün und Gold - und einen Virtual-Reality-Raum, in dem bis zu zwölf Menschen bewirtet werden können. In jeder Kulisse, in der sie nur wollen, wie Executive Chef Eddie Lam eindrucksvoll zeigt.

Eine sehr spezielle Villa für alle

Dass die Gegend südlich von San Francisco nicht erst ein beliebter Wohnort ist, seit die Techbranche dort Wurzeln geschlagen hat, zeigt das Winchester Mystery House. Um die vorvergangene Jahrhundertwende kam die wohlhabende Witwe des Waffenbauers William Wirt Winchester von der US-Ostküste hierher und ließ diese spezielle Villa bauen.

Die Witwe war offenbar etwas wunderlich: Sie hatte Mann und Kind verloren und wandte sich in ihrem Schmerz an Wahrsager. Die trugen ihr auf, dass das Haus, das sie errichten wollte, nie fertig werden dürfe. Also sägten, hämmerten und bauten Handwerker 38 Jahre lang an der Villa, damit sich dort keine Geister breitmachten.

Das resultierte in Kuriositäten wie Treppen, die ins Nichts führen, halben Stockwerken und mehr als 200 Zimmern. Und einer Attraktion in San José, die seit Jahrzehnten Besucher begeistert, die nicht so viel mit Hardware und Software am Hut haben.

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