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Seattles Oben-Haus droht Abriss

Im Zeichentrickfilm Oben bindet ein Opa Luftballons an sein kleines Haus, das abgerissen werden soll, und fliegt damit davon. Ein echtes Oben-Haus ist in Seattle zur Touristen-Attraktion geworden - hat den Kampf gegen den Abriss aber wohl verloren.

Von Christina Horsten, dpa 28.04.2016, 07:25
Das «Up»-Haus ist wohl nicht zu retten. Foto: Christina Horsten
Das «Up»-Haus ist wohl nicht zu retten. Foto: Christina Horsten dpa

Seattle (dpa) - Einst war das kleine Haus von Edith Macefield eines von vielen. Die zweigeschossigen Häuschen sahen alle gleich aus und standen nebeneinander am Rand einer Straße im Norden von Seattle. Heute ist an der Stelle ein großes Einkaufszentrum, mit Supermarkt, Modekette und Fitnessstudio.

Die Häuschen von einst sind weg - bis auf das von Edith Macefield. Das steht, wenn auch in jämmerlichem Zustand. Von drei Seiten wird das mit Spanholzplatten überdeckte Gebäude von dem doppelt so hohen Einkaufszentrum überragt, das einfach drumherum gebaut worden ist. An einem Bauzaun vor dem Haus hängen drei schlaffe Luftballons in Rot, Gelb und Blau.

In Seattle, ganz im Nordwesten der USA im Bundesstaat Washington gelegen, kennt so gut wie jeder das kleine Häuschen, und fast täglich kommen Touristen vorbei und binden neue Luftballons an den Bauzaun. Macefield nannte ihr um 1900 gebautes Haus Whitewood Cottage, aber die Menschen in Seattle nennen es das 'Up'-Haus, nach dem oscargekrönten Disney-Zeichentrickfilm Up (deutscher Filmtitel: Oben) von 2009. Darin soll das kleine Häuschen eines Opas abgerissen werden, er aber bindet Luftballons daran und fliegt davon. Disney warb damals auch mit dem 'Up'-Haus in Seattle, das nicht die Vorlage für den Film gewesen sein soll, und band für eine Promotionsveranstaltung Luftballons daran.

Doch die Rettung blieb aus. Macefield, die angeblich Kaufangebote von bis zu einer Million Dollar (etwa 885 000 Euro) für ihr Haus ausschlug, eisern dort ausharrte und in Seattle inzwischen zur legendären Volksheldin geworden ist, starb 2008 noch vor Erscheinen des Films im Alter von 86 Jahren. Zuvor hatte sie sich mit dem Hausmeister angefreundet, der den Bau des Einkaufszentrums übersah. Ihm vermachte sie das Gebäude, doch er konnte es nicht halten und es ging an eine Investmentfirma. Seitdem ist die Zukunft des Häuschens unklar.

Der Verein Opal, der sich für bezahlbares Wohnen einsetzt, wollte das Haus kaufen, an einen anderen Ort bringen, renovieren und wieder bewohnen lassen. Aber die dafür benötigten 205 000 Dollar kamen bei einer Online-Sammelaktion nicht zusammen. Wir haben alles gegeben, sagte Opal-Chefin Lisa Byers der Seattle Times. Es tut uns leid, dass wir das nicht möglich machen konnten.

Inzwischen hat eine mit den Ballard Blocks, dem um das Haus herum gebauten Einkaufszentrum, zusammenarbeitende Investmentfirma das Grundstück für 450 000 Dollar gekauft, wie das Puget Sound Business Journal berichtet. Damit scheint das Schicksal des Up-Hauses besiegelt. Ich denke, es hat wahrscheinlich sein sinnvolles Leben aufgebraucht - und mehr, sagt der zuständige Makler Paul Thomas. Es zu renovieren sei zu aufwendig und teuer, das Dach sei voller Löcher und die Balken morsch.

Fans des Up-Hauses hoffen dennoch weiter. Renoviert es doch bitte, sodass es wie vorher aussieht, schreibt Paul Petry auf der Facebook-Seite des Hauses. Es sollte ein Gemeindezentrum werden, schlägt Jeannie Owen Miller vor. Auch der Rat des Viertels Ballard, in dem das Haus liegt, will sich mit dem Thema befassen. Verewigt wird das Up-Haus aber wohl in jedem Fall: Das Filmstudio Fox plant, die Geschichte zu verfilmen.

"Up"-Haus bei Facebook

Eingepfercht. Foto: Christina Horsten
Eingepfercht. Foto: Christina Horsten
dpa