Volksstimme-Telefonforum zur Zahngesundheit Seelische Belastungen können sich auf Zähne und Zahnfleisch auswirken
Lachen ist gesund, weiß der Volksmund. Vor lauter Schmerz in Mund oder Gesicht ist manchen aber schon das Lachen vergangen. Andere mögen keine Zähne zeigen, weil sie sich dafür schämen. Zum Motto des diesjährigen Tages der Zahngesundheit "Gesund beginnt im Mund – Lachen ist gesund" gaben gestern die Magdeburger Zahnärzte Dr. Carsten Hünecke und Dr. Dirk Wagner Auskunft zu Auswirkungen von seelischen Belastungen oder Stress auf die Zahn- und Mundgesundheit. Gudrun Oelze notierte Fragen und Antworten.
Frage: Seit einiger Zeit scheine ich die Zahnpaste nicht mehr zu vertragen, das Zahnfleisch brennt und juckt. Kann ich ohne Paste putzen?
Antwort: Sie könnten testen lassen, ob Sie auf bestimmte Inhaltsstoffe der Zahnpaste allergisch reagieren. Wichtig aber ist die mechanische Reinigung der Zähne mit der Bürste, zur Not auch nur mit Wasser. Die Paste, möglichst fluorhaltig, unterstützt dann nur noch den Effekt der mechanischen Entfernung der Beläge auf den Zahnoberflächen.
Frage: Mein Mann knirscht im Schlaf sehr stark mit den Zähnen. Ist das schädlich?
Antwort: Bruxismus, bekannt als Knirschen oder Pressen der Zähne, beobachten wir Zahnärzte als ein zunehmendes Krankheitsbild. Dabei kann es durchaus zu Verlust von Zahnsubstanz kommen. Extreme Knirscher können ihre Zähne sogar bis aufs Zahnfleisch abmahlen. Hinzu können wegen der großen Belastung der Kaumuskulatur scheinbar unerklärliche Schmerzen im Kiefer, an den Wangen und Schläfen sowie Kopfweh kommen. Eine einfache Knirscherschiene schützt den Zahnschmelz und hemmt die nächtliche unbewusste Bewegung von Kaumuskulatur und Kiefergelenken.
Die Kosten dafür übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen, weitergehende funktionsdiagnostische Untersuchungen sind aber meist eine Privatleistung.
Als Ursache für das zunehmende Knirschen bei Patienten wird neuesten Studien zufolge übrigens sehr häufig Stress angesehen – man beißt im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne zusammen.
Frage: Leider bin ich seit längerem auf Zahnersatz angewiesen. Ich habe schon die zweite Prothese, aber sie passt einfach nicht. Mein Zahnarzt und auch ein Gutachter sind zwar anderer Meinung, aber ich merke doch, dass ich nicht richtig sprechen und kauen kann und gegenüber anderen den Mund am liebsten nicht aufmache.
Antwort: Zunächst sollten Sie sich eine weitere Expertenmeinung zur Passform Ihres Zahnersatzes einholen. Wenn es aus prothetischer Sicht keine Mängel gibt, könnte tatsächlich die Psyche verantwortlich für Ihre Beschwerden sein. Wir beobachten in unseren Praxen gar nicht so selten, dass sich seelische Belastungen auf Zähne und Zahnfleisch auswirken. Wiederholte Korrektur oder Erneuerung von Füllungen oder Zahnersatz hilft in diesen Fällen nicht. Da muss dann interdisziplinär nach den Ursachen gesucht werden.
Frage: Ich leide an sehr starkem Brennen im ganzen Mund und speziell auf der Zunge. Was kann man dagegen tun?
Antwort: Wenn Ihr Zahnarzt für diese Beschwerden im Mund keine zahnmedizinisch bedingte Ursache findet, sollten Sie den Hautarzt, einen Neurologen oder auch einen Psychologen konsultieren. Denn Seelenkummer kann bekanntlich das körperliche Wohlbefinden beeinträchtigen und sich auch direkt im Mundbereich manifestieren. Überweisungen zu Fachärzten kann aber nicht der Zahnarzt ausstellen, sondern nur der Hausarzt veranlassen.
Frage: Ich habe unten keinen einzigen Zahn mehr, und meine Prothese "klappert" sehr. Wie kann man ihr Halt geben?
Antwort: Im Unterkiefer findet eine Totalprothese leider immer weniger Halt als im Oberkiefer. Vorübergehend kann die Verwendung von Haftcreme etwas helfen. Für einen dauerhaft festen Sitz des Zahnersatzes und damit auch für mehr Lebensqualität ist eine Implantation sinnvoll, wenn die Knochenverhältnisse im Kiefer es erlauben. Diese Lösung ist allerdings finanziell aufwändig.
Frage: Eine Lücke zwischen den beiden Frontzähnen stört mich vor allem aus ästhetischen Gründen sehr. Beim Lachen ist sie besonders deutlich sichtbar. Soll ich die Zähne ziehen und durch künstliche ersetzen lassen?
Antwort: Auf keinen Fall. Die eigenen Zähne sollten so lange wie möglich im Mund bleiben. Eine Lücke kann durch kleinere kosmetische Füllungen oder keramische Schalen, sogenannte Veneers, die auf die Zähne aufgeklebt werden, unsichtbar gemacht werden. Kosmetische Korrekturen sind allerdings grundsätzlich keine Leistung der gesetzlichen Kranken- versicherung.
Frage: Mir wurde zu einer elektrischen Zahnbürste geraten. Braucht man damit nicht so lange zu putzen?
Antwort: Auch mit der elektrischen Zahnbürste sollten Sie die Zähne zwei bis drei Minuten lang reinigen. Wie bei der einfachen Zahnbürste gilt aber: nicht so stark aufdrücken.
Frage: Ich trinke gern Tee. Leider sieht man das meinen Zähnen an. Die Verfärbungen gehen auch durch gründliches Putzen nicht weg. Gibt es einen anderen Weg zu weißen Zähnen?
Antwort: Eine professionelle Zahnreinigung (PZR) in der Praxis entfernt auch solche Verfärbungen – ein angenehmer Nebeneffekt dieser für die Zahngesundheit wichtigen Maßnahme. Dabei werden mit speziellen Instrumenten und Pasten der Zahnstein und alle anderen Beläge entfernt, die nicht nur unschön aussehen, sondern vor allem Nährboden für die Parodontitis auslösenden Bakterien bieten. Die gereinigten Zähne werden zum Abschluss der PZR dann auch noch auf "Hochglanz" poliert.
Antwort: Zu Angst besteht eigentlich kein Grund. Die heutigen Geräte und Therapien ermöglichen eine relativ schmerzarme, bei örtlicher Betäubung sogar schmerzfreie Behandlung. Viel Bedeutung hat auch ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis zwischen Patient und Zahnarzt, der seine "Angsthasen" auf dem Behandlungsstuhl auch psychologisch begleiten kann. In schweren Fällen kann auch Hypnose helfen. Welcher Zahnarzt eine solche – privat zu bezahlende – Leistung anbietet, kann bei der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt erfragt werden.
Frage: Meinem Sohn wurde einen Schneidezahn im Oberkiefer ausgeschlagen. Mit der Prothese kommt er nicht zurecht, läuft lieber mit der Lücke herum. Ab welchem Alter kann ein Implantat gesetzt werden?
Antwort: Dafür sollte das Knochenwachstum stabil abgeschlossen sein. Das ist meist erst bei 20-Jährigen der Fall.
Frage: Für meine starken Schmerzen am Hals und im unteren Teil des Gesichtes haben diverse Fachärzte keine Erklärung gefunden. Können diese mit den Zähnen zusammenhängen?
Antwort: Das ist möglich, wenn zum Beispiel die Muskulatur von Kiefer und Gesicht extrem verspannt ist. Das kann Ihr Zahnarzt durch Abtasten aber relativ schnell und einfach feststellen. Gegen solche Beschwerden kann eine Schienentherapie, begleitet von physiotherapeutischen Maßnahmen, helfen. Insgesamt aber können chronische Gesichtsschmerzen viele verschiedene Ursachen haben. Fast immer gibt es einen Zusammenhang mit körperlichen und psychischen Einflüssen.
Frage: Trotz regelmäßiger Zahnpflege habe ich Mundgeruch. Die Beläge entferne ich gründlich, allerdings blutet dabei das Zahnfleisch.
Antwort: Das deutet auf einer Entzündung des Zahnhalteapparates hin. Plaque kann sich auch in den Zahnzwischenräumen und -taschen bilden, die daheim schwer zu reinigen sind. Die dort siedelnden Bakterien zerstören das Zahnfleisch durch zahlreiche Fäulnis- und Zersetzungsprodukte. Diese bedingen oft einen typischen, unangenehmen Mundgeruch. Er kann nach einer professionellen Zahnreinigung durch Fachpersonal in der Praxis oder nach weiterführenden Parodontitisbehandlungen wieder verschwinden. Für Mundgeruch ist oft auch der Belag auf der Zunge verantwortlich. Mit einem Zungenschaber sollte man diesen regelmäßig entfernen.